Ballys verhängnisvolles E-Mail
Bank-CEO kritisiert «ahnungslose» Politiker – und wird entlassen

Der CEO von Radicant teilt in einer E-Mail gegen die Baselbieter Politik aus. Das wird ihm nun zum Verhängnis.
Publiziert: 23.02.2023 um 10:47 Uhr
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Radicant-CEO Andres Bally ist seinen Job per sofort los.
Foto: Zvg

Er sah sich als Visionär, nun hat er ausgeträumt: Anders Bally (56), CEO von Radicant, hat in einer E-Mail an seine Belegschaft eine simple Regel ignoriert. Wer an seinem Job hängt, sollte sich mit Kritik an den Firmeneigentümern zurückhalten. Bally liess jede Vorsicht vermissen. Jetzt ist er seinen Job los.

Der Chef des Digital-Banking-Start-ups teilte vor wenigen Tagen in einer Mail gegen die Baselbieter Politik aus – und damit indirekt gegen die eigenen Aktionäre, wie die «Handelszeitung» schreibt.

Denn Radicant gehört zur Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) und diese wiederum dem Kanton. Bei der BLKB kam das offensichtlich nicht gut an. Am Mittwoch nach Börsenschluss teilte die Bank mit, dass Bally mit «sofortiger Wirkung» abgesetzt ist.

Politiker hätten Verständnisschwierigkeiten

Dabei dürften ihm Aussagen wie die folgende zum Verhängnis geworden sein: «Einige der Politiker in diesem nicht-urbanen Kanton – vor allem die älteren – haben Schwierigkeiten, all die disruptiven Aspekte zu verstehen, die Radicant mit sich bringt», zitiert der Blog «Inside Paradeplatz» aus der Mail. «Deep Tech, Mobile First Banking und Wealth Management, Evangelisten, Co-Creation usw. sind Konzepte, mit denen sie sich schwertun», schreibt Bally weiter.

Der Ex-CEO wirft der alten Politgarde vor, nicht zu verstehen, was für eine massive Veränderung die Bankenbranche durchlebt. Genau dieses Umfeld will das Start-up nutzen, um erfolgreich zu sein. Mit seiner Mail dürfte Bally einige Egos gekränkt haben.

14 Millionen Verlust im letzten Jahr

«E-Mails solchen Inhalts sind schlicht nicht tolerierbar», sagt der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber (61) gegenüber der «Basellandschaftlichen Zeitung».

Radicant sorgt in der Baselbieter Politik für reichlich Gesprächsstoff. Man fragt sich, ob die BLKB auf die richtige Strategie setzt. Die SVP-Fraktion hat eine Interpellation eingereicht, in der sie die Klärung offener Fragen fordert. Rund 70 Millionen Franken hat die Kantonalbank bis anhin in die Tochtergesellschaft investiert. Eine Wette auf die Zukunft. Im Geschäftsjahr 2022 fuhr Bally mit Radicant noch einen Verlust von rund 14 Millionen Franken ein.

Die BLKB hat ihren Produktchef Rouven Leuener und Finanzchef Roland Kläy als interimistische Chefs eingesetzt. (smt)

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