Darum gehts
- ABM und EPA: Beide verschwanden nach Jahrzehnten der Beliebtheit
- Coop übernahm EPA, ABM wurde italienisch
- Es gibt noch drei Schweizer Warenhäuser
Was ist passiert?
Sie prägten die Schweizer Warenhauskultur entscheidend: ABM und EPA, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebten. Die 1956 von der Globus-Gruppe gegründete ABM – kurz für «Au Bon Marché» (zum günstigen Preis) – betrieb zu Bestzeiten 60 Standorte und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von fast 700 Millionen Franken. Auf 40 Filialen kam die Einheitspreis AG, die EPA. Sie eröffnete bereits 1930 ihr erstes Warenhaus in Zürich, alle Produkte kosteten tatsächlich gleich viel.
Im neuen Jahrtausend gerieten die zwei Warenhäuser in die Bredouille. Beide schrieben rote Zahlen. Die EPA bekam 2001 erstmals neue Besitzer. Im Jahr darauf übernahm Coop 40 Prozent der Aktien. «Lieben Sie das Risiko, Herr Loosli?», fragte Blick den damaligen Coop-Chef Hanspeter Loosli (69). Dieser konterte: «EPA ist eine starke Marke, flächendeckend in der ganzen Schweiz.» Nach der kompletten Übernahme wandelte Coop Anfang 2005 die EPA-Filialen in Coop-City-Standorte um – oder schloss sie.
ABM wurde 2002 italienisch. Weil die Globus-Tochter dem damaligen Mutterkonzern Migros Verluste brachte, ging man 2002 eine Partnerschaft mit der venezianischen Bekleidungskette Oviesse ein. «Mamma mia, die Padroni kommen», schrieb der Blick damals wenig schmeichelhaft. Der Deal floppte, bloss ein Jahr später wurde ABM eingestellt. 2004 übernahm die C&A-Gruppe 24 Filialen und 230 Mitarbeitende.
Warum sind ABM und EPA so wichtig?
Das Konzept des Warenhauses revolutionierte den Einzelhandel. 1896 entstand mit dem Warenhaus Brann in Zürich das erste Schweizer Kaufhaus. Dort konnte sich jede und jeder umschauen – ohne Kaufzwang. Und egal, ob Arbeiter oder Bürgerliche. Das machte das Einkaufen demokratischer.
Diese Entwicklung trieben ABM und EPA entscheidend voran, indem sie nach Ami-Vorbild auf tiefe Preise setzten. Die EPA überzeugte mit einem breiten Sortiment für wenig Geld. Ihr Slogan: «Lueg zerscht i der EPA.» Die ABM war vor allem im Textil- und Haushaltsbereich der Hit, wobei der Name im Volksmund scherzhaft für «Alles billiger Mist» stand.
Was ist seither passiert?
Der Zauber der historischen Warenhäuser ist grösstenteils verschwunden. Mit der zunehmenden Globalisierung seit den 1990er-Jahren setzten zuerst ausländische Shoppingketten – im Modebereich etwa H&M oder C&A – die Schweizer Kaufhäuser unter Druck. Später kam das Internet dazu. Und mit ihm der Onlinehandel.
Es gibt sie aber noch, die Schweizer Warenhäuser, drei sind übrig geblieben: Die einstige Kette Jelmoli hat Ende Februar ihren letzten Standort in Zürich geschlossen. Ins frühere Jelmoli-Gebäude an der Zürcher Bahnhofstrasse zieht künftig Manor ein. ABM-Erfinder Globus ist nach seinen Migros-Jahren in den Strudel von Immobilienpleitier René Benko geraten. Seit diesem Herbst gehört das Edelwarenhaus zur thailändischen Central Group. Der Dritte im Bunde ist Coop City mit schweizweit 30 Verkaufsstellen, einschliesslich der ehemaligen EPA-Filialen. EPA und auch ABM hingegen sind Geschichte.
Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.
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