Nur noch drei Tomaten dürfen Briten im Supermarkt Asda kaufen. Dasselbe gilt auch für Peperoni, Gurken, Kopfsalat, Salattüten, Broccoli, Blumenkohl und Himbeeren.
Grund dafür sind Beschaffungsprobleme bei Produkten aus Südspanien und Nordafrika. Die Limite von drei Stück sei nur vorübergehend. Die Probleme dürften einige Wochen andauern. Die für Lebensmittel zuständige britische Umweltministerin Therese Coffey (51) rät ihren Landleuten, jetzt Rüben zu essen.
Gewächshäuser brauchen viel Strom
Gemäss Swiss Cofel, dem Schweizer Verband des Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels, kommt die Situation «nicht total überraschend». «Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise war klar, dass vor allem in den Niederlanden weniger Warmhauskulturen angebaut werden», sagt Direktor Christian Sohm (40). Heisst, in Gewächshäusern konnte weniger Obst und Gemüse produziert werden.
Auch die Bauern in Grossbritannien haben diesen Winter weniger Gemüse und Obst kultiviert. Deshalb sollte mehr importiert werden.
Nun macht aber das Wetter den Bauern im Süden einen Strich durch die Rechnung. Die Konditionen waren schlecht: Zuerst herrschte Trockenheit, dann hat Hagel die Ernte zerstört. «Das führt dazu, dass sich die Mengen auf den Märkten bei gewissen Produkten wie eben Tomaten und Peperoni eher verknappen und die Preise stark ansteigen», sagt Sohm. Betroffen seien vor allem Produkte aus Spanien und Italien.
Es stellt sich die Frage, ob es in der Schweiz auch zu einer Knappheit kommen könnte. Sohm entwarnt: Mit einem generellen Versorgungsproblem sei nicht zu rechnen. «Aus jetziger Sicht ist die Versorgung der Schweiz schwierig und teuer, jedoch nicht generell gefährdet», sagt er. Die Preise dürften aber noch weiter steigen, denn knapp sind die Produkte trotzdem.
Detailhändler haben ausreichend Gemüse
Bei Lidl liegen zurzeit Gemüseartikel aus Spanien in den Regalen. Trauben aus Südafrika habe man teilweise auch im Sortiment. «Es zeichnet sich bei uns aber keine Knappheit ab wie in Grossbritannien», sagt eine Sprecherin gegenüber Blick. Über zwei Drittel der Frischprodukte würden sowieso aus der Schweiz stammen.
Dasselbe gilt bei Coop: Schweizer Produkte haben Priorität. «Und durch die langjährige und enge Zusammenarbeit mit unseren Produzentinnen und Produzenten in Spanien sind wir von den genannten Ernteausfällen kaum betroffen», teilt Coop mit. Auch die Migros beruhigt: «Es hat genug.»
Aldi dagegen spürt eine «leicht eingeschränkte Verfügbarkeit bei Gemüseartikeln aus Spanien», wie die Medienstelle mitteilt. Lieferengpässe werden aber keine erwartet, da Aldi breit aufgestellt sei und auf andere Lieferanten ausweichen könne.
Im Jahr 2022 importierte die Schweiz gemäss dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit rund 400'000 Tonnen Gemüse und knapp 600'000 Tonnen Früchte. «Spanien ist für die Schweiz der wohl mit Abstand wichtigste Handelspartner für Früchte und Gemüse, gefolgt von Italien, Frankreich und den Niederlanden», erklärt Sohm. Südafrika hat als Lieferant für die Schweiz vor allem eine Bedeutung für exotische Früchte wie Avocados.
Mehr Importe in kalten Monaten
Im Winter importiert die Schweiz mehr, da viele Produkte hierzulande über die kalten Monate einfach nicht angebaut werden können. Die Bauern ernten den Grossteil an Früchten und Gemüse von Frühling bis Herbst.
Hierzulande hilft das warme Winterwetter den Bauern. Die Inlandproduktion beginnt früher als gewohnt. «In den Gewächshäusern werden erste Salate angebaut», sagt Sohm. Dabei helfe die Sonne – diesen Februar hat es viel mehr Licht als üblich. Dadurch ergibt sich ein kleiner Vorsprung.