Am 24. Februar ist Russland in die Ukraine einmarschiert. Seither ist es für die russischen Oligarchen mit der heilen Welt vorbei. Die Regierungen der USA und der EU jagen die Vermögen der reichen Russen rund um den Globus. Einer der Gejagten ist der bekannte Oligarch Roman Abramowitsch (56). Wie sich nun zeigt, hat er vor dem Kriegsausbruch 700 Millionen Dollar bei der UBS gebunkert – das berichten die Tamedia-Zeitungen am Montag.
Die Informationen basieren auf einem Datenleck bei einer Vermögensberatung in Zypern. Diese bot schwerreichen Kunden Hintertürchen, mit denen sie ihre Vermögen verbergen konnten.
Oligarch wollte Vermögen in Sicherheit bringen
Auf diesen Listen sind zwei Konten von Abramowitsch bei der UBS mit 290 und 420 Millionen Dollar aufgeführt. Auch beim britischen Finanzhaus Barclays hatte Abramowitsch Vermögen parkiert. Die UBS wollte gegenüber Tamedia keine Fragen zum Oligarchen beantworten. Es ist unklar, ob die Gelder noch bei der Schweizer Grossbank liegen.
Viele Oligarchen versuchten bereits vor dem Kriegsausbruch, ihre Vermögen in Sicherheit zu bringen. Die USA und Grossbritannien hatten bereits Ende Januar 2022 angekündigt, bei einem Einmarsch Oligarchen-Gelder zu blockieren. Auch Abramowitsch wollte gemäss den Recherchen sein Vermögen retten. Sein Finanzberater überschrieb ab dem 4. Februar die Mehrheiten an den Vermögenswerten Abramowitschs Kindern. Auf diese Weise wollte er die Sanktionen umgehen.
Die UBS erhielt Briefe über die neuen Besitzstrukturen. Wie die Bank darauf reagiert hat, bleibt unbeantwortet.
Probleme mit Abramowitsch zeichneten sich ab
Abramowitsch ist seit dem 15. März auf der EU-Sanktionsliste und seit dem 16. März auf jener der Schweiz. Für die UBS hätte jedoch bereits früher Anlass bestanden, das Kundenverhältnis zum Oligarchen zu überprüfen.
Der Milliardär hatte 2018 ein Gesuch für eine Aufenthaltsbewilligung im Wallis gestellt. Das Bundesamt für Polizei gab dafür jedoch kein grünes Licht. Die Begründung: Abramowitschs Anwesenheit in der Schweiz stelle eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit sowie ein Reputationsrisiko dar. Abramowitsch stand im Verdacht, Geldwäscherei betrieben und Kontakte zu kriminellen Organisationen gepflegt zu haben. Der Oligarch ging gegen diesen Bericht vor – jedoch erfolglos.
Bei der UBS nahm man dieses Verdikt damals offensichtlich nicht zum Anlass, die Beziehung zu den vermögenden Kunden zu beenden. Der Schweizer Bankenplatz stand seit Kriegsausbruch mehrfach international in der Kritik, nichts für die Sperrung von Oligarchen-Vermögen zu tun.
Abramowitsch verschleierte auch den Besitz mehrerer Yachten. Gemäss «Financial Times» sollen ihm neben den beiden bekannten Yachten Solaris und Eclipse noch drei weitere Luxusschiffe gehören. (smt)