Wie gewonnen, so zerronnen: Zwei Baselbieter Landratsmitglieder, die am Sonntag gewählt wurden, müssen ihren Sitz wieder abgeben. Die Sitzwanderung zwischen Wahlkreisen sei durch eine Software falsch berechnet worden, teilte die Landeskanzlei mit.
Einer der Betroffenen ist Christian Helfenstein (64, Mitte) aus Aesch BL. Er hat am Freitagvormittag die unschöne Nachricht im elektronischen Postfach gefunden. «Es war ein Schock, ich war total verblüfft», sagt er betrübt zu Blick. Helfenstein hatte sich bereits auf das Amt vorbereitet, sich mit anderen Landräten ausgetauscht.
Trotz allem an die Fasnacht
Besonders bitter: «Wir haben Bekannte aus der Ukraine untergebracht. Heute Vormittag kamen sie vorbei, um zur Wahl zu gratulieren. Ich musste ihnen dann umständlich erklären, warum es nicht geklappt hat», so Helfenstein.
Trotz allem geht es für ihn jetzt an die Fasnacht. «Das lenkt ab.» Ob er bei den nächsten Wahlen in vier Jahren nochmals einen Versuch wagt, hat er noch nicht entschieden.
«So ganz realisiert habe ich es noch nicht»
Ganz anders ist die Gefühlslage bei Regina Weibel (57, Mitte). Die Freude sei «sehr gross», sagt sie zu Blick. «Diese Woche war ein Auf und Ab der Gefühle». Am Sonntagabend galt sie noch als nicht gewählt. «Ich habe versucht, mich damit abzufinden. Dann heisst im Verlauf der Woche plötzlich ‹ja vielleicht doch›. Das war schon etwas schwierig.»
Am Freitag kam dann der definitive Bescheid, der sie über die Partei erreichte. «Ich hatte ein wenig Vorlauf, aber so ganz realisiert habe ich es noch nicht.» Mitleid hat Weibel mit ihrem Parteikollegen Helfenstein. «Ich habe ihm bereits geschrieben. Das will so niemand erfahren. Zuerst gewählt und dann doch nicht.»
Auch Dany Hugelshofer von der EVP wurde am Sonntagabend als gewählt ausgerufen. Nach der Kehrtwende bekommt Parteikollegin Simone Buser den Platz. Die Korrektur hat keine Änderung bei der Parteienstärke oder der Anzahl Parteisitze im Landrat zur Folge.
Landeskanzlei sagt Sorry
Die Wahlresultate vom Sonntag galten als provisorisch. Im Nachgang zu den Wahlen prüft die Landeskanzlei immer die provisorischen Wahlergebnisse vor Publikation des Schlussergebnisses im Amtsblatt. Kontrolliert werden auch die Sitzsprünge. Dabei sei festgestellt worden, dass für die Wahlregion 2 die Sitzsprünge falsch berechnet worden seien.
Bei der Landeskanzlei gibt man sich denn auch zerknirscht. «Das ist total ärgerlich», sagt Landschreiber Nic Kaufmann gegenüber SRF und ergänzt: «Wir haben uns bei den betroffenen Politikern entschuldigt. Es tut uns leid, dass sie sich fälschlicherweise über ihre Wahl gefreut haben.»
Mitte «bestürzt»
Die Mitte zeigt sich in einer Stellungnahme «bestürzt» gezeigt über die Wahlpanne. Zwar seien provisorische Ergebnisse vom Wahlsonntag mit Vorsicht zu geniessen, jedoch sei es umso ärgerlicher, dass der Fehler auf den Einsatz der Wahlsoftware zurückzuführen sei, heisst es in einer Stellungnahme. Sie erinnert daran, dass bereits vor den Wahlen in zwei Wahlregionen falsche Wahllisten versendet wurden.
Korrigieren musste die Landeskanzlei auch das Wahlergebnis in einer Gemeinde. Das lokale Wahlbüro hatte am Sonntag 21 Wahlcouverts nicht mitgezählt.
Somit wurden die bisherigen Regierungsräte Anton Lauber (Mitte) nach der Korrektur mit 41'725 Stimmen und Isaac Reber (Grüne) mit 37'522 Stimmen gewählt. Kathrin Schweizer (SP) holte 35'032 Stimmen und Monica Gschwind (FDP) 35'018 Stimmen. Der neu in die Regierung gewählte Thomi Jourdan (EVP) machte 26'228 Stimmen.
Nicht in die Regierung gewählt wurden Sandra Sollberger (SVP) mit 25'085 Stimmen, Thomas Noack (SP) mit 23'771 Stimmen und Manuel Ballmer (GLP) mit 20'112 Stimmen.
(SDA/oro/bro)