Auf einen Blick
- Haliey Welch: Berühmtheit durch verrückte Antwort, jetzt in Krypto-Skandal verwickelt
- Vorwürfe des Insider-Handels und Betrugs bei Einführung der Kryptowährung 'Hawk'
- Marktkapitalisierung von 'Hawk' stürzte innerhalb von 20 Minuten um 95 Prozent ab
Sie wurde über Nacht berühmt und erreichte innert weniger Monate mehr als 2,5 Millionen Menschen: Haliey Welch (22) ist in Amerika ein Superstar. Weil sie im vergangenen Sommer bei einer Strassenumfrage eine verrückte Antwort gab. Wie macht man einen Mann im Bett verrückt? Welchs Antwort: Man müsse beim Oralsex auf dessen Glied spucken. Sie illustriert das Ganze mit einem lauten «Hawk Tuah». Ein neues Internet-Meme war geboren.
Welch lancierte im Anschluss einen Tiktok- und Instagram-Kanal und erreichte ein Millionenpublikum. Ihr Podcast «Talk Tuah» gehört zu den meistgehörten der Welt. Und die 22-jährige Frau aus Tennessee tourte fleissig durch Amerika, war bei den grossen Events im Herbst und Winter dabei. So auch beim Netflix-Boxkampf zwischen Jake Paul und Mike Tyson. Sie sass in der ersten Reihe.
Heftige Vorwürfe
Nach dem rasanten Aufstieg folgt jetzt der noch schnellere Fall: Welch führte am 4. Dezember ihre eigene Kryptowährung ein – natürlich mit dem Namen «Hawk». Die Marktkapitalisierung stieg erst auf 490 Millionen US-Dollar, bevor sie komplett abstürzte. Innerhalb von 20 Minuten lösten sich 95 Prozent in Luft auf. Alle Hawk-Coins sind nun weniger als 25 Millionen US-Dollar wert. Gegen Welch werden deshalb schwere Vorwürfe laut.
Die Influencerin soll die Anleger mit einem «Rug Pull» abgezockt haben. Dabei lancieren Entwickler eine Kryptowährung, kassieren dick ab, und lassen das Projekt dann fallen – die Käufer bleiben mit wertlosen Coins zurück.
Coffeezilla, ein Krypto-Youtuber mit fast vier Millionen Followern, übte nach der Lancierung heftige Kritik. Welchs Team hätte über eine Million US-Dollar an Gebühren einkassiert, während die Anleger um ihr Geld betrogen worden seien. Zudem hätte über den Account der Entwickler Insider-Handel stattgefunden, sagt er. Welchs Team streitet die Vorwürfe ab.
Experte schätzt ein: ab in den Knast?
Der Influencerin droht ein juristisches Nachspiel: Die Anwaltskanzlei Burwick Law sucht auf dem Kurznachrichten-Portal X nach Geschädigten, die sie über ihre Rechte informieren will. US-Rechtsexperte Yuriy Brisov erklärt gegenüber «Coin Telegraph», dass die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) eine Zivilklage wegen Wertpapierbetrugs einreichen könnte. Auch das Justizministerium in Washington hätte die Möglichkeit, strafrechtliche Anklagen wie Geldwäsche oder Drahtbetrug in Erwägung zu ziehen.
«Insider-Handel beinhaltet traditionell den Handel mit Wertpapieren auf der Grundlage wesentlicher, nicht-öffentlicher Informationen, wobei eine Pflicht des Vertrauens verletzt wird», so Experte Brisov. Im Zusammenhang mit Kryptowährungen sei der rechtliche Rahmen noch in der Entwicklung. «Wenn Welchs Team nicht-öffentliche Informationen über die Markteinführung des Coins besass oder im Voraus Strategien zum Verkauf erheblicher Teile des Angebots ausgearbeitet hatte, die zum Preisverfall des Coins führten, könnten solche Handlungen unter Betrugs- oder Marktmanipulationsgesetzen untersucht werden.»
Im Falle einer Verurteilung bedeutet dies: Knast!
Blockchain-Daten belasten Welch-Team
Anfang dieser Woche wies Welch auf X die Vorwürfe des Insider-Handels im Namen ihres Teams zurück und schrieb: «Das Team hat keinen einzigen Token verkauft.» Die Daten von mehr als 80 Konten, die auf der Blockchain einsehbar sind, zeigen ein anderes Bild: Sie haben vor Verkaufsstart «Hawk-Coins» erhalten. Und alle 80 dieser Konten verkauften ihre Anteile mit einem Gewinn zwischen 10'000 und 365'000 Dollar.
Haliey Welch hat sich seit letzter Woche nicht mehr gemeldet. Sie ist untergetaucht. Noch wurden keine offiziellen Ermittlungen bekanntgegeben. Doch dürfte dies laut Experten nur eine Frage der Zeit sein. Das Justizministerium in Washington hat kürzlich einen Bitcoin-Geldwäscher zu 12,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Es wurde in der Krypto-Szene als Zeichen wahrgenommen, dass die Behörden nun auch bei Bitcoin und Co. konsequent durchgreifen wollen.