Beliebter Detailhandel
Tausende Teenager wollen an die Kasse

Diesen Sommer starten mehrere Tausend Lernende ihre Karriere im Detailhandel. Blick hat bei den Grossen nachgefragt, ob sie alle Lehrstellen besetzen konnten.
Publiziert: 07.08.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2024 um 11:34 Uhr
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Lehrstellen im Detailhandel sind bei den Jugendlichen nach wie vor beliebt.
Foto: Keystone
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Auch dieses Jahr wagen Zehntausende Jugendliche mit einer Lehre den Einstieg in die Berufswelt. Ein wesentlicher Teil beginnt eine Ausbildung im Detailhandel. Sei es in einem grossen Supermarkt, einem kleinen Schuhgeschäft oder im Elektronik-Fachhandel.

«Der Detailhandel ist eine Branche mit traditionell hoher Lehrlingsquote», weiss Dagmar Jenni (56), Direktorin der Swiss Retail Federation. «Der Beruf ist nach wie vor beliebt, weil es den direkten Kontakt zur Kundschaft ermöglicht und der soziale, menschliche Umgang wichtig ist.»

2023 starteten über 5000 Lernende ihre Karriere im Detailhandel: 2528 Stellen als Detailhandelsfachmann oder -frau EFZ (dreijährige Lehre), 2482 Stellen als Detailhandelsassistenz EBA (zweijährige Lehre). Aktuellere Zahlen gibt es nicht. 

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Trotz Beliebtheit sind auf dem Lehrstellenportal Yousty Anfang August noch 556 Stellen als Detailhandelsfachmann/-frau EFZ für 2024 offen. Bei keinem anderen Job sind noch so viele unbesetzt.

Obwohl der Beruf bei den Jugendlichen nach wie vor beliebt ist, müssen sich Detailhändler bei der Suche nach Lehrlingen mehr ins Zeug legen. «Die Besetzungsdauer nimmt seit zwei, drei Jahren mehr Zeit in Anspruch», so Jenni. «Die fixen Ladenöffnungszeiten bedeuten wenig Flexibilität und werden teilweise als Nachteil angesehen.» Sie betont deshalb, wie wichtig es sei, dass Arbeitgeber die Einsatzpläne so früh wie möglich kommunizieren. 

Fast alle Lehrstellen besetzt

Blick wollte von den grossen Detailhändlern wissen, wie gut sie sich bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze schlagen. «Die Nachfrage war hoch und wir konnten schon früh im Jahr alle Lehrstellen besetzen», sagt etwa ein Sprecher von Denner auf Anfrage. Längerfristig will die Migros-Tochter mehr Nachwuchs ausbilden. Denn mit den Babyboomern wird künftig mehr Verkaufspersonal in Rente gehen.

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Deshalb will Lidl bereits im nächsten Jahr noch mehr Lehrlinge ausbilden. «Die Nachfrage war schon dieses Jahr gross und wir haben zahlreiche Bewerbungen erhalten», so eine Sprecherin. Obwohl die Besetzung der Stellen gut verlaufen sei, blieben einzelne Stellen unbesetzt. 

Insgesamt starteten bei Lidl 49 Lernende bei Lidl ihre Karriere – 45 davon im Detailhandel.
Foto: LIDL Schweiz

Auch Aldi bildet rund 200 Lernende im Detailhandel aus. Generell könne man die Lehrstellen leicht besetzen. «Auf die ausgeschriebenen Stellen erhalten wir ein Vielfaches an Bewerbungen», so die Medienstelle. Ein Grossteil bleibt dem Discounter treu: Dieses Jahr konnte Aldi 90 Prozent der Lehrabgänger weiterbeschäftigen.

«Aldi und Lidl haben sich im Food Segment gegenüber den Grossverteilern als gut zahlende Retailer stark auf dem Markt etabliert», weiss Jenni von der Swiss Retail Federation. Neben einem überdurchschnittlichen Lohn bietet Lidl unter anderem ein Gratis-Handyabo, ein GA für die zweite Klasse und übernimmt die Kosten für die Lehrmittel.

Coop bildet im Detailhandel mit Abstand die meisten Lernenden aus. Die grosse Mehrheit der Lehrstellen sei besetzt, heisst es auf Anfrage. Man sei grundsätzlich zufrieden mit der Nachfrage.

Bei Volg bewegt sich die Anzahl besetzter Lehrstellen auf gleichem Niveau wie im Vorjahr. «Wir konnten in allen Regionen ein Grossteil der offenen Lehrstellen erfolgreich besetzen», so eine Sprecherin. 

Bei Manor sind aktuell über 110 Lernende beschäftigt – tätig in sieben verschiedenen Berufen. Die Bewerbung für die Lehrstellen bei der Schweizer Warenhausgruppe ist dieses Jahr neu im digitalen Format mittels Video möglich. Das komme bei jungen Menschen sehr gut an, so eine Sprecherin von Manor.

Sonderfall Migros

Die Migros kann noch keine aktuellen Zahlen zu Lernenden liefern. «Aufgrund des Verkaufs beziehungsweise der Verkaufsabsicht der Fachmärkte in diesem Jahr wird es 2024 weniger Ausbildungsplätze in der Migros-Gruppe geben», so eine Sprecherin. Letzten Sommer haben 1357 Schulabgänger ihre Lehre bei der Migros begonnen – neben dem Detailhandel auch in anderen Berufen. Alle Lehrlinge, die ihre Ausbildung bei Melectronics oder SportX machen, können ihre Lehre fortsetzen.

Sorgen um den Nachwuchs macht sich von den Befragten niemand. Welche Branchen im Detailhandel mehr oder weniger gefragt sind, kann gemäss Jenni nicht generalisiert werden. «Das kommt auf die Präferenzen der Lernenden an. Der Brand kann ein Trigger sein, aber auch der Lohn oder andere Benefits wie mehr Ferien.»

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