Darum gehts
Rund die Hälfte der Hotelübernachtungen in der Schweiz entfallen auf Touristen aus dem Ausland. Diese lieben unsere Städte oder klassische Ferienorte wie Zermatt VS, Interlaken BE oder St. Moritz GR.
Es gibt aber viele kleine Ferienorte, wo Schweizer Gäste praktisch unter sich sind. Das Ferienportal Holidaycheck hat anhand von Daten des Bundesamts für Statistik ermittelt, wo der Anteil der Schweizer Gäste besonders hoch ist.
Die Top-10-Rangliste sieht wie folgt aus:
Ort | Einwohner | Ankünfte total | Ankünfte CH-Gäste | Anteil CH-Gäste in % |
Schangnau BE | 920 | 11'876 | 11'609 | 97,8 |
Clos du Doubs JU | 1294 | 8650 | 8201 | 94,8 |
Saignelégier JU | 2568 | 14'121 | 13'094 | 92,7 |
Pruntrut JU | 6601 | 9023 | 8357 | 92,6 |
Plaffeien FR | 3661 | 15'263 | 14'034 | 91,9 |
Gonten AI | 1460 | 10'076 | 9256 | 91,9 |
Diemtigen BE | 2260 | 4479 | 4093 | 91,4 |
Gais AR | 3116 | 8213 | 7407 | 90,2 |
Hundwil AR | 942 | 18'163 | 16'285 | 89,7 |
Morschach SZ | 1206 | 121'559 | 108'193 | 89,0 |
Klarer Fokus auf Schweizer Besucher
Spitzenreiter Schangnau BE im Emmental verzeichnet fast 98 Prozent Touristinnen und Touristen aus dem Inland. Isabelle Hollenstein (34) von Emmental Tourismus sagt zu Blick: «Wir setzen in unserer Kommunikation und Angebotsentwicklung seit Jahren einen starken Fokus auf einheimische Gäste.» Die Attraktionen der Gegend sprechen Einheimische an: lokale Traditionen, Hügellandschaft und als zentrale Anlaufstelle das Kemmeriboden-Bad.
«Der Schweizer Markt hat für uns klare Priorität», sagt auch Guillaume Lachat (44), Direktor Jura Tourismus. Gleich drei Orte sind in den Spitzenrängen. Clos du Doubs JU profitiert von seiner mittelalterlichen Gemeinde Saint-Ursanne, die 2023 den Titel «Bestes Tourismusdorf» von der Welttourismusorganisation erhielt. Saignelégier JU in den Freibergen ist für seine Pferde berühmt, Pruntrut JU für sein Schloss und seine Dinosaurier-Attraktionen in der Nähe.
Auch die Hauptzielgruppe des Diemtigtals, zwischen Simmental und Kandertal gelegen und der Destination Interlaken angeschlossen, liegt im Kanton Bern und in den umliegenden Kantonen. «Wir werden deshalb zu 75 Prozent von Tagesgästen aus der Region besucht», sagt Beate Makowsky (54) von Diemtigtal Tourismus.
Das Marketing machen andere
Die Gemeinden in der Liste bestreiten ihr Tourismusmarketing fast nie selber. So auch die drei Appenzeller Orte: Die Appenzeller Tourismus-Institutionen koordinieren die Destinationswerbung und setzen seit Jahren mehrheitlich auf Binnentourismus. Hundwil AR profitiert laut Verkehrsvereins-Chef Markus Knöpfel (34) von der Schwägalp mit dem Hotel und der Schwebebahn auf den Säntis, die zum Gemeindegebiet gehört. Clemens Fässler (37), Ratsherr von Gonten AI, ist zufrieden mit den vielen Schweizer Gästen, die in der Gegend wandern und Wintersport betreiben: «Das grosse Spektakel haben wir nicht und wollen wir nicht haben.»
Das Örtchen Plaffeien FR profitiert vom Schwarzsee, der auf Gemeindegebiet liegt. Melanie Biehl (37) von Schwarzsee Tourismus hält fest: «Das Einzugsgebiet unserer Besucher liegt primär im näheren Umkreis, also im Sensebezirk und den Städten Freiburg und Bern.» Für grosse Auslandwerbung fehlen die Mittel – kleinere Ausland-Werbekampagnen werden zusammen mit Schweiz Tourismus und dem Freiburger Tourismusverband gemacht.
Spezieller ist der Fall von Morschach SZ. Der Ort profitiert vom Swiss Holiday Park, dem grössten Ferien- und Freizeitresort der Schweiz, sowie vom nahe gelegenen Stoos. Trotz des hohen Schweiz-Anteils sagt Simona Barmettler (33) von Stoos-Muotatal Tourismus wie einige andere Befragte: «Wir freuen uns über alle Gäste.»
Die wenigsten inländischen Touristen haben übrigens Interlaken BE, Genf, Chiasso TI und Luzern.