Wie kommt man über die Runden in Zeiten, in denen alles teurer wird? In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus?
Zum Beispiel die Grossfamilie von Sandro Kunz, der in Wirklichkeit anders heisst.
Unsere Familie
Ich bin 41, verheiratet und habe sechs Kinder: drei Buben und drei Mädchen. Während sich der älteste Sohn, 14, bereits mit der Berufswahl beschäftigt, kommt die jüngste Tochter, 3, schon bald in den Kindergarten. Ich habe eine Lehre als Koch gemacht. Heute bin ich Teamleiter in einer sozialen Institution. Mein Team und ich begleiten Personen in schwierigen Lebenssituationen. Ich arbeite an fünf Tagen die Woche, und das in einem 80-Prozent-Pensum. So kann ich meine Frau jeweils am Mittwoch- und Donnerstagnachmittag zu Hause unterstützen.
Meine Frau ist 35, ebenfalls gelernte Köchin. Heute betreut sie Vollzeit unsere Kinder und übernimmt den Grossteil der Hausarbeit. Zudem arbeitet sie am Abend oder an den Wochenenden im Stundenlohn als Aushilfe (zirka 15 Prozent) im Bereich Freizeitangebot in der gleichen sozialen Institution wie ich.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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So planen wir unser Budget
Wir haben verschiedene Rückstellungskonten, und zwar für Haus, Auto, Ferien, Hobbys und Gesundheit. Die laufenden Kosten wie etwa Hypothekarzins und Telefonabo zahlen wir direkt vom Lohnkonto. Wenn in einem Monat alle Fixkosten gedeckt sind und etwas übrig bleibt, geht dieses Geld auf das entsprechende Rückstellungskonto. Reicht das Geld in einem Monat hingegen nicht, wird der Fehlbetrag vom passenden Konto bezogen.
Unsere Einnahmen
Wir haben zusammen ein Nettoeinkommen von 6585 Franken pro Monat. Mein Lohn beträgt 4785 Franken, meine Frau bekommt ungefähr 600 Franken. Dazu kommen insgesamt 1200 Franken Kinderzulagen, 200 Franken pro Kind.
Unsere Ausgaben
Wohnen: Wir konnten vor fünf Jahren in Frauenfeld TG ein Einfamilienhaus mit acht Zimmern unter der Hand kaufen. Es kostete 530'000 Franken. 85'000 Franken stammten aus Erspartem, 45'000 Franken haben wir mit Pensionskassengeldern finanziert, und 400'000 Franken mussten wir als Hypothek aufnehmen. Dazu kamen Renovationen für rund 70'000, die wir mit Erspartem und einem privaten Darlehen finanziert haben. Wir zahlen jeden Monat 400 Franken zurück. Seither haben wir selber den Keller ausgebaut, die Terrasse erweitert und einen Carport gebaut. Und: Letztes Jahren haben wir die Gasheizung für 30'000 Franken durch eine Luftwasser-Wärmepumpe ersetzt. Das haben wir über einen Vorbezug des Pensionskassengeldes finanziert.
Der monatliche Hypothekarzins beträgt 760 Franken. Dazu kommen monatlich Kosten für Strom, Wasser und andere Nebenkosten von ungefähr 340 Franken.
Telefon und Internet: 55 Franken pro Monat für Handy und Internet. Dazu kommen pro Jahr 335 Franken Serafe-Gebühren. Wir haben einen Familiencomputer, aber keinen Fernseher.
Krankenkasse und Gesundheitskosten: Wir zahlen für die ganze Familie pro Monat 420 Franken Krankenkassenprämien (Grund- und Zusatzversicherung). Ohne Prämienverbilligung würde uns das 1450 Franken kosten. Wir haben beide die höchstmögliche Franchise, weil wir beide kaum je zur Ärztin gehen. Die Kinder haben eine Zahnzusatzversicherung, zum Glück. Denn die Zahnspange unseres ältesten Sohnes kostete die letzten drei Jahre rund 10'000 Franken. Wir mussten nur 1000 Franken selber zahlen. Meine Frau, einer unserer Söhne und ich tragen eine Brille. Die Gläser werden über die Grundversicherung gedeckt. Das Brillenmodell kaufen wir günstig. Für solche zusätzlichen Gesundheits- und Zahnarztkosten legen wir pro Monat 350 Franken auf die Seite.
Versicherungen: Die Hausratversicherung und die Privathaftpflichtversicherung kosten für die ganze Familie im Jahr 1040 Franken. Dazu kommt die Autoversicherung jedes Jahr (1000 Franken) und die Gebäudeversicherung (250 Franken). Pro Monat macht das 190 Franken für Versicherungsprämien.
Auto: Wir haben einen neunjährigen Familienbus (Opel Vivaro). Für Benzin geben wir monatlich ungefähr 150 Franken aus. Dazu legen wir jeden Monat 160 Franken für die Reparatur- und Unterhaltskosten auf die Seite. Die Motorfahrzeugsteuer kostet uns nochmals 250 Franken pro Jahr.
Altersvorsorge: Seit unser ältester Sohn auf der Welt ist, zahlen wir nicht mehr in die dritte Säule ein. Vorher haben wir das gemacht, aber nie den Maximalbetrag.
Haushalt (inkl. Verpflegung ausser Haus): Wir denken die Woche kulinarisch durch und erstellen einen Menüplan. So sparen wir Zeit und Geld. Diese Woche gibt es alles von Pasta über Ratatouille bis Pouletgeschnetzeltes. Wir machen einmal pro Woche einen Grosseinkauf. Einmal gibt es Fleisch, sonst viel Gemüse. Bioprodukte können wir uns momentan nicht leisten. Wir schauen auf Aktionen und kaufen gern Prix-Garantie-Produkte. Manchmal kaufen wir uns eine Flasche Wein. Pro Einkauf geben wir ungefähr 360 Franken aus. Als Familie gehen wir nur in den Ferien ins Restaurant essen. Auch meine Frau und ich gehen sehr selten auswärts essen. Und: Bei der Arbeit habe ich eine Gratis-Mittagsverpflegung.
Kleidung und Schuhe: Ich trage seit Jahren die gleichen Kleidungsstücke, und die Schuhe trage ich so lange wie möglich. Meine Frau gönnt sich sehr selten etwas, also zwei bis drei Mal pro Jahr, und dann geht sie in den Secondhand-Laden. Unsere Kinder können entweder die Kleidung von den älteren Geschwistern nachtragen, viel erhalten sie auch von Freunden. Bei den Schuhen geht das jedoch nicht. Die sind meistens ausgetragen oder passen nicht. Wir kaufen dann ein neues Paar im Ausverkauf. Dafür geben wir monatlich 300 Franken aus. Das Budget ist sehr knapp berechnet. Unser ältester Sohn möchte gerne mehr Markenkleider tragen. Wenn wir das Geld dazu haben, dann ermöglichen wir ihm das.
Freizeit: Jeden Monat legen wir 200 Franken auf das Hobby-Konto. Drei Kinder spielen Unihockey. Der Jahresbeitrag dafür beträgt insgesamt 650 Franken. Dazu kommen Kosten für die Ausrüstung (Hallenschuhe, Trikot und Schläger). Ebenfalls drei Kinder spielen Musikinstrumente (Klavier, Akkordeon und Perkussion). Die Musikschule gewährt uns einen Rabatt von 80 Prozent auf den regulären Tarif. So kosten uns die Musikstunden für alle drei Kinder im Jahr 600 Franken. Uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder ihrem Hobby nachgehen können. Das gibt dem Alltag eine gewisse Struktur, und die Kinder können sich entsprechend ihren Fähigkeiten entfalten. Meine Frau versucht, zwei bis drei Mal pro Woche vormittags ins Fitnessstudio zu gehen. Dort gibt es eine Kinderbetreuung, und das Fitnessabo zahlt die Zusatzversicherung.
Taschengeld: Wir stecken allen unseren Kindern jeden Monat 20 Franken ins Sparkässeli. Den gesparten Batzen erhalten sie dann an ihrem 18. Geburtstag. So können sie sich etwas leisten, wie beispielsweise die Autoprüfung. Zudem erhalten die Kinder je nach Alter ein Taschengeld zwischen 4 und 30 Franken pro Monat. Meine Frau und ich haben auch Sackgeld: 50 Franken pro Monat. Ich gebe es gerne für ein Feierabendbier mit Freunden aus oder ein Geburtstagsgeschenk für meine Frau. Das Sackgeld für alle kostet uns 300 Franken pro Monat.
Ferien: Wir gehen mindestens einmal im Jahr in die Ferien, immer im Herbst. Die aber sind uns heilig. Reicht das Geld, gehen wir nochmals eine Woche irgendwo hin. Wir buchen frühzeitig. So finden wir ein gutes Angebot. Dieses Jahr haben wir über Aldi Tours eine Woche Hotelferien in der Westschweiz für 2100 Franken gebucht, inklusive Frühstück und Nachtessen. Letztes Jahr waren wir für zwei Wochen in Frankreich. Dafür haben wir 1100 Franken ausgegeben. Vor Jahren haben wir auch einmal einen Ferientausch gemacht. Dann kam eine Familie aus Israel nach Frauenfeld, und wir haben Ferien in Israel gemacht. Für Ferien legen wir monatlich 500 Franken auf die Seite.
Geschenke: Jedes Kind erhält jeweils am Geburtstag und an Weihnachten ein Geschenk von uns (zwischen 50 und 100 Franken). Ab Schulalter schenken wir dann anstelle von etwas Materiellem ein Erlebnis, zum Beispiel einen Ausflug nach Winterthur, Nachtessen im McDonald's und eine Übernachtung. Dafür und auch für die Mitgebsel für andere Kindergeburtstage kalkulieren wir jeden Monat 250 Franken ein.
Spenden: Wir spenden jeden Monat zirka 200 Franken. Entweder bei einer Kollekte in der Kirche oder direkt bei einer Organisation wie etwa der Ronald-McDonald-Kinderstiftung. Wir haben einen vergünstigten Tarif bei der Musikschule. Das ist für uns ein Geschenk. So können wir auf eine andere Weise etwas zurückgeben.
Steuern: Wir legen jeden Monat 50 Franken auf die Seite. Dazu kommen die Liegenschaftssteuern von 300 Franken pro Jahr. Insgesamt zahlen wir rund 900 Franken Steuern im Jahr.
Sparen: Wir können jeden Monat ungefähr 400 Franken auf die Seite legen. Das Geld geben wir meistens für Renovationen am Haus aus.
Für unsere Rubrik ««Die Abrechnung» suchen wir zurzeit Neu-Pensionierte und Leute aus spezifischen Berufsgruppen. Wir freuen uns auf Anmeldungen unter dem entsprechenden Link!
• Wurdest du vor kurzem pensioniert – und spürst jetzt das fehlende Arbeitseinkommen im Portemonnaie? Berichte es uns. Melde dich hier für «Die Abrechnung» an.
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• Arbeitest du in der Pflege? Dann melde dich bitte hier an.
• Arbeitest du in der Landwirtschaft? Dann melde dich bitte hier an.
• Arbeitest du im Verkauf? Dann melde dich bitte hier an.
• Alle anderen sind natürlich ebenso willkommen. Bitte melde dich hier an.
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Wie spüren wir die Inflation?
Vor ein paar Jahren konnten wir noch Bioprodukte auf dem Bauernhof einkaufen. Heute können wir uns das nicht mehr leisten. Unsere Festhypothek endet in zwei Jahren. Mal schauen, was für ein Hypothekarzins danach folgt. Die Krankenkassenprämien sind im vorletzten Jahr zehn Prozent gestiegen und dieses Jahr nochmals acht Prozent. Unsere Löhne hingegen nicht.
So fühle ich mich
Wir haben ein schönes Zuhause, fahren jedes Jahr in die Ferien, haben einen vollen Kühlschrank, und unsere Kinder können ihren Hobbys nachgehen. Dafür sind wir sehr dankbar. Klar ist aber auch: Wir müssen uns strikt an unser Budget halten. Nur so geht die Rechnung Ende Monat auf.
Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth
Hier findest du die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung».