Liegt Ihr Eigenheim im Gefahrengebiet?
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Mehr Risiko, weniger Immo-Wert:Hier sehen Sie, ob Ihr Eigenheim im Gefahrengebiet liegt

Bei Naturgefahr droht Preisabschlag bei Immobilien
Liegt Ihr Eigenheim im Gefahrengebiet?

Wetterextreme wie diesen Sommer dürften in Zukunft zunehmen. Das birgt Gefahren für den Immomarkt. Eine grosse interaktive Karte zeigt erstmals, ob Ihre Gemeinde in einem Risikogebiet liegt.
Publiziert: 29.10.2021 um 01:10 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2021 um 10:48 Uhr
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Gewaltiges Ausmass der Zerstörung: Cressier NE wurde im Juni 2021 von einer Schlammlawine geflutet.
Foto: keystone-sda.ch
Dorothea Vollenweider

Der Sommer 2021 wird vielen Schweizerinnen und Schweizern in Erinnerung bleiben. Denn er fiel wortwörtlich ins Wasser. Am 23. Juni etwa prasselten während eines Regenfalls in der Nordwestschweiz 40 Liter Wasser pro Quadratmeter auf uns nieder. Es gab unzählige Überschwemmungen sowie Sturm- und Hagelschäden.

Die Klimaerwärmung hat solche Extremniederschläge bis zu neun Mal wahrscheinlicher gemacht. Und das Risiko solcher Naturgefahren nimmt künftig weiter zu. Das birgt nicht nur Gefahren für Mensch und Umwelt, sondern auch für den Immobilienmarkt.

Wetterextreme häufen sich

«Für den Häusermarkt dürften Wetterextreme in Zukunft zu einer grösseren Gefahr werden», sagt Marius Zumwald (32), Spezialist für Umwelt- und Klimafragen bei der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner. Gebäudeschäden machen einen grossen Teil der durch Naturgewalt verursachten Schäden aus. Davon betroffen sind nicht etwa nur ein paar wenige Häuser an besonders gefährdeten Lagen in der Schweiz. Im Gegenteil: Jedes zehnte Einfamilienhaus steht laut einer neuen Analyse von Wüest Partner in einem Gebiet mit erheblicher Gefahr für Hochwasser.

Und Hochwasser ist nur eine von vielen Naturgefahren. Für die Schweiz relevant sind neben Überschwemmungen auch Rutschungen, Murgänge und Sturzereignisse. Rutschungen sind Materialbewegungen an Hängen. Ein Murgang ist ein fliessendes Gemisch aus Schlamm, Wasser, Stein, Geröll und Holz. Sturzereignisse bezeichnen Steinschläge, Fels- und Bergstürze.

Fast alle sind davon betroffen

Es gibt kaum eine Gemeinde in der Schweiz, die nicht schon einmal von einer Naturgefahr betroffen war. Das zeigen Zahlen der Schadendatenbank der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Bei gerade mal 145 von insgesamt 2172 Schweizer Gemeinden kam es seit 1972 zu keinem Schadensereignis aufgrund einer Naturgefahr.

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Die grösste Gefahr für Hochwasser droht Hausbesitzern in Bellinzona TI. Aber auch in Zürich, Bern, Locarno TI und Luzern ist die Gefahr für Überschwemmungen deutlich grösser als im Rest der Schweiz.

Wetterrisiko führt zu Preisabschlag

Glarus und Glarus Süd halten derweil den Rekord an Murgängen und Sturzereignissen. Für Rutschungen ist das Risiko für Bewohner in Montreux VD und Bellinzona TI am grössten. Aber auch für Hauseigentümer in Altstätten SG, Arosa GR, Arth SZ und Schwyz ist das Risiko hoch.

Wüest Partner hat untersucht, ob solche Naturgefahren einen Effekt auf den Immobilienpreis haben. «Der Preiseffekt ist teilweise beträchtlich», sagt Zumwald. Die grössten Werteinbussen haben Hauseigentümer in Gebieten mit einer mittleren oder erheblichen Gefährdung durch Steinschläge, Fels- und Bergstürze. Sie haben Preisabschläge von 5,3 bis 5,8 Prozent. Ein Eigenheim im Wert von 1 Million Franken ist dort also 58'000 Franken weniger Wert.

In Gebieten mit erheblicher Gefährdung muss auch mit einer plötzlichen Zerstörung von Gebäuden gerechnet werden. Bei mittlerer Gefährdung sind grössere Schäden möglich, eine plötzliche Zerstörung wird jedoch nicht erwartet.

Rege Bautätigkeit in Risikozonen

Einfamilienhäuser in Hochwassergebieten sind im Schnitt 1,2 Prozent weniger Wert. Ist die Gefahr für Hochwasser erheblich, müssen Hausbesitzerinnen mit Einbussen von rund 3,3 Prozent rechnen.

Besonders prekär: Trotz der Erkenntnis, dass Naturgefahren weiter zunehmen werden, gibt es in solchen Gefahrenzonen aktuell unzählige Bauvorhaben. «In manchen Fällen wird in solchen Gebieten anteilmässig sogar noch stärker gebaut», sagt Zumwald. Es zeige, dass sich viele Akteure im Immobilienmarkt der Naturgefahren noch nicht bewusst seien.

Gebäudeversicherung ist nicht überall obligatorisch

Was können Eigenheimbesitzer in Gefahrenzonen tun? «Der beste Weg, sich gegen Wetterextreme zu wappnen, ist eine gute Versicherung der Folgeschäden», so Zumwald. «Und, falls möglich, bauliche Massnahmen an den Gebäuden.»

In 19 Kantonen der Schweiz gibt es eine öffentlich-rechtliche kantonale Gebäudeversicherung. Diese ist für Hauseigentümer obligatorisch. In den übrigen Kantonen Genf, Tessin, Uri, Schwyz, Wallis, Appenzell Innerrhoden und Obwalden können sich Hausbesitzer bei privaten Unternehmen versichern.

Patrick Schnorf (47), Leiter Research bei Wüest Partner, hat auch noch einen praktischen Tipp für die Bewohnerinnen und Bewohner von Risikogebieten. «Bewahren Sie Ihr Familienalbum oder andere Sachen mit emotionalem Wert nicht im Keller ihres Hauses auf», sagt er zu Blick TV. Es ist meist der erste Ort, der von Hochwasser zerstört wird.

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