Seit fünf Monaten tobt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mit voller Härte. Fast so lange gelten immer strengere Sanktionen gegen russische Oligarchen. Ihre Vermögen werden eingefroren, Yachten beschlagnahmt, Geschäftstätigkeiten eingeschränkt, wenn nicht verunmöglicht. Das passt den reichen Machtmenschen so gar nicht in den Kram. Deshalb gehen sie nun in die Offensive. Und klagen gegen die EU.
Kämpfer an vorderster Front: Der bekannte russische Milliardär Roman Abramowitsch (55). Laut dem «Wall Street Journal» hat er zusammen mit drei weiteren superreichen Russen vor dem Europäischen Gerichtshof Klage eingereicht. Die Vier wollen Geld von der EU für die durch die Sanktionen gegen Russland und wichtige Staatsbürger erlittenen Schäden. Die Begründung: Sie würden keine engen Verbindungen zum Kreml und zu Präsident Wladimir Putin (69) pflegen. Und seien in ihren Rechten verletzt worden.
Verletzung der Grundrechte?
Dieser Begründung geben mit der Materie vertraute Juristen wenig Chancen. Doch der mächtige Abramowitsch lässt sich davon nicht abhalten. Zentraler Punkt in seiner Anklageschrift: Die Sanktionen würden eine Verletzung seiner Grundrechte darstellten. Denn: Er besitzt nämlich auch die portugiesische Staatsbürgerschaft. Und ist deshalb der Meinung, dass ihn die Sanktionen gar nicht betreffen. Darum fordert er Schadenersatz in Millionenhöhe.
Hintergrund der Klage: Der Schweizer Hansjörg Wyss (86) hat den Zuschlag für den Londoner Top-Klub Chelsea FC erhalten. Das Konsortium des Schweizer Milliardärs rund um den US-amerikanischen Geschäftsmann Todd Boehly (48) wurde von der New Yorker Handelsbank auserkoren.
Deal über 4,4 Milliarden
Der Deal geht in die Sportgeschichte ein. Mehr als 3,5 Milliarden Pfund (umgerechnet 4,3 Milliarden Franken) muss das schweizerisch-amerikanische Konsortium für Chelsea lockermachen. Noch nie zuvor wurde ein so hoher Betrag für die Übernahme eines professionellen Sportteams ausgegeben. Wyss und Boehly kommen zusammen auf ein geschätztes Vermögen von 10 Milliarden Dollar. Hinter dem Konsortium steht die amerikanische Investmentgesellschaft Clearlake Capital aus Kalifornien.
Nun will Abramowitsch mit seiner Klage gegen die EU wenigstens einen Teil dieses Geldes wieder sehen. (pbe)