In den ersten Schweizer Kantonen und europäischen Ländern beginnen jetzt die Sommerferien. Damit beginnt auch die hektischste Zeit an Europas Flughäfen. Laut einer Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos planen Dreiviertel aller Europäer, diesen Sommer zu verreisen – der höchste Wert seit 2011.
Mit dem erwarteten Ansturm an Reiselustigen werden Erinnerungen an vergangenen Sommer wach. Die Nachwehen der Corona-Pandemie waren noch immer spürbar, die Flughäfen mit den Reisemassen völlig überfordert. Einige – wie Amsterdam Schiphol und London Heathrow – machten sich schon bald einen Namen als Pannen-Flughäfen. Klagen von Reisenden, die stundenlang auf ihren Flug oder gar Wochen auf ihr Gepäck warten mussten, waren an der Tagesordnung.
Blick hat bei den potenziellen Sorgenkindern unter den Flughäfen nachgefragt. Die Gründe, warum es diesen Sommer besser wird:
Mehr Personal
Im vergangenen Jahr kämpften Flughäfen vor allem mit einem Problem: Genügend qualifiziertes Personal zu finden. Dementsprechend ist eine regelrechte Anstellungsoffensive im Gange. Beispiel Schiphol: Auf Blick-Anfrage teilt ein Sprecher mit, man habe in den vergangenen Monaten mehr als 1000 neue Sicherheitsleute angestellt. Das genüge für den Moment.
Trotzdem ist man in den Niederlanden weiterhin besorgt. Vor allem bei Flügen mit Zielort ausserhalb der Europäischen Union könnte es weiterhin zu langen Warteschlangen kommen. Laut der niederländischen Tageszeitung «De Telegraaf» ist ein Mangel an genügend Polizisten an den Grenzkontrollen der Grund dafür.
Der Frankfurter Flughafen legt noch eine Schippe drauf: Dort hat man seit 2022 über 2500 Mitarbeitende in der Bodenabfertigung angestellt – 850 Angestellte sollen in den nächsten Monaten noch dazukommen. «Die Situation bleibt herausfordernd», teilt ein Sprecher mit.
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Neue Technologien
In Frankfurt baut man nicht nur beim Personal aus, auch eine Reihe neu installierter Technologien soll in den nächsten Monaten Chaos verhindern. Seit Januar verfügt der Flughafen über sogenannte CT-Scanner bei der Gepäckkontrolle. Die Abkürzung steht für Computertomografie, eine Technologie, die normalerweise in der Medizin eingesetzt wird.
Dank hochauflösender Bilder können Flüssigkeiten und elektronische Geräte im Handgepäck gelassen werden. Von den rund 160 Kontrollstellen sind aktuell bereits 7 mit der neuen CT-Technik ausgestattet. Im Juni und Juli gehen je 4 weitere CT-Geräte in Nutzung. Bis zum Frühjahr 2024 sollen 40 CT-Geräte in Frankfurt im Einsatz stehen.
Frankfurt ist kein Einzelfall. Ähnliche Bestrebungen laufen zum Beispiel in Grossbritannien. Die dortige Regierung forderte die Flughafen-Betreiber vor kurzem auf, ihre Technologie-Standards bei der Sicherheitskontrolle bis Juni 2024 vollständig anzupassen.
Weniger Verspätungen und Annullationen
Auch die Fluggesellschaften konnten inzwischen die Personalnot zumindest teilweise beheben. Das sorgt auch bei den Flughafen-Betreibern für weitere Entspannung. Amsterdams Flughafen Schiphol hatte wegen eines Mangels an Angestellten bis Mitte Mai eine Kapazitätsobergrenze. Nun sei eine solche nicht weiter nötig, teilt ein Sprecher mit.
Zudem stimmen Zahlen für die Frühlingsmonate zuversichtlich: Laut Aviatik-Portal Cirium ging die Zahl der annullierten Flüge innerhalb Europas im April gegenüber dem Vormonat um 48 Prozent zurück.
Ein Risiko bleibt bestehen
Trotzdem ist der Himmel für die europäische Aviatik-Industrie nicht wolkenfrei. Ein Risiko schlägt den Flughafen-Betreibern besonders auf den Magen: Streiks. Das musste soeben der Genfer Flughafen schmerzlich erfahren.
In Italien, Grossbritannien, Schweden und Spanien sind Streiks im Juli bereits angekündigt. Auch Lufthansa-Piloten könnten in Deutschland ihre Arbeit während der Sommerferien niederlegen, sollte der Konzern den Forderungen seiner Angestellten nicht nachgeben.