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CEO Sutter forderte Solidarität mit Angestellten an der Front
Coop-Standpauke gegen Homeoffice-Befürworter

Nach dem Ausbruch der zweiten Corona-Welle wünschten Coop-Mitarbeiter mit Bürojobs, ihre Arbeit zu Hause verrichten zu dürfen. CEO Joos Sutter wiegelte ab. In der Chefetage herrschte die Befürchtung, Angestellte wollten es sich im Homeoffice nur gemütlich machen.
Publiziert: 15.11.2020 um 00:42 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2020 um 10:12 Uhr
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Am Hauptsitz von Coop in Basel kam es im September offenbar zu zwei hitzigen Sitzungen.
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Mit dem Beginn der zweiten Corona-Welle machte bei Coop im September eine Petition die Runde. Mitarbeiter mit Bürojobs forderten, dass sie ihre Arbeit zu Hause erledigen dürfen. Coop-Chef Joos Sutter (56) zitierte die Mitarbeiter an den Hauptsitz in Basel. Und hielt eine Standpauke.

Laut Anwesenden herrschte dicke Luft, das Gespräch war von Misstrauen geprägt, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Homeoffice widerspreche der Unternehmenskultur von Coop, liess der Chef mit durchblicken. Unterschwellig warf Sutter den Mitarbeitern vor, sie wollten es sich daheim nur gemütlich machen.

Vorne der Chef, in der Mitte die Angestellten, zuhinterst deren Vorgesetzte

Der eigenen Gesundheit und derjenigen ihrer Familien zuliebe wollten Mitarbeiter mit Bürojobs ihre Arbeit lieber zu Hause erledigen. Daher hatten rund 70 vorab jüngere Mitarbeiter die Petition unterschrieben – und waren vom Coop-Chef an zwei Morgen nach Basel zitiert worden, inklusive ihrer Vorgesetzten.

Das habe sich dann wie folgt abgespielt: «Der CEO steht vorne, die Homeoffice-Befürworter sitzen in der Mitte, zuhinterst deren Vorgesetzte. Es wird schnell hitzig. Als die Mitarbeiter dem CEO kontern, hält dieser eine Standpauke und macht klar, wer das Sagen hat. Homeoffice bleibt verboten.»

Verbot von kurzer Dauer

Den Angestellten sei unterschwellig vorgeworfen worden, dass sie Corona als Vorwand für eigene Zwecke nutzen würden, um flexiblere Arbeitsmodelle durchzusetzen. Offenbar herrschte in der Chefetage wenig Verständnis für die Unterschiede zwischen Angestellten an der Front und jenen im Büro. Sutter setze auf Präsenzpflicht und wünsche keine Sonderregelungen.

Später erklärte Coops Medienstelle auf Anfrage, dass auch von Büroangestellten eine gewisse innerbetriebliche Solidarität erwartet werde: «Rund 90 Prozent unserer Mitarbeitenden arbeiten im Verkauf, in der Logistik und in der Produktion. Dort ist Homeoffice grundsätzlich nicht möglich.»

Das Verbot war jedoch von kurzer Dauer. Seit der Bundesrat im Oktober eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen hat, ist Homeoffice auch bei Coop nicht länger untersagt. Mittlerweile arbeiten die meisten Angestellten der Zentrale wieder von zu Hause aus. Der Detailhandelsriese beschäftigt rund 90’000 Menschen. (kes)

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