Beim ersten Patienten gabs Komplikationen
Was Musk mit seinen implantierten Gehirn-Chips wirklich vorhat

Das ultimative Ziel von Elon Musk mit Neuralink ist die kommerzielle Nutzung von Gehirn-Chips bei gesunden Menschen. Ob sich die breite Masse aber jemals einen Chip ins Gehirn implantieren lässt, ist ungewiss.
Publiziert: 10.05.2024 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2024 um 19:16 Uhr
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So sieht der Gehirn-Chip aus, den sich der erste Patient von Neuralink im Januar implantieren liess.
Foto: AFP
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Tech-Genie Elon Musk (52) steht für einmal nicht mit Tesla, dem Kurznachrichtendienst X oder Space X in den Schlagzeilen, sondern mit seinem 2016 gegründeten Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink. Im Januar hat das Unternehmen ihrem ersten Patienten einen Chip ins Gehirn implantiert. Am Mittwochabend bestätigte Neuralink nach einem entsprechenden Bericht im «Wall Street Journal» Komplikationen: In den Wochen nach der Operation im Januar hätten sich einige der Elektroden wieder vom Gehirn des Mannes gelöst, schrieb die US-Firma in einem Blogeintrag. Dies sei jedoch durch Anpassung der Software aufgefangen worden. 

Doch was hat es mit den implantierten Gehirn-Chips von Elon Musk auf sich? Und was will das Unternehmen damit erreichen? Blick klärt auf. 

Erster Patient spielt Schach – nur mit seinen Gedanken

Das ultimative Ziel von Neuralink hat mit der künstlichen Intelligenz (KI) zu tun: Musk möchte völlig gesunde Menschen mit Gehirn-Chips ausstatten, damit die Menschheit mit der KI mithalten kann. Bis es so weit ist, dürften Jahre – wenn nicht Jahrzehnte – vergehen, wie Musk selber sagt. 

Zuerst fokussiert sich das Unternehmen auf Menschen mit Behinderungen wie Tetraplegie – einer Querschnittlähmung, die Arme und Beine betrifft. Dank des Gehirn-Chips sollen sie verloren gegangene Funktionen wieder erlangen können. 

Mit Noland Arbaugh (29) – dem ersten Patienten von Neuralink – ist dies gelungen. Seit eines Tauchunfalls vor acht Jahren ist der Amerikaner von der Schulter abwärts gelähmt. In einem im März verbreiteten Video sieht man Arbaugh, wie er nur über seine Gedanken auf einem Computer Schach spielt. Er sagt im Clip, dass er den Cursor auf dem Computer-Bildschirm nur mit seinen Gedanken steuern könne. 

Querschnittgelähmter lernt Französisch

Das Implantat habe ihm die Ausübung zahlreicher seiner Hobbys erleichtert, sagt Arbaugh in einem Gespräch mit einem Ingenieur des Unternehmens. Durch die Cursor-Steuerung mittels Gedanken könne er unter anderem das Videospiel «Civilization» spielen oder auch Japanisch und Französisch lernen.

Elon Musk ist mit Neuralink nicht der Einzige, der mit der kommerziellen Nutzung von Gehirn-Chips flirtet. Es gibt andere Firmen, die Menschen, welche die Kontrolle über ihre Gliedmassen verloren haben, wieder funktionsfähig machen wollen, sagt Robert Desimone. «Aber die fortschrittliche Technologie von Neuralink ist wirklich faszinierend», sagt der Direktor des McGovern Institute for Brain Research am MIT.

Desimone sieht Musk in der Pole-Position, wie er dem «Wall Street Journal» im Januar sagte: «Sie brauchen genügend Zeit, um alle Probleme des Systems zu beseitigen und Sicherheitsdaten zu sammeln. Wenn das alles klappt, kann ich mir nicht vorstellen, was sie davon abhalten sollte, mit weiteren Patienten voranzukommen.»

Roboter setzt Chip ins Gehirn ein

Derzeit läuft eine Studie mit Neuralink, die von der US-Gesundheitsbehörde FDA beaufsichtigt wird. Bevor Arbaugh den Chip ins Gehirn implantiert worden ist, ist die Technik an Affen getestet worden. Das Implantat hat 1024 Elektroden, die ein Roboter mithilfe einer extrem feinen Nadel mit dem Gehirn verbindet. 

Trotz der sehr frühen Erfolge von Neuralink und Musk: Die Vorbehalte in der breiten Bevölkerung vor einer kommerziellen Nutzung solcher Gehirn-Chips ist gross. Anders als Chips, die unter die Hand eingesetzt und zum Bezahlen gebraucht werden, sind Gehirn-Chips noch weitreichend unerforscht. Die Politik und Gesundheitsbehörden müssen zuerst noch überzeugt werden – und dafür muss Musk noch Jahre der Forschung betreiben.


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