BLICK liefert Antworten auf die drängendsten Fragen zum UBS-Chefwechsel
Setzt Hamers nun den Rotstift an?

Sergio Ermotti geht, Ralph Hamers kommt. Was bedeutet der Wechsel an der Spitze der grössten Bank, was bringt der neue auch für die Kunden.
Publiziert: 20.02.2020 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2020 um 15:21 Uhr
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Regelmässiger WEF-Teilnehmer: Der neue UBS-Chef Ralph Hamers kennt zumindest schon Davos.
Foto: Youtube/ING
Sven Zaugg

Stabwechsel bei der UBS. Sergio Ermotti (59) tritt nach fast zehn Jahren an der Spitze der Grossbank ab. Das Ruder übernimmt der Niederländer Ralph Hamers (53), der bislang die niederländische Bank ING leitet. Hamers hat sich bei der ING vor allem als Vorreiter des digitalen Bankings profiliert und die niederländische Bank restrukturiert und transformiert.

Was bedeutet der Führungswechsel an der Spitze der UBS?

Maurice Pedergnana (56), Bankenprofessor an der Hochschule Luzern, spricht von einem längst überfälligen Wechsel. «Mit Ralph Hamers übernimmt ein überaus kompetenter Manager den Spitzenposten.» Hamers verfüge über die nötige Erfahrung und vor allem auch über das entsprechende Netzwerk in der internationalen Finanzwelt. «Eine überzeugende Wahl», glaubt Pedergnana.

Hamers – der Digitalisierungs-Turbo?

Tatsächlich hat der Niederländer den digitalen Weg der ING massgeblich geprägt. «Nicht zuletzt deshalb hat sich ING weit über die Landesgrenzen zu einem bedeutenden Finanzinstitut mit rund 40 Millionen Kunden gemausert», sagt Pedergnana. Er habe mit seiner Strategie, die Bank zu digitalisieren, um dadurch Kosten zu sparen, grosse Marktanteile gewonnen. «Hamers Ergebnisse konnten sich über die Jahre hinweg sehen lassen», sagt Pedergnana.

Kann Hamers, von einer Retail-Bank kommend, auch dem grössten Vermögensverwalter der Welt wieder zu Höhenflügen verhelfen?

Der Unterscheid zwischen einer ING und der UBS sei nicht sehr gross, sagt der Bankenprofessor. «Es braucht jemanden an der Spitze, der das internationale Banking kennt und anpacken kann.» Bei Hamers sei dies der Fall. Zumal der Lohn keine Rolle spielen sollte, wie Pedergnana sagt.

Apropos Lohn. Wie viele Millionen muss man verdienen, um einen guten Job zu machen?

Weber wird an der Pressekonferenz auf den relativ tiefen Lohn von Hamers angesprochen (er verdiente bei ING rund 2 Millionen Franken). «Es geht nicht ums Geld», sagt der UBS-Präsident. «Es geht um Leadership». Er sagt: Das Gehalt stehe in Verhältnis zur Performance. Wenn Hamers liefert, wird er gut verdienen.

Hamers ist auch als knallharter Sparer bekannt. Setzt er nun auch bei der UBS den Rotstift an?

Natürlich werde Hamers auch bei der UBS ganz genau hinschauen, wo optimiert werden kann, sagt Pedergnana mit Verweis auf die Zahlen. «Ermotti hat es nie geschafft, die Rentabilität der UBS merklich zu steigern, auch weil die UBS – zumindest teilweise – den digitalen Zug verpasst hat.» Ganz anders die ING. «Hamers konnte mit seiner Strategie die Kosten um ein vielfaches senken. Das wird er auch bei der UBS probieren», sagt der Bankenprofessor.

Wo wird die Digitalisierung bei der UBS Einzug halten?

Pedergnana geht davon aus, dass neue Technologien wie Blockchain künftig eine grössere Rolle spielen werden. «Das gilt für die Vermögensverwaltung ebenso wie fürs Investmentbanking.» Künstliche Intelligenz werde künftig entscheidend sein, wie ein Aktienportfolio gesteuert wird. «Diese Expertise bringt Hamers mit», sagt Pedergnana.

Werden nun alle Schalterhallen geschlossen, weil die UBS zur virtuellen Bank wird?

Davon ist nicht auszugehen. Der Wechsel an der UBS-Spitze wird erst in drei bis vier Jahren spürbare Veränderungen zeitigen, sagt Pedergnana. «Die Kunden werden vom Wechsel zu Beginn nicht viel merken.» Es ist auch nicht davon auszugehen, dass Hamers bei Amtsantritt alle Schalterhallen schliesst. Aber klar: «Er wird sicher auch nicht ins UBS-Filialnetz investieren», sagt Pedergnana. UBS-Kunden, die bereits heute digital unterwegs seien, dürften künftig bessere Leistungen und Produkte erwarten.

Was sagt die UBS-Spitze zu einem möglichen Filialabbau?

Das Filialnetz unter Hamers dürfte nicht extrem schrumpfen, sagt CEO Sergio Ermotti. Die Filialen hätten auch in einer stärker digitalisierten Welt ihre Berechtigung. Ermotti verweist auf die skandinavischen Länder. Auch Axel Weber mischt sich ein: Digitalisierung und ein starkes Filialnetz sei kein Widerspruch, sagt der UBS-Präsident.

Wird Ermotti bald in den UBS-Verwaltungsrat einziehen?

Ermotti weicht dieser Frage aus. Er sagt an der Pressekonferenz, er konzentriere sich jetzt auf die nächsten acht Monate. Alles Weitere folge dann. Gut möglich, dass er nach einer sogenannten Cooling-off-Phase 2022 ins Rennen steigt, um UBS-Präsident Axel Weber zu beerben.


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