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«Schock», «Chaos-Wochen», «Kinder heute aber glücklich»
SBB-Chef über Beruf, Tod seiner Frau und Erziehung

Die SBB werden wegen Corona zwei Milliarden Franken verlieren. Man müsse effizienter werden, sagt Chef Vincent Ducrot in einem Interview. Er gibt auch Einblick in Privates wie den Tod seiner Frau.
Publiziert: 19.12.2020 um 05:39 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2020 um 14:46 Uhr
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Und auch nicht die Ticketpreise erhöhen, wie Ducrot in einem Interview mit den Zeitungen von «CH-Media» sagt.
Foto: Philippe Rossier

Vincent Ducrot (58) hat im April, mitten im Lockdown, den Führerstand im SBB-Konzern übernommen. Für das zu Ende gehende Jahr 2020 erwartet der SBB-Chef einen Verlust «wohl um die 600 Millionen Franken». Alles in allem werde die Coronavirus-Krise die SBB «netto rund zwei Milliarden Franken kosten», erklärt er im Interview mit den Zeitungen von «CH Media».

Die SBB bleiben auch im kommenden Jahr in der Verlustzone stecken. Der Fehlbetrag dürfte mehrere Hundert Millionen Franken betragen, sagt Ducrot weiter. In rund drei bis vier Jahren wollen die SBB wieder auf dem Vorkrisenstand sein, heisst es zudem.

Keine Preiserhöhungen

Angesichts dieser Fehlbeträge wollen die SBB aber nicht bei den Tarifen draufschlagen. «Das wäre unangebracht», hebt Ducrot hervor. Vielmehr müsse der Bahnbetrieb effizienter werden und weiterhin Kosten sparen, sagt er.

Auch bei der GA-Kundschaft zeigte sich der Freiburger zuversichtlich, dass die rund zehn Prozent beziehungsweise rund 45'000 Generalabos, die dieses Jahr nicht erneuert wurden, später grösstenteils wieder zurückkehren würden.

Keine Entlassungen

Auch Entlassungen erteilt der SBB-Chef als Sparmassnahme eine Absage. Dies sei kein Thema, betonte er gegenüber «CH Media». «Wir haben aber genügend Fluktuation, um Stellen abzubauen, wo das nötig ist», erklärt er weiter.

Die SBB erhöhe den Personalbestand im operativen Bereich, so Ducrot, aber sie bremse beim Belegschaftsausbau in der Verwaltung.

Tod seiner Frau war ein Schock

Acht Monate nach Amtsantritt ist SBB-Chef Ducrot beim Volk angekommen. «Ich kann keinen Meter gehen, ohne erkannt zu werden. Manchmal wollen Mitarbeitende Selfies mit mir machen», sagt er. Aber das sei in Corona-Zeiten etwas schwierig.

Vielbeschäftigt und trotzdem die Familie nicht vernachlässigen: Ducrot hat sechs Kinder zwischen 12 und 20 Jahren und ist alleinerziehend. Wie bringt er Arbeit und Kinder unter einen Hut? «Vieles ist eine Frage der guten Organisation. Wir sind eingespielt, meine Kinder sind recht autonom. Wir haben aber einen engen Kontakt, der immer bleibt», sagt er den Zeitungen von «CH-Media» weiter.

Der Tod seiner Frau war für Ducrot eine «Schocksituation». «Die ersten Monate waren chaotisch. Das ist wohl für alle so, die auf einen Schlag alleine sind.» Der Tod seiner Frau habe gleichzeitig alle zusammengeschweisst. «Er zwang uns, neue Lösungen zu finden, meine Frau hatte immer sehr viel geleistet.» Schliesslich hätten er und sein Nachwuchs einen Weg gefunden. «Meine Kinder sind glücklich», betont Ducrot.

Einschneidende Erfahrung hilft beruflich

Entscheidend sei bei der Betreuung des Nachwuchses nicht die Quantität, sondern die Qualität. «Meine Kinder wissen: Wenn etwas Wichtiges ist, können sie mich immer erreichen. Ich nehme das Handy ab, auch wenn sie mich in einer Verwaltungsratssitzung anrufen.» Bei weniger wichtigen Dingen schrieben ihm seine Kinder ein Whatsapp. «Diese Regeln funktionieren sehr gut.»

Die Erfahrung des Tods seiner Frau, die Zeit mit der Familie danach, waren für ihn einschneidend. «Diese Erfahrungen helfen mir, zu relativieren. Das können alle nachvollziehen, deren Frau gestorben ist.»

Ducrot weiter: «Wer die Emotionen von Kindern erlebt hat, die ihre Mutter verloren haben, kann mit Krisen umgehen. Die Robustheit ist da. Diese Situation hat mich gestärkt. Ich sage meinen Leuten immer: Ein Problem nach dem anderen. Ruhig bleiben.» (uro/SDA)

Vincent Ducrot persönlich

Vincent Ducrot (57) ist seit April 2020 neuer CEO der SBB. Der Freiburger war schon früher, von 1993 bis 2011, im Projektmanagement bei den Bundes­bahnen tätig – bis er 2011 zum General­direktor der Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) ernannt wurde. Privat musste ­Ducrot 2017 einen ­schweren Schicksalsschlag ­hinnehmen: Seine Frau starb nach langer, schwerer Krankheit. Seither ist er alleinerziehender Vater von sechs Kindern.

Vincent Ducrot (57) ist seit April 2020 neuer CEO der SBB. Der Freiburger war schon früher, von 1993 bis 2011, im Projektmanagement bei den Bundes­bahnen tätig – bis er 2011 zum General­direktor der Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) ernannt wurde. Privat musste ­Ducrot 2017 einen ­schweren Schicksalsschlag ­hinnehmen: Seine Frau starb nach langer, schwerer Krankheit. Seither ist er alleinerziehender Vater von sechs Kindern.

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