Im September 2012 tauchten die ersten grünen Fernbusse aus Deutschland in der Schweiz auf. Sechs Jahre nach dem Markteintritt gehören sie zum Alltag auf unseren Autobahnen. Der Anbieter Flixbus ist nicht günstig, er ist billig. Von Basel nach München (D) fahren die Fernbusse ab läppischen 23 Franken. Die SBB verlangen dafür mindestens das Vierfache.
Tiefpreise gehören zum Geschäftsmodell von CEO André Schwämmlein (37). Was kaum einer weiss: Tatsächlich besitzt die Nummer eins in Europa auch heute nur einen einzigen Car, um rechtlich als Busunternehmen zu gelten.
Die Münchner sind keine klassische Carfirma: Subunternehmer, meist familiengeführte Unternehmen, fahren mit ihren eigenen Bussen im Auftrag von Flixbus. Diese Cars müssen sie dann auch nicht grün anmalen. Sie bekommen jeweils drei Viertel vom Ticketpreis.
Der Fernbusanbieter selber entwickelt die Onlineplattform, betreibt Kundensupport oder plant den Netzausbau. Busfahrer hat das Unternehmen keine angestellt. Schwämmlein bezeichnet sich als Mobilitätsanbieter – nach dem Vorbild des Taxidienstes Uber.
Profitabel im deutschsprachigen Raum
Das Billigpreis-System kommt an. Letztes Jahr beförderten die Münchner 40 Millionen Passagiere. Davon über eine Million aus der Schweiz.
Die grünen Busse sind besonders für Trips in die Nachbarländer Deutschland, Frankreich und Italien beliebt. Aktuell sind die Cars im Schnitt zu 60 Prozent ausgelastet. Damit geht die Rechnung offenbar auf. Genaue Gewinn- und Umsatzzahlen bleiben zwar geheim. «Im deutschsprachigen Raum sind wir bereits seit 2016 profitabel», sagt Flixbus-Sprecher Martin Mangiapia zu BLICK.
Manche zweifeln daran, dass Schwämmleins Erfolge nachhaltig sind. «Momentan geht es nur um Wachstum. Profitabilität ist gegenwärtig kein primäres Ziel des Unternehmens», sagt ein Branchenkenner, der anonym bleiben möchte. Er glaubt, dass die Investoren und Gründer möglichst schnell Kasse machen wollen: «Sie möchten das Unternehmen rasch an die Börse bringen, um einen möglichst hohen Profit zu erzielen.»
Eine Recherche der Nachrichtenagentur «Reuters» ergab vergangene Woche, dass sich das Unternehmen offensichtlich wirklich auf einen Börsengang vorbereitet.
Gross geworden dank Investmentfonds
Flixbus ist nicht aus eigener Kraft so mächtig geworden, sondern dank Finanzspritzen des US-Investmentfonds General Atlantic. Der milliardenschwere Kapitalgeber ist auch bei den US-Tech-Firmen Uber, Airbnb und Snapchat an Board. Ein dreistelliger Millionenbetrag soll nach München geflossen sein. Damit konnte Flixbus, damals die Nummer drei in Deutschland, Marktführer Meinfernbus, schlucken. Weitere Anbieter hat Flixbus übernommen oder aus dem Markt gedrängt. «Da Flixbus bereit ist, praktisch kostenlos zu befördern, um weiter zu wachsen, haben es Mitbewerber sehr schwierig», so der Insider.
Kritik an miesen Arbeitsbedingungen bei den Subunternehmen, wie sie der deutsche Enthüllungsjournalist Günther Wallraff (74) 2017 aufbrachte, wischt Schwämmlein weg. «Wir können uns schlichtweg nicht leisten, dass Arbeitsbedingungen oder Entlohnung bei unseren Partnern nicht fair geregelt sind», lässt er ausrichten. «Der Fahrer ist das wichtigste Qualitätsmerkmal, und für den Kunden das Gesicht von Flixbus.»
VCS kritisiert Flixbus in der Schweiz
Auch in der Schweiz steht Flixbus in der Kritik. Seit dem Frühsommer betreibt die Firma in Kooperation mit den Aargauern von Eurobus ein Streckennetz in der Schweiz (BLICK berichtete). So richtig funzt das Ganze offensichtlich noch nicht, sonst hätte man nicht vor anderthalb Wochen das Netz anpassen müssen.
Der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) ist alarmiert: VCS-Präsidentin Evi Allemann (40) befürchtet, dass vor allem Bahnkunden auf den Fernbus umsteigen. International sei das bereits der Fall: «Seit Fernbuslinien verfügbar sind, verliert die SBB je nach Strecke fünf bis 20 Prozent des Umsatzes.»
Noch mehr Konkurrenz bekommt die Deutsche Bahn. Hier hat Flixbus mit der Privatbahn Locomore zusammengespannt. Diese verbindet Stuttgart mit Berlin bereits ab zehn Franken. Die Netze von Fernbus und Fernzug verschmelzen, was ganz zur Vision des Mobilitätsplattform-Betreibers Schwämmlein von Flixbus passt.
Spottbillig von A nach B: Wem es nicht so auf die Zeit ankommt, kann sich zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft recht günstig fortbewegen. Bekanntes Beispiel ist der Fernbus. Von Basel nach München (D) fährt Flixbus für lediglich 36 Franken. Erste Fernzüge machen der Bahn Konkurrenz: Der Privatzug Locomore wirbt derzeit mit Schnäppchen-Tickets für zehn Franken. Zum Angebot gehört etwa die deutsche Bahnstrecke Stuttgart–Berlin. Mit dem Billigflieger, etwa Ryanair, gehts vom Euro- Airport Basel nach London schon für 28 Franken. Sogar auf dem Wasser kann man Zeit und viel Geld sparen: Schweizer, die mit dem Flieger von Friedrichshafen (D) aus abheben wollen, steigen im Konstanzer Hafen (D, beim Bahnhof SBB) in den Katamaran. Das Doppelrumpfschiff bringt seine Passagiere quer über den Bodensee für etwas mehr als elf Franken. Oder man nimmt die Fähre ab Romanshorn TG nach Friedrichshafen (5.20 Fr. mit Halbtax).
Spottbillig von A nach B: Wem es nicht so auf die Zeit ankommt, kann sich zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft recht günstig fortbewegen. Bekanntes Beispiel ist der Fernbus. Von Basel nach München (D) fährt Flixbus für lediglich 36 Franken. Erste Fernzüge machen der Bahn Konkurrenz: Der Privatzug Locomore wirbt derzeit mit Schnäppchen-Tickets für zehn Franken. Zum Angebot gehört etwa die deutsche Bahnstrecke Stuttgart–Berlin. Mit dem Billigflieger, etwa Ryanair, gehts vom Euro- Airport Basel nach London schon für 28 Franken. Sogar auf dem Wasser kann man Zeit und viel Geld sparen: Schweizer, die mit dem Flieger von Friedrichshafen (D) aus abheben wollen, steigen im Konstanzer Hafen (D, beim Bahnhof SBB) in den Katamaran. Das Doppelrumpfschiff bringt seine Passagiere quer über den Bodensee für etwas mehr als elf Franken. Oder man nimmt die Fähre ab Romanshorn TG nach Friedrichshafen (5.20 Fr. mit Halbtax).
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde ursprünglich im August 2017 veröffentlicht und nun aktualisiert.