Es ist Jahr für Jahr das gleiche Spiel: Gewerkschaften und der Schweizer Baumeisterverband (SBV) führen harte Verhandlungen. Streitpunkte sind vor allem die Arbeitszeiten und Löhne der Maurer, Poliere oder Strassenbauer der nächsten Jahre. Heuer geht es um einen neuen Landesmantelvertrag (LMV).
Dabei geht die Gewerkschaft Unia mit dem SBV hart ins Gericht: «Die konjunkturelle Lage ist top, Baugesuche und Investitionen liegen auf Rekordniveau, und die Baumeister wollen trotz Fachkräftemangel die Arbeitsbedingungen verschlechtern», sagt Nico Lutz (51), Bausektor-Chef bei der Unia, zu Beginn der Verhandlungen zu Blick.
4959 Franken für Hilfsarbeiter
Jetzt preschen die Baumeister vor und nehmen den Gewerkschaften den Wind aus den Segeln. Sie erhöhen die Löhne ohne eine kollektive Vereinbarung mit den Sozialpartnern. «Individuelle, gute Leistungen sollen mit einem höheren Lohn honoriert werden», heisst es in einer Medienmitteilung. Die Daten der Lohnerhebung 2022 des SBV zeigen: Die Löhne des Baustellenpersonals sind um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Und zwar in allen Lohnklassen.
Bauarbeiter des Bauhauptgewerbes erhalten 2022 durchschnittlich 6204 Franken im Monat. Das sind 80'652 Franken im Jahr. Konkret: Hilfsarbeiter erhalten 4959 Franken im Monat, Maurer mit Lehrabschluss 6148 Franken und Poliere 7908 Franken.
Unia fordert Lohnerhöhung für alle
Die Gewerkschaft Unia sieht sich mit dem Anstieg von 1,5 Prozent in ihrer Forderung um eine generelle Lohnerhöhung bestätigt. Betriebe hätten reagiert, um für Arbeitnehmende attraktiv zu bleiben, schlussfolgerte ihre Sprecherin Katja Signer Hofer. Denn der Fachkräftemangel in der Baubranche sei akut. Die Unia fordert grundsätzlich eine Lohnerhöhung für alle, damit Betriebe, die gute Löhne bezahlen, keinen Wettbewerbsnachteil haben.