Novartis-Onkologie-Chefin Susanne Schaffert warnt, dass die Covid-19-Pandemie eine Krebs-Pandemie ausgelöst haben könnte.
Denn wie die Expertin der Agentur AWP sagt, sind viele Menschen aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht zum Arzt oder ins Spital gegangen. Die Folge: Bei vielen sind die Tumore damit erst viel später diagnostiziert worden, was ihre Aussichten nochmals verschlechtert.
Versteckte Pandemie
Laut Schaffert gibt es neue Publikationen, die davon ausgehen, dass in der EU etwa eine Million Menschen während der Pandemie keine Krebs-Diagnose erhalten hätten. «Man spricht daher mittlerweile auch von Krebs als der versteckten Pandemie.»
Doch nicht nur das – manche Patienten haben sich laut Schaffert bewusst gegen eine Krebs-Therapie entschieden, weil sie die damit einhergehenden Beschränkungen nicht in Kauf nehmen wollten. So hätten sie sich etwa von ihren Angehörigen isolieren müssen. «Genau in einer solchen Zeit will das aber kaum jemand», erklärt die Expertin.
Zwar ist auch Schaffert angesichts der derzeit grassierenden fünften Welle besorgt, wie es weitergeht. «Ich glaube aber, dass die Kliniken heute besser vorbereitet sind und entsprechende Vorkehrungen getroffen haben.»
Zukunft liegt in Kombinationen
Beim Blick nach vorne gibt sich Schaffert verhalten optimistisch. Zwar werde sie in ihrer Karriere kaum mehr miterleben, dass Krebs tatsächlich heilbar ist. «Aber letztlich machen wir ja jeden Tag Schritte in diese Richtung.»
Laut Schaffert dürfte Präzisionsmedizin ein wichtiger Schritt in Richtung auf diesem Weg sein, dass man «mit verschiedenen Therapieansätzen auf die ganz individuellen Bedürfnisse eines jeden einzelnen Patienten reagieren» werde.
Um dort hinzukommen, setze gerade Novartis auch weiterhin auf transformative Therapien. Dieser Fokus in der Forschung erfordert Mut und Risikobereitschaft, so die Onkologie-Chefin. «Dazu gehört es dann auch, trotz Rückschlägen am Ball zu bleiben, sich davon eben nicht entmutigen zu lassen.» (SDA)