Darum gehts
- Trump erhebt Strafzölle auf Autoimporte, europäische Autoindustrie unter Druck
- Experte Dudenhöffer fordert Gegenmassnahmen und Allianz mit China
- Zusätzliche Kosten für deutsche Autokonzerne könnten bis zu 11 Milliarden Euro betragen
Europas Autoindustrie macht schwierige Zeiten durch. Die Transformation zur Elektromobilität will nicht gelingen. Und die Kosten sind enorm. Zudem ist die Konkurrenz aus China gross. Ausgerechnet jetzt kommt auch noch Donald Trump (78). Mit seinen Strafzöllen von 25 Prozent auf alle Auto-Importe aus dem Ausland fährt der US-Präsident schweres Geschütz auf. Er will damit die heimische Autoindustrie stärken und das Handelsdefizit reduzieren.
Das ist ein harter Schlag für Europas Autoindustrie. Vor allem für Deutschland mit den grossen Playern Volkswagen, BMW oder Mercedes-Benz, die einen wichtigen Teil ihres Umsatzes in den USA machen. Die Zölle, die ab dem 2. April erhoben werden – und «bleiben», wie Trump betont – führen zu erheblichen finanziellen Belastungen bei den Herstellern. Die zusätzlichen Kosten könnten sich auf bis zu 11 Milliarden Euro summieren, wie das «Handelsblatt» vorrechnet.
«Trump ist ein Feind Europas»
Ungewohnt markige Worte benutzt auch Ferdinand Dudenhöffer (73), einer der profiliertesten Autoexperten Deutschlands. Er betont die drastischen Auswirkungen: «Das ist eine Hiobsbotschaft für die deutsche Autoindustrie», sagt der langjährige Professor am Center Automotive Research CAR der Uni Duisburg-Essen (D) im Interview mit der «Welt».
Im Vorgehen Trumps erkennt er eine Strategie. Der US-Präsident wolle Europas Wirtschaft gezielt schwächen. Für Dudenhöffer sieht es so aus: «Trump scheint ein Feind Europas zu sein. Er will unsere Industrie zerstören.» Das dürfe Europa nicht auf sich sitzenlassen. «Die EU-Kommission sollte so schnell wie möglich Gegenmassnahmen finden, die Amerika unendlich hart treffen», sagt er.
Dudenhöffer bringt gar eine unheilige, bis vor kurzem undenkbare Allianz ins Spiel. «Wir müssen jetzt den Schulterschluss mit China und anderen Ländern suchen», fordert Dudenhöffer. Er empfiehlt, internationale Bündnisse einzugehen, um Druck auf die USA auszuüben. Denn für den Experten ist klar: «Wenn wir jetzt nicht handeln, droht ein massiver Arbeitsplatzverlust in der europäischen Autoindustrie.» Mit weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen.
«Produktion in den USA erhöhen»
Überraschend gelassen reagieren im Vergleich zu Dudenhöffer die Schweizer Autozulieferer, die von Trumps Strafzöllen betroffen sind. Auch an der Börse halten sich die Verluste in Grenzen. Die neuen Zölle seien bloss eine weitere schlechte Nachricht, erklären sich Börsianer mit Verweis auf die aktuellen Probleme der globalen Autoindustrie die gelassene Reaktion. Bei den Zulieferern komme hinzu, dass sie ihre Produkte zum Teil auch relativ schnell anderen Autoherstellern anbieten könnten. «Ob der Kunde Ford oder VW heisst, ist für sie eigentlich egal», so ein Marktbeobachter zur Nachrichtenagentur AWP.
Zulieferer Autoneum aus Winterthur ZH, der unter anderem Autoteppiche oder Hitzeschutzschilder herstellt, macht sich daher keine grossen Sorgen. «Sollten die Autohersteller ihre Produktion vermehrt in die USA verlagern, könnten wir mitziehen und in bestehenden US-Standorten die Produktion erhöhen», sagte ein Sprecher auf Anfrage der AWP. Die globale Präsenz und ein sehr breit abgestütztes Kundenportfolio seien in der aktuellen Situation hilfreich. Negative Entwicklungen bei einem einzelnen Hersteller oder in einer einzelnen Region könnten durch gegenläufige Entwicklungen bei anderen Herstellern oder anderen Regionen häufig kompensiert werden.
Ähnlich klingt es von Feintool aus Lyss BE: Man profitiere davon, dass «wir in all unseren Märkten weltweit gut verankert und gleichzeitig global vernetzt sind», so ein Sprecher. Bei der Ems-Chemie mit Sitz in Domat/Ems GR ist man auch nicht beunruhigt: Zölle und lokale Marktveränderungen könnten zwar zu Verschiebungen zwischen den Regionen und Automarken führen, sagte ein Firmensprecher zur AWP. Für die Ems als weltweiter Automobil-Zulieferer mit einer weltweiten Marktabdeckung hätten diese jedoch keine Auswirkungen.