Umbau geht voran – Blick beantwortet die wichtigsten Fragen
Migros-Regionalfürsten stimmen für Supermarkt AG

Die Migros gibt sich für das Kerngeschäft mit den Supermärkten mit einer neuen Supermarkt-Tochter eine neue Struktur. Blick zeigt auf, warum die Migros diesen Umbau macht. Und was das für Kunden bedeutet.
Publiziert: 11.05.2023 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2023 um 16:51 Uhr
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Die zehn Genossenschaften der Migros arbeiten bald enger zusammen.
Foto: Keystone

Es ist entschieden: Die Regionalgenossenschaften der Migros haben für die Gründung einer neuen Supermarkt-Tochter gestimmt – eine kleine Revolution! Das schreibt die Migros am Mittwoch in einer Mitteilung. Die neue Supermarkt-Organisation wird als Tochter an den Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) angehängt und soll ab dem 1. Januar 2024 operativ tätig werden.

Bisher hat jede Genossenschaft ihr eigenes Supermarkt-Geschäft geleitet. Nun wird die Verwaltung des MGB das Supermarkt-Geschäft künftig als einzelne Tochter führen – in einer eigenständigen, zentral gesteuerten Gesellschaft. Spekulationen darüber gibt es seit Jahren.

Der neue Migros-Supermarkt soll einen eigenen Verwaltungsrat und eine eigene Geschäftsleitung bekommen. Die grosse Neuorganisation im Kerngeschäft wirft aber noch einige Fragen auf. Blick hat die wichtigsten Antworten zum Umbau bei der grössten privaten Arbeitgeberin der Schweiz.

Wird das Einkaufen nun billiger?

Eigentlich ist es ganz simpel: Wenn die zehn regionalen Migros-Genossenschaft ihren Einkauf zusammenlegen, dann haben sie eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Lieferanten. Ihre Marktmacht steigt. Das hat Auswirkungen auf die Einkaufspreise. Entsprechend werden auch die Preise für Konsumentinnen und Konsumenten sinken. Und die Migros kann die Teuerung besser abfedern. Diese lag im April bei 2,6 Prozent. Preissenkungen versprochen hat die Migros, die 2022 mit den Supermärkten 13 Milliarden Umsatz gemacht hat, allerdings noch nicht.

Wird die Migros nun weniger regional?

Aus der Region. Für die Region. So lautet der bekannteste Migros-Slogan. Daran dürfte sich nicht viel ändern. In der Romandie werden auch künftig keine Eier aus der Ostschweiz verkauft werden. Die Verträge mit den regionalen Lieferanten stehen. Auf längere Sicht gesehen wird das Sortiment wohl ganzheitlicher. Es könnte aber dort zu Straffungen kommen, wo sich die Genossenschaften bisher noch quergestellt haben. Regionalität wird ein wichtiger Bestandteil des Sortiments bleiben.

Was passiert mit den Eigenmarken der Migros?

Die Detailhändlerin, geführt vom neuen CEO Mario Irminger (57), will ihr Markenportfolio straffen. Und zwar auf der ganzen Bandbreite, sei es bei Küchenutensilien oder sexy Unterhosen. Bloss: Die Strategie birgt auch Gefahren, weil so ein grosser Teil der Migros-DNA verloren gehen könnte. Allerdings will der orange Riese nicht beim Mineralwasser Aproz oder den Riegeln von Farmer den Hebel ansetzen. Sondern eher beim Zahnhygiene-Sortiment oder den guten alten Ordnern, die immer weniger nachgefragt werden.

Wieso macht die Migros diesen Schritt?

Die Migros krempelt beim Kerngeschäft ihre unübersichtliche Struktur mit zehn regionalen Genossenschaften grundlegend um. Derzeit haben alle noch je eine eigene Logistik-, IT-, Finanz- und Marketingabteilung. Das ändert sich nicht. Durch die Neuorganisation werden aber die internen Abläufe vereinfacht, die Entscheidungswege verkürzt. Das Ziel der neuen Servicegesellschaft: Die Effizienz erhöhen. Und die Marge verbessern. Im Detailhandel machten die Genossenschaften 2022 einen Umsatz von 13 Milliarden Franken.

Was ändert sich intern bei der Migros?

Intern wird die Neuorganisation bereits in einer ersten Phase spürbar sein. Mit nur einer Zentrale kann die Migros schneller Entscheidungen treffen. Zuerst muss der neue Supermarkt aber herausfinden, wie er sich intern aufstellen will. Braucht es nur noch eine Personalabteilung oder doch mehrere? Stehen die Strukturen, wird die Migros schauen, was sich alles machen lässt. Klar ist, die Vorteile überwiegen: Die Migros wird günstiger, schneller und konsequenter.

Ist das das Ende der Regionalfürsten?

Jahrzehntelang führten die Chefs der regionalen Genossenschaften ein gutes Leben. Nun wird die Macht der Regionen beschränkt. Aber nicht gänzlich beschnitten. «Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Genossenschaften und des MGB werden im Verwaltungsrat Einsitz nehmen», schreibt die Migros. Die regionale Marktbearbeitung, der operative Vertrieb und das Verkaufsstellennetz würden weiterhin durch die zehn regionalen Genossenschaften verantwortet.

Wer wird Chef der neuen Super-Migros?

Seit Mai ist Irminger der neue Migros-Boss. Er ist aber nicht nur Chef der Supermärkte, sondern des ganzen Migros-Genossenschaftsbunds. Wer das Ruder bei der neuen Super-Migros in die Hand nehmen wird, ist noch offen. Laut Insidern stehen Marketingchef Matthias Wunderlin (47) und Peter Diethelm (58), Chef der Migros Ostschweiz, in den vordersten Positionen.

Wie gehts nun weiter?

An heutigen Mittwoch haben sich die regionalen Verwaltungen für die neue Organisation ausgesprochen. Nun werden die weiteren Umsetzungsschritte in Angriff genommen. Am 1. Januar soll es dann losgehen.

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