Paukenschlag am Paradeplatz in Zürich: Sergio Ermotti (59) räumt den Chef-Posten bei der UBS. Der Tessiner tritt per Ende November 2020 zurück. Seine Zukunft ist noch unklar. Er könnte Axel Weber (62) dereinst als Präsident der UBS beerben. Auf Spekulationen lässt er sich aber nicht ein. An der Pressekonferenz vom Donnerstag sagte er klar, dass er sich nun auf die kommenden acht Monate fokussiere.
Ermottis Nachfolger heisst Ralph Hamers (53). Er stösst im September zur UBS und wird ab November die Bank als CEO führen. Derzeit ist der niederländische Geschäftsmann CEO der ING Gruppe – ein Allfinanz-Dienstleister. In dieser Position verdient er rund zwei Millionen Franken. Ermottis Salär belief sich zuletzt auf das Siebenfache. Hamers darf sich also auf einen Lohn-Sprung freuen.
Fast zehn Jahre Chef
Bislang ging man davon aus, dass Ermotti die Bank bis ins Jahr 2021 selber führt. Ein Jubiläumsjahr. So hätte er die zehn Jahre als UBS-Boss voll gemacht. Doch auch mit neun Amtsjahren auf dem Buckel kann Ermotti feiern. Denn so lange aktiv am Ruder war bislang noch kein Grossbanken-Chef.
Sergio Ermotti kam im April 2011 zur UBS. Nach dem Rücktritt von Oswald Grübel (76) im September desselben Jahres übernahm er interimistisch die Geschicke der Bank. Zwei Monate später wurde er permanenter CEO der UBS. Und jetzt ist also Ende Oktober 2020 Schluss.
Ermotti: «Neues Kapitel»
UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber dankt Ermotti für seinen «ausserordentlichen Einsatz», den er über die vergangenen neun Jahre geleistet hat. «Sergio», in der Bank herrscht eine Du-Kultur, habe die Transformation der UBS im Nachgang zur globalen Finanzkrise angeführt, so Weber. Heute sei die Bank der weltweit führende Vermögensverwalter. Weber sagte das in der Medienmitteilung, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag publiziert wurde. Er bekräftigte das Statement aber auch an der Pressekonferenz am UBS-Hauptsitz am Donnerstag.
Auch Ermotti bedankt sich. Bei den Angestellten, beim Verwaltungsrat, bei seinen Mitstreitern in der Geschäftsleitung. «Nach beinahe einem Jahrzehnt als CEO ist es für mich die richtige Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen», sagt Ermotti. Als er einst ein Lehrling war, habe er sich nie eine derartige Karriere vorgestellt.
Hamers: «Respekt» für Weber und Ermotti
Warum jetzt der Wechsel? Warum kommt mit Hamers ein Externer? Gibt es einen Zusammenhang mit dem Milliarden-Fall in Frankreich? Diese Fragen waren im Mittelpunkt der Pressekonferenz. Webers Antworten waren klar: Hamers sei der richtige CEO, um die Bank durch die nächste Phase ihrer Entwicklung zu führen. Gleich äusserte er sich im Communiqué.
Der Frankreich-Fall habe keine Rolle gespielt – werde aber weiterhin mit Argusaugen verfolgt. Und er will die Wahl von Hamers nicht als Indiz dafür sehen, dass die Bank in einer Ausnahmesituation sei. Der Niederländer sein einfach der beste Kandidat gewesen im 15 Monate dauernden Assessment.
Und was sagt Hamers selbst? «Ich fühle mich geehrt», so der Holländer. Das Amt sei eine «Chance», eine «Herausforderung». Hamers spricht von «Bewunderung» und «Respekt». Für ihn folgt nun eine Tour de Suisse. Um die Bank und die DNA der Institution zu erforschen.