Auf einen Blick
- Suter Industries ohne Lufthygienebewilligung, Anwohner beschwert sich über Abgase
- Kanton prüft Töff-Betrieb, fehlende Bewilligung hat keine Strafe zur Folge
- Firma hat 5 Jahre Zeit für Anlagensanierung, Situation bereits verbessert
Er ist ein Bekannter im Töff-Zirkus: Eskil Suter (57) fuhr in den 90er-Jahren selbst etliche Grand-Prix-Rennen. 1996 gründete er eine eigene Motorrad-Firma in seiner Heimat Turbenthal ZH. Die Suter Industries hatte schon oft den richtigen Riecher. In der zweithöchsten Moto2-Klasse gewannen die Turbenthaler Töffs bereits Weltmeistertitel. Die Schweizer Tom Lüthi (38) und Dominique Aegerter (34) holten ebenfalls Renn-Siege auf ihren Suter-Motorrädern. Und auch Hollywood-Stars wie Keanu Reeves (60) setzen auf eine Zusammenarbeit mit dem namhaften Renntöff-Hersteller. Jetzt aber sorgt ein Einwand eines Anwohners für Aufsehen.
Dieser hat die Nase nämlich wortwörtlich schon länger voll, wie der «Landbote» berichtet. Und zwar wegen stinkender Abgase. «Mir wird schlecht davon», sagt er gegenüber der Zeitung. Schwarzer und bläulicher Rauch soll aus dem Gebäude der Suter Industries austreten. Weil der Anwohner derart genervt war, meldete er sich bei den Behörden.
Rechtlich ein Spezialfall
Und diese schauten 2024 genauer in. Das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) besuchte den Töff-Betrieb. Dabei stellte sich heraus: Die Weltmeister-Firma verfügte nie über eine lufthygienerechtliche Bewilligung. Wie Isabelle Rüegg, Sprecherin der Baudirektion, gegenüber dem «Landboten» erklärt, braucht es eine solche, sobald «geruchsbelastete oder anderweitig belastete Abluft» anfällt. Es geht dabei nicht nur um den Gestank, sondern auch darum, die Umwelt vor Schadstoffen zu schützen.
Die Suter Industries ist 2004 ins Gebäude am Dorfrand gezogen. Seit 20 Jahren werden da Motoren getestet. «Ohne konkretes Datum und Uhrzeit ist es unmöglich, herauszufinden, ob und wann welcher Motor welchen Geruch verursacht hat», erklärt Reto Karrer, Leiter Entwicklung bei Suter, gegenüber der Zeitung. Allgemein ist die Überprüfung nicht ganz einfach. Messungen durch die Baudirektion ergeben erst Sinn, wenn klar ist, welche Tests überhaupt zielführend sind.
Auch rechtlich gesehen ist es ein Spezialfall. Fixe, vorgeschriebene Grenzwerte gibt es nicht. So hat die nicht vorhandene Bewilligung keine Strafe zur Folge. «Dazu fehlt die Rechtsgrundlage und eine dazu notwendige Praxis in der Rechtsprechung», sagt Baudirektion-Sprecherin Rüegg. Was klar ist: Der Töff-Hersteller hat fünf Jahre Zeit, die Anlagen zu sanieren.
Der Bau wurde geprüft
Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen? Der Bau des Industriegebäudes wurde 2002 unter Auflagen bewilligt. Da die genaue Nutzung noch nicht bekannt war, sollte beim Kanton im Nachgang ein Gesuch eingehen, sobald verschmutzte Luft anfällt. «Dieses Vorgehen ist in solchen Fällen üblich», meint Rüegg. Aber dieses Gesuch kam nie an.
Bei Suter Industries ist man von der fehlenden Bewilligung ebenfalls überrascht. Die verantwortlichen Angestellten haben bei der Töff-Firma sowie beim Kanton mittlerweile gewechselt. Der Fall bleibt wohl ein Rätsel.
Reto Karrer von der Töff-Fabrik Suter erklärt gegenüber dem «Landboten» aber, dass man nach der Feststellung sofort Massnahmen getroffen hat. «Wir haben den Abgaskamin angepasst, der sich auf dem Dach in Richtung Kantonsstrasse befindet, sowie diverse Filtrierungen und Kühlungen eingebaut.»
Der Töff-Hersteller und das Awel bestätigen, dass sich die Situation rund um die Geruchsemissionen «deutlich verbessert» hat. Der Anwohner sieht das jedoch immer noch anders: «Es stinkt zwar weniger, aber immer noch stark.»