Wie kommt man über die Runden in Zeiten, in denen alles teurer wird? In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus?
Zum Beispiel Treuhänder Nicolas Peier, der in Wirklichkeit anders heisst.
Meine Person:
Ich bin 47 und arbeite Vollzeit bei einer mittelgrossen Treuhandfirma als Teamleiter. Gelernt habe ich Kaufmann, später habe ich mich zum Experten für Rechnungslegung und Controlling weitergebildet. Ich lebe zusammen mit meiner Partnerin, sie ist 48 und arbeitet in der Gastronomie. Wir haben eine Vereinbarung: Weil sie viel weniger verdient als ich, zahlt sie nichts für das Wohnen und alle damit verbundenen Nebenkosten. Alle persönlichen Ausgaben wie für Gesundheit, Verpflegung, Mobilität, Kleidung, Freizeit, Hobby und Ferien deckt sie selbst.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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So budgetiere ich:
Ich führe eine doppelte Buchhaltung, seit ich meine Lehre gemacht habe. Für jeden Posten gibt es ein Budget, und jede Ausgabe wird aufgeschrieben. So weiss ich genau, wofür ich wie viel Geld ausgebe. Mein Ziel ist es, die Fixkosten so tief wie möglich zu halten und so viel wie möglich zu sparen. Warum? Es beruhigt mich, wenn ich weiss: Ich würde auch mit viel weniger Geld zurechtkommen – und für den Notfall habe ich genügend auf der Seite, damit ich mir keine Sorgen machen muss. Das gibt mir ein Gefühl von Freiheit.
Meine Einnahmen:
Mein Nettolohn beläuft sich auf 9000 Franken im Monat, zwölfmal im Jahr. Eigentlich ist mein Lohn etwas tiefer. Ich bekomme jedoch zusätzlich eine Spesenpauschale für Mittagessen auf Kundenbesuch, die ich selten ausschöpfe. Das so gesparte Geld rechne ich zu meinen Einkünften hinzu.
Meine Ausgaben:
Wohnen: Ich lebe in meinem schönen und ziemlich grossen eigenen Haus mit Garten im Säuliamt im Kanton Zürich. Ich habe es vor zehn Jahren gekauft, für zwei Millionen Franken. Schon vorher hatte ich zuerst eine eigene Wohnung und dann ein eigenes Haus, beides habe ich jeweils mit Gewinn wieder verkauft. So konnte ich eine Million Franken Eigenkapital für den Kauf des jetzigen Hauses aufbringen.
Meine Wohnkosten sind sehr tief. Inklusive Nebenkosten 1 und 2, wie ich sie nenne, zahle ich 1500 Franken pro Monat. Der Hypozins beträgt rund 725 Franken, abhängig vom Saron-Satz. Dies ist aktuell etwas teurer als eine Festhypothek, aber mit den zwei zu erwartenden Zinssenkungen 2024 wird sich die Situation wieder ändern. Dazu kommen die Nebenkosten 1, also Heizkosten, die Kosten für Warmwasser, Wasser, Abwasser, Kehrichtgrundgebühr, Gebäudeversicherung und Gebäudeunterhalt, rund 550 Franken. Weiter die Nebenkosten 2, das heisst Strom, Haftpflicht- und Hausratsversicherung, Serafe, Internet und Telefon. Dafür zahle ich zusammen 225 Franken im Monat.
Bei den Nebenkosten kann man viel sparen. Ich verwende zum Beispiel konsequent Stromsparbirnen, der Kühlschrank ist auf sechs Grad eingestellt, die Zimmertemperatur niedrig, und das WLAN wird nachts ausgeschaltet. Und selbstverständlich wähle ich gezielt das jeweils günstigste Internet-, Handy- und TV-Abo aus. Fürs Internet zahle ich mit Hausgrundgebühr 50 Franken, das Handy-Abo kostet 20 Franken im Monat, und statt Swisscom-TV schaue ich über den Internetanbieter Zattoo fern, was monatlich nur 10 Franken kostet.
Steuern: Meine Steuerrechnung beträgt fast 22’000 Franken. Auf den Monat heruntergerechnet sind es 1800 Franken. Der Eigenmietwert macht viel aus. Dazu kommt die Vermögenssteuer. Beides finde ich nicht gerecht. Gewinne auf Aktien sind steuerfrei – aber wenn ich mein Geld ins Haus investiere, wirkt sich das auf den Eigenmietwert aus und bei einem Verkauf auf die Grundstückgewinnsteuer. Und dann die Vermögenssteuer: Wer spart, sollte doch nicht bestraft werden! Stattdessen sollten Kapitalgewinne wie Einkommen besteuert werden. Sonst werden die Reichen nur noch reicher.
Gesundheit: Für sämtliche Gesundheitsausgaben zahle ich 300 Franken im Monat. Das ist wenig. Ich bin zum Glück mit einer sehr guten Gesundheit gesegnet. Und für gesunde Zähne gehe ich alle zwei Jahre zur Dentalhygiene.
Bei der Krankenkasse schöpfe ich das Sparpotenzial wirklich bis zum Gehtnichtmehr aus. Ich wechsle jedes Jahr zum günstigsten Anbieter, habe die höchste Franchise, das günstigste Hausarztmodell und eingeschränkte Apothekenwahl. Dazu zahle ich die ganze Jahresprämie im Voraus, das gibt einen Rabatt von einem bis zwei Prozent, je nach Versicherung. Zusatzversicherung habe ich nur die freie Spitalwahl in der Schweiz, mehr braucht es meiner Meinung nach nicht. Auch hier gilt: Wer sparen will, muss aktiv werden, darf nicht bequem sein. Ich höre oft: So günstig leben wie du, das geht gar nicht. Doch, es geht. Aber man muss bereit sein, etwas dafür zu tun, in diesem Fall den Aufwand für die Vergleiche auf sich zu nehmen.
Haushalt inklusive Essen: Den Einkauf zahlt mal meine Partnerin, mal ich. Wir rechnen aber genau ab, es gibt keine stillen Subventionen. Für mich kommen so 400 Franken für den Haushalt im Monat zusammen, inklusive Mittagessen am Arbeitsplatz. Da nehme ich meist etwas von zu Hause mit. Beim Einkaufen nutzen wir beide konsequent Aktionen oder Halbpreisangebote bei Esswaren, die bald ablaufen. Wir lassen es uns aber auch gut gehen, essen Markenmüesli und kaufen regelmässig Markenschoggi – aus dem Fabrikshop. Wo ich mich zurückhalte, ist bei Coffee to go und solchen Sachen, das geht sehr schnell ins Geld. Auch Alkohol trinke ich wenig.
Kleider, Schuhe, Körperpflege: Ich schaue auf Qualität, das rechnet sich langfristig. Wenn man es gut plant, Ausverkäufe und Aktionen nutzt, bekommt man ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. So reichen mir 200 Franken im Monat, um, wie ich finde, gut angezogen zu sein. Auch die gelegentlichen Coiffeurbesuche sind da mit drin.
Mobilität: Ich bin ein Autofan. In meiner Garage finden sich ein Kleinwagen, ein Elektroauto und ein Kombi. Auch hier gehe ich gezielt vor: Ich kaufe immer preiswerte Occasionen, die ich ein paar Jahre fahre und dann wieder verkaufe. Ich liebe es, das Auto nach Lust und Laune zu wählen. Ein Vielfahrer bin ich jedoch nicht. Im Jahr komme ich auf nicht mehr als 10’000 Kilometer, rund die Hälfte davon ist Arbeitsweg. Obwohl ich aus einer ÖV-Familie stamme, fahre ich eigentlich nur Tram und Bus, wenn ich in der Stadt bin. So kommen für Mobilität 500 Franken pro Monat zusammen, hauptsächlich für Versicherung, Steuern, Benzin und Autounterhalt. Alle meine Autos haben für zehn Jahre oder 100’000 Kilometer Gratis-Service (exklusive Flüssigkeiten) und müssen meistens nur alle zwei Jahre in die Garage.
Freizeit, Hobby, Ferien: 300 Franken pro Monat reichen mir. Mein liebstes Hobby sind mein Garten und der Aufenthalt in der Natur beim Wandern. Es bedeutet mir viel, Zeit mit Partnerin, Familie und Freunden zu verbringen. Ich lese auch gern oder schaue fern: Dokus, Sport, Politik. Ein Spartipp ist ein Readly-Abo. Dieses kostet 20 Franken im Monat, und man kann damit sehr viele Zeitungen und Zeitschriften im Internet lesen. In den Ferien bleiben wir in der Schweiz oder fahren ins nahe Ausland, nach Österreich, Italien, Frankreich oder Deutschland – immer mit dem Auto. Wir gehen meist in eine Wohnung statt in ein Hotel. Weite Flugreisen mache ich schon seit 20 Jahren nicht mehr. Ferien können sehr stark ins Budget gehen, es gibt für mich aber kein Richtig oder Falsch, sondern jeder soll dies nach seiner Priorität entscheiden. Mir gefällt es in meinem Haus einfach sehr gut.
Sparen: Ich kann jeden Monat 4000 Franken auf die Seite legen, das ist fast die Hälfte meines Einkommens. Natürlich zahle ich den Maximalbetrag in die Säule 3a ein. Mit dem Rest zahle ich die Hypothek ab. Die Banken können noch so viel erzählen wegen Steuernsparen und so – keine Schuldzinsen zahlen zu müssen, lohnt sich mehr. Mein Ziel ist es, bis zur Pensionierung schuldenfrei zu sein. Ich habe eine sechsstellige Summe auf verschiedene Sparkonten verteilt. Was ich damit mache, ausser ab und zu ein Auto zu kaufen? Vorsorgen. An wen mein Vermögen später mal gehen wird, ist noch nicht bestimmt. Ich habe keine Kinder, die Gemeinde wird mein Geld aber sicher nicht erhalten, wenn ich einmal sterbe. Das dauert aber hoffentlich noch eine Weile, die Lebenserwartung beträgt in der Schweiz schliesslich gut 81 Jahre für Männer.
So fühle ich mich:
Ich besitze einiges und habe nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen. Das habe ich mir alles zusammengespart, ohne Erbschaft, ohne Lottogewinn, ohne Börsengeschäfte. Ich finde, ich lebe gut. Andere denken vielleicht, ich gönne mir wenig. Das sehe ich anders. Ich finde, ich gönne mir viel und setze klare Prioritäten. Es kommt einfach darauf an, mit wem man sich vergleicht. Ich habe das Gefühl, viele vergleichen sich mit Reichen und Stars und denken dann, sie hätten wenig. Bei solchen Leuten ist das Glas immer halb leer. Bei mir ist es mehr als halb voll.
Aufgezeichnet von Raphael Brunner