Cash only in der Zürcher Totalbar
«Keine Datenspuren, keine Gebühren»

In einer Berghütte ist es nicht unüblich, dass nur Bargeld akzeptiert wird. Aber in Zürich, dem urbanen Zentrum der Schweiz, Heimat des Finanzplatzes? Auch hier halten letzte Gastro-Betriebe am Primat des Bargelds fest. Aus finanziellen Gründen – und aus moralischen.
Publiziert: 05.06.2023 um 01:13 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2023 um 06:05 Uhr
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«Vielleicht ist es kein Problem für dich, aber viele Menschen besitzen auch heutzutage kein Bankkonto», heisst es auf der Website der Totalbar.
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Die Totalbar ist eine Insel. Die kleine Bar mitten im Zürcher Langstrassenquartier akzeptiert keine Kartenzahlungen – als eine der letzten in der Stadt. «Cash Only» steht auf einem Schild an der Bar. Während andere den gegenteiligen Weg gehen, nur noch Plastikgeld akzeptieren, hält Totalbar-Inhaber Michel Monod (49) schon auf der Webseite prominent fest: «Nur Bares ist Wahres!»

Die Möglichkeit, mit Bargeld zu bezahlen, werde laufend eingeschränkt. «Vielleicht ist es kein Problem für dich, aber viele Menschen besitzen auch heutzutage kein Bankkonto», heisst es dort weiter. Betroffen seien etwa Sans-Papiers, Menschen im Asylsystem oder solche ohne festen Wohnsitz.

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«Mitten in der Stadt können wir es uns das leisten. Auf dem Land wäre es mühsamer.»
Michel Monod, Geschäftsleiter und Mitinhaber Totalbar
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Hinzu komme, dass man mit jeder Kartenzahlung eine Datenspur hinterlasse. Ganz abgesehen von den Kosten: Zahlungsabwickler verrechnen eine Monatsgebühr für die Bezahlterminals. Hinzu kommen Kommissionen für jede einzelne Zahlung. Je nach Zahlungsabwickler und abhängig davon, welche Karte der Kunde benutzt, können für ein einziges Bier bis zu 30 Rappen Kommission anfallen. «Das muss die Kundschaft am Ende mitzahlen, indem man es auf den Preis aufschlägt», rechnet Monod vor.

«Es kommt oft vor, dass die Leute zum Bankomaten müssen», erzählt Monod. Der nächste liegt gerade einmal 200 Meter entfernt. «Hier, mitten in der Stadt, können wir es uns leisten, die Leute zum Geldabheben zu schicken. Auf dem Land wäre das mühsamer.»

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Manche Gäste gehen wieder

Wie Monod handhaben es eine Handvoll Bars und Restaurants – darunter die Wohnzimmerbar, die Marsbar oder das türkische Restaurant Tantpis. Sie alle bedienen eine ähnliche Klientel: jung, urban, hip, links-alternativ.

Und doch: Auch in der Totalbar kommt die «Cash Only»-Regel nicht bei allen gut an. «Manche Leute finden das total daneben und gehen wieder», meint Monod schulterzuckend. Aber die Bar ist am Wochenende meistens rappelvoll. Wenn ein Gast geht, nimmt eben der nächste seinen Platz ein. Monod: «Wir erhalten auch viele positive Reaktionen. Die Leute finden es gut, dass wir niemanden ausschliessen.»

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