Auch wenn die Umsätze sinken
Schweizer Firmen trotzen der Teuerung

Ein starker Franken und viele Schwierigkeiten begleiten die Schweizer Unternehmen. Die Erwartungen der Analysten verfehlten sie daher im vergangenen Quartal meist. Doch auch wenn die Umsätze sinken, machen sie weiterhin gute Profite.
Publiziert: 23.11.2023 um 11:02 Uhr
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Die aktuelle Weltwirtschaft ist auch für die Schweizer Unternehmen kein Zuckerschlecken.
Foto: Gaetan Bally

Schweizer Firmen haben ein durchzogenes Sommerquartal hinter sich. Der starke Franken, Unsicherheiten in der Weltwirtschaft und die Normalisierung nach der Pandemie drückten auf Umsatz und Aufträge. In diesem Umfeld überraschten die Firmen allerdings mit einer robusten Profitabilität.

Die bislang insgesamt recht starke Umsatzentwicklung in diesem Jahr hat sich zuletzt deutlich abgeschwächt. Bei den Zahlenvorlagen zum abgelaufenen dritten Quartal konnte nur noch jedes zweite Unternehmen von wachsenden Einnahmen berichten.

Erwartungen wurden oft verfehlt

Bei den Halbjahresergebnissen wiesen noch zwei von drei Firmen steigende Einnahmen aus. Dies zeigt eine Auswertung der Nachrichtenagentur AWP, bei der die Ergebnisse von 45 börsenkotierten Firmen berücksichtigt wurden, die seit Anfang Oktober publiziert worden sind.

Gut die Hälfte der Unternehmen verfehlte jüngst denn auch diesbezüglich die Erwartungen der Analysten, in fast einem Drittel der Fälle wurden nicht einmal die pessimistischsten Schätzungen erreicht. Der starke Franken, wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten sowie die Normalisierung nach Lieferkettenengpässen machen den Firmen zu schaffen.

In diesem Umfeld liessen in der Industrie auch neue Aufträge vermehrt auf sich warten: Von zehn Unternehmen, deren Auftragseingänge vorgängig von Analysten geschätzt wurden, konnten gerade einmal drei die durchschnittlichen Erwartungen schlagen. Doch selbst bei diesen Unternehmen gingen die neuen Bestellungen insgesamt gegenüber dem Vorjahr zurück. Im Schnitt lag der Rückgang bei über einem Viertel.

Normalisierung nach dem Corona-Boom

Die betroffenen Unternehmen führten die Rückgänge allerdings unter anderem auch auf eine Normalisierung gegenüber aussergewöhnlich starken Vorjahren zurück. So hatte der Kolbenkompressorenhersteller Burckhardt Compression zuletzt stark von Vorabinvestitionen in die Energiewende profitiert.

Und der Elektronikkomponenten-Hersteller Lem hatte im Zuge von Covid und der darauffolgenden Lieferengpässe einen Boom bei den Aufträgen verzeichnet. Nun bestellten Kunden aber wieder kurzfristiger – so wie es vor Pandemie der Fall gewesen sei, hiess es dort.

Aber auch konjunktureller Gegenwind drückte auf die Bestellungen: So brachen bei Rieter die Aufträge aufgrund von wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten weg – worauf das Unternehmen mit einem grossaufgelegten Sparprogramm reagierte.

Und auch der Industriekonzern Oerlikon sah sich mit einem schwierigen Umfeld in der Industrieproduktion konfrontiert. Bei Comet wiederum wirkte sich die Schwäche der Chipindustrie aus.

Abwälzung der Kosten führte zu hohen Profiten

Druck auf Umsatz und Auftragseingang hin oder her – gut geschlagen haben sich die Unternehmen bei der Profitabilität. Fast drei von vier Unternehmen erwirtschafteten ein höheres operatives Ergebnis. Und ähnlich vielen gelang es auch, die Konsens-Erwartungen zu übertreffen. Besonders stark glänzten etwa der Computerzubehörhersteller Logitech, der Personaldienstleister Adecco sowie das Messtechnikunternehmen Landis+Gyr.

Als Reaktion auf die im Vorjahr stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die hohe Inflation und den starken Franken haben viele Firmen umfangreiche Spar- und Effizienzprogramme aufgelegt. Zudem konnten die meisten auch die gestiegenen Kosten über Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben und dann im Anschluss wieder von den sinkenden Energie- und Rohstoffpreisen profitieren.

Positiver Ausblick für die meisten Unternehmen

Dank Kostensenkungen konnte etwa Logitech den operativen Gewinn trotz einem Umsatzminus von 8 Prozent um 23 Prozent steigern. Weitere Sparprogramme könnten noch folgen: So liess beispielsweise Oerlikon durchblicken, dass schon bald wieder an den Kosten geschraubt werden sollte.

Auch mit Blick nach vorne zeigen sich die Unternehmen widerstandsfähig: Von 32 konkreten Jahresausblicken wurden 18 bestätigt, neun sogar erhöht und nur sechs gesenkt. Das nächste Jahr wird indes von den Unternehmen sehr unterschiedlich eingeschätzt.

Während einige die Talsohle noch in diesem Jahr erreicht sehen, stellen sich andere vorerst noch einmal auf zunehmenden Gegenwind ein. Gemäss verschiedenen ökonomischen Indikatoren dürfte das Umfeld jedenfalls weiterhin herausfordernd bleiben. (SDA)

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