CS zur Rückzahlung von Millionenkredit verurteilt
Schweizer Banken in Russland in der Zwickmühle

Die Credit Suisse ist von einem russischen Gericht zur Rückzahlung von rund 10 Millionen Franken an ein russisches Finanzinstitut verurteilt worden. Das Problem: Wegen der Sanktionen kann die CS der Forderung nicht nachkommen. Die Banken stecken in einer Pattsituation.
Publiziert: 22.07.2022 um 15:13 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2022 um 16:43 Uhr
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Die Einhaltung der Sanktionen bringt die CS in Konflikt mit den russischen Behörden (Archivbild).
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Die Credit Suisse kann weder vor noch zurück: 2020 hat sie, gemeinsam mit anderen Geldgebern, einer Gesellschaft usbekischer Unternehmen aus der Autobranche einen Kredit gewährt. An Bord war auch das russische Finanzinstitut Transkapitalbank. Im April wäre im Rahmen dieses Deals eine Zahlung über rund 10 Millionen Franken von der CS an eben diese Transkapitalbank fällig geworden. Doch aufgrund der internationalen Sanktionen gegen Russland konnte die CS das Geld nicht bezahlen.

Die Transkapitalbank ist dagegen juristisch vorgegangen – und hat vor einem Schiedsgericht in Moskau nun Recht erhalten. Die CS muss das Geld überweisen. Doch sie kann nicht! Ihr sind aufgrund der Sanktionen die Hände gebunden. Kommt hinzu, dass das Gericht der Schweizer Grossbank allfällige Verkäufe ihrer russischen Gesellschaften untersagt hat, damit die CS das Urteil nicht mit einem Rückzug aus dem Land umgehen könnte.

Stark regulierter Bankensektor

Es ist ein typisches Beispiel für die aktuelle Lage der Schweizer Banken in Russland: Sie stecken in der Zwickmühle. Sowohl CS als auch Konkurrentin UBS sind mit eigenen Ablegern in Russland präsent. Ebenso die Privatbank Julius Bär. Sie alle haben angekündigt, sich aus Russland zurückzuziehen oder das dortige Geschäft zumindest herunterzufahren.

Das ist allerdings leichter gesagt als getan: Will ein Industrieunternehmen seinen russischen Ableger verkaufen, ist das wegen der Sanktionen zwar kompliziert – aber nicht unmöglich. Der Bankensektor hingegen ist stärker reguliert. Hier muss bei jedem Geschäft die staatliche Finanzmarktaufsicht zustimmen – das Pendant zur FINMA in der Schweiz. Angesichts der russischen Drohgebärden in Richtung westlicher Konzerne ist es unwahrscheinlich, dass die Behörden einem solchen Bankenverkauf zustimmen würden.

Rückzug dauert Jahre

Der Rückzug aus einem Land, wäre selbst ohne Krieg und Sanktionen kompliziert genug. Die Banken müssen nicht nur organisieren, wo die betroffenen Kundengelder hin verschoben werden. Sie haben auch jahrelange Aufbewahrungspflichten. Ein Rückzug innert weniger Monate, wie das etwa Fastfood-Riese McDonald's geschafft hat, ist im Bankenwesen unmöglich.

Das Glück der Schweizer Banken: Das Russland-Geschäft ist für sie vernachlässigbar. Die CS beschäftigte in Russland bis Kriegsausbruch rund 120 Mitarbeitende, bei der UBS waren es an die 50. Im ersten Quartal belief sich der Nettovermögenswert der russischen Tochtergesellschaften der CS auf 200 Millionen Franken. Bei der UBS entfallen weniger als 1 Prozent aller verwalteten Vermögen auf russische Kundinnen und Kunden. Im Vergleich zum globalen Geschäft sind das Peanuts.

Andere Banken haben es schwerer: Die US-amerikanische Citigroup oder die italienische Unicredit etwa sind in Russland dick im Geschäft. Denn US-amerikanische, italienische und auch österreichische Finanzinstitute haben nach dem Fall des eisernen Vorhangs stark im ehemaligen Ostblock expandiert. Das rächt sich heute.

Erinnerung an US-Steuerstreit

Dass Banken aufgrund internationaler Streitigkeiten in die Zwickmühle geraten, ist nicht neu: Prominent war etwa der Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA. Ab 2008 forderten die USA die Schweizer Grossbank UBS dazu auf, Kundendaten von US-Bürgern herauszurücken, um Steuerbetrügern auf die Schliche zu kommen. Aufgrund des Schweizer Bankgeheimnisses konnte die UBS dieser Forderung aber gar nicht nachkommen.

Erst musste eine politische Lösung zwischen der US-Regierung und dem Bundesrat her. Es dauerte fünf Jahre, bis die Schweiz 2013 zähneknirschend ein entsprechendes Abkommen unterzeichnete und damit das Bankgeheimnis faktisch beerdigte. Wie lange es dauern wird, die Schweizer Banken in Russland aus der Zwickmühle zu befreien, steht in den Sternen. (SDA/sfa)

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