Chinesen kaufen Schweizer Traditionsfirma Alu Menziken
Ausverkauf der heimischen Industrie?

Eine chinesische Gruppe hat erneut eine Schweizer Traditionsfirma übernommen. Findet in der Schweiz ein Ausverkauf statt? Blick liefert die wichtigsten Zahlen.
Publiziert: 12.06.2024 um 17:04 Uhr
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Alu Menziken mit Sitz in Reinach AG wird von einer chinesischen Gruppe gekauft.
Foto: Blick
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Ein chinesischer Investor hat in Reinach AG zugeschlagen: Die Mengtai-Gruppe aus China kauft die Alu Menziken. Die Schweizer Traditionsfirma gehört künftig zur deutschen Tochtergesellschaft der Gruppe. Die Mehrheit der Blick-User und -Userinnen nimmt die Nachricht schlecht auf. «Der Ausverkauf der Schweizer Firmen geht weiter», ist nur einer von vielen ähnlichen Kommentaren. Die Herkunft des Käufers löst Ängste aus. Sind diese berechtigt?

Tatsächlich ist die Schweiz bei chinesischen Firmen ein beliebter Standort für Übernahmen. Die Firmenkäufe der Chinesen in ganz Europa sanken 2023 auf den tiefsten Stand der letzten zwölf Jahre seit. In der Schweiz sind sie hingegen weiterhin in die Offensive, wie Zahlen des Beratungsunternehmens Ernst & Young zeigen.

Schweiz bei chinesischen Firmen beliebt

Chinesische Investoren kauften im letzten Jahr sechs Firmen in der Schweiz oder beteiligten sich an diesen. Damit steht die Schweiz als kleines Land europaweit auf Platz 6. Einige der Unternehmen oder Beteiligungen befanden sich aber bereits davor in ausländischen Händen. 

So hat das chinesische Internet-Unternehmen Tencent für 100 Millionen US-Dollar Aktien an der Global Blue Group Holding in Brüttisellen ZH von US-Investoren übernommen – ein auf Dienstleistungen im Bereich steuerfreies Einkaufen spezialisiertes Unternehmen. Und Focuslight Technologies Inc hat die SUSS MicroOptics SA für 80 Millionen Dollar von deutschen Besitzern gekauft – ein weltweit führender Anbieter von Hochleistungslasern mit Sitz in Neuenburg.

Sorgen wegen Technologieabzug und chinesischer Regierung

Insgesamt investierten chinesische Firmen im letzten Jahr knapp 196 Millionen Dollar in der Schweiz. Das reicht europaweit für Platz 3. Das effektive Volumen dürfte jedoch höher sein. Gemäss EY sind lange nicht alle Preise bei Übernahmen bekannt.

In der Vergangenheit gab es schon viel grössere Deals: So schlug ChemChina für 43 Milliarden Dollar beim Basler Chemiekonzern Syngenta zu.

Schweizer Firmen gehen auf Shoppingtour im Ausland

Deutlich häufiger werden Schweizer Firmen jedoch von europäischen oder US-Firmen aufgekauft: Diese Länder waren bei 2023 in knapp 90 Prozent der Übernahmen von kleinen oder mittleren Unternehmen involviert. 

Allerdings ist die Zahl der Übernahmen durch ausländische Unternehmen in den letzten zwei Jahren gesunken. Der starke Franken schreckt vor Einkaufstouren hierzulande ab. Gemäss dem Beratungsunternehmen KMPG gab es im letzten Jahr 118 Fälle, in denen ausländische Unternehmen Schweizer Firmen gekauft oder Anteile an diesen übernommen haben. Schweizer Firmen haben Ausland in 216 Fällen zugeschlagen. Die Schweiz geht dank des starken Frankens im Ausland shoppen. 


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