Auf einen Blick
- Genf ist Europas zweitgrösster Privatjet-Flughafen, mit 14'937 Landungen im Jahr 2023
- Auch Zürich mischt im Privat-Business ganz vorne mit
- Greenpeace fordert Verbot wegen Klimakrise und ultrakurzen Strecken
Rund 40 Privatjets landeten 2023 pro Tag am Flughafen Genf. Damit liegt die Rhônestadt auf Platz 2 der geschäftigsten Privatjet-Flughäfen Europas.
Das geht aus einer Studie des deutschen Forschungsinstituts T3 hervor, die im Auftrag von Greenpeace erstellt wurde. T3 hat sich den Privatjet-Verkehr im Jahr 2023 zu 45 Flughäfen an ausgewählten Ferienzielen angeschaut. Aus der Schweiz figuriert darunter nur Genf.
Im vergangenen Jahr landeten in Genf 14'937 Privatjets. Die meisten Flüge kamen aus Frankreich (4604), Grossbritannien (1953) und Italien (1719). Die meisten Privatjets erreichten Genf vom Flughafen Paris Le Bourget, gefolgt von Nizza und dem Londoner Flughafen Farnborough. Warum Genf? Weil die Stadt beliebt ist als Ausgangspunkt für Trips in die Schweizer und die französischen Alpen.
Es wurden aber auch Abflüge von Privatjets von diversen europäischen Flughäfen zu den 45 Ferienzielen angeschaut. Daraus geht hervor, dass es ab Genf 2868 Privatjet-Abflüge gab, in Zürich 2246, in Sitten 804, in Bern 470 und in St. Gallen-Altenrhein 465. Aus der Schweiz gab es total 8690 Flüge mit Privatjets zu den 45 untersuchten Zielen. Die meisten davon nach Frankreich und Spanien. Auf Platz 3: Flüge innerhalb der Schweiz.
Privatjets fürs Geschäft und für die Ferien
Das ist ganz schön viel Privatjet-Verkehr für unser kleines Land. Zum Vergleich: Ab München, Berlin-Brandenburg und Hamburg flogen zusammen 2378 Privatjets ab.
In der Studie wurden kommerzielle wie auch private Privatjet-Flüge berücksichtigt. Ausgeschlossen wurden dagegen Flugbewegungen wie Ambulanzflüge, Regierungsflüge, Militärflüge oder Trainingsflüge.
Leider lässt sich nicht genau eruieren, wie viel Privatjet-Verkehr der Flughafen Zürich generell verzeichnet. Auf Anfrage von Blick erklärt ein Flughafensprecher, es sei im Jahr 2023 zu 33'546 Flugbewegungen im Segment «General Aviation und Business Aviation» gekommen. Heisst: Diese Zahl umfasst alle Flugbewegungen, die nicht der Kategorie «Linie und Charter» zugeordnet sind. Also Privatjet-Flüge, aber auch Flüge von anderen Kleinflugzeugen, Helikopterflüge, Ambulanzeinsätze und mehr.
Viele ultrakurze Flugstrecken
So oder so ist die Schweiz ein «Privatjet-Land». Nach Angaben der European Business Aviation Association (EBAA) steht die Schweiz auf Rang 6 der wichtigsten europäischen Privatflugmärkte. Spitzenreiter ist – und das deckt sich mit den Zahlen von T3 – Frankreich, gefolgt von Grossbritannien, Deutschland, Italien, Spanien und eben der Schweiz. Österreich, auf Rang 7, verzeichnet nicht einmal die Hälfte an Privatjet-Flügen im Vergleich zur Schweiz. Gemessen an der Gesamtbevölkerung liegt die Schweiz auf Platz 1.
Interessant: Fast 42,6 Prozent der insgesamt 117'965 Privatjet-Flüge, die T3 untersuchtem, fanden in der Sommerferienzeit statt, vom 1. Juni bis zum 30. September. Das deutet darauf hin, dass nicht nur Geschäftsreisende Privatjets nutzen, sondern auch Luxus-Ferienreisende solche Flieger buchen.
Mehr zum Thema Privatjets
Aus Sicht von Studien-Auftraggeber Greenpeace verschlimmert der «extravagante Luxus» die Klimakrise. Greenpeace fordert deshalb ein Verbot von Privatjets. Angeführt werden dafür einige ultrakurze Flugstrecken: Beispielsweise gab es im letzten Jahr 84 Flüge zwischen Lausanne und Genf, die nur 51 Kilometer auseinanderliegen. Ab Sitten gab es 152 Flüge nach Genf. Wohl primär für wohlhabende Skitouristen, die schnell ins Wallis wollten.
Laut der «Business Aviation Study Switzerland 2022» sorgt die Geschäftsfliegerei für über 34'000 direkte und indirekte Arbeitsplätze in der Schweiz und 15 Milliarden Franken an jährlicher Wirtschaftsleistung.