Die ungarische Billig-Airline Wizz Air hat ein «Flug-Abo» lanciert, das pro Jahr schlappe 600 Euro kostet. Und Zugang zu allen Flügen erlaubt – allerdings nur, wenn frühestens drei Tage im Voraus gebucht wird und noch Plätze verfügbar sind.
Klar: Es handelt sich um ein Angebot, das Wizz primär dazu dient, leer gebliebene Sitze mit noch etwas Ertrag zu füllen. Doch offenbar hat das Modell Erfolg – gerade bei in der Schweiz wohnhaften Personen aus dem Balkan. Die finden, die Preise seien bei anderen Airlines jeweils zu hoch.
Eine davon ist die Schweizer Fluggesellschaft Chair Airlines, die auch Charterflüge in den Balkan für das Unternehmen Air Prishtina durchführt. Muss sie auf den Vorstoss von Wizz Air reagieren?
System mit vielen Restriktionen
Chair-CEO Shpend Ibrahimi (52) erklärt gegenüber Blick: «Wir sind sehr entspannt und sehen die Aktion von Wizz in erster Linie als gut platzierte PR.» Das System habe viele Restriktionen und in der Hauptsaison oder an Feiertagen dürfte kaum ein Abo-Inhaber Plätze belegen können. «Wer möchte schon seinen Flug für Ferien, für einen Familienbesuch oder für eine Hochzeitsfeier erst drei Tage vor Abflug buchen, ohne garantierte Verfügbarkeit?», fragt Ibrahimi. Das System sei «eine Lotterie».
Dies sei nicht die Strategie von Chair. Man wolle der eigenen Kundschaft Gewissheit geben, dass alles klappt.
Mehr zu Chair
Doch wie steht Ibrahimi zum Vorwurf, dass Personen aus dem Balkan bei Flügen ab der Schweiz «abgezockt» werden? Er verweist auf normale Marktvorgänge: «Das Pricing ist immer dynamisch, basierend auf Angebot und Nachfrage.» Chair habe im Winter teils Flugpreise ab 50 Franken. Wer weit im Voraus buche, habe auch in der Hauptsaison Möglichkeiten, gute Preise zu ergattern. 700 Franken in der Hochsaison sei nicht aussergewöhnlich.
Ein Blick auf die Website von Air Prishtina zeigt: Es gibt auch kurzfristig noch Flüge nach Ohrid (Nordmazedonien) für 250 Franken oder nach Pristina (Kosovo) für 330 Franken. Wobei: Die konstante Ertragsoptimierung der Fluggesellschaften hat das Buchen von preiswerten Flugtickets zu einer echten Kunst erhoben...
Abo ist bei anderen Airlines kein Thema
Bleibt die Frage, ob das «Flug-Abo» als Instrument für die Optimierung der Flugauslastung bei anderen Airlines auch zum Einsatz kommt. Wizz Air ist hier nicht allein: Frontier, Southwest oder Alaska Airlines, alle aus den USA, kennen ähnliche Flug-Abos.
Doch für Ibrahimi sei dies «absolut kein Thema». Wer bei Chair buche, habe den Platz auf sicher. Auch bei Swiss oder Easyjet, die ab der Schweiz vereinzelt zu Zielen im Balkan fliegen, sei ein Flug-Abo kein Thema. «Dies, weil sich unser Geschäftsmodell als Hub-Carrier mit zahlreichen Umsteigeverbindungen über Zürich grundlegend von dem von Wizz Air unterscheidet», wie ein Swiss-Sprecher gegenüber Blick präzisiert.