A.G. (29) erfüllt sich ihren Traum vom Tiny House
Schweizerin will in einem Zirkuswagen leben

Sie träumte schon als Kind von einem Tiny House auf dem Land. Zusammen mit ihrem Freund erfüllt sich A.G. diesen Traum nun: Sie bauen einen Zirkuswagen zu ihrem Daheim um.
Publiziert: 14.01.2021 um 18:33 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2024 um 17:31 Uhr
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Zusammen mit ihrem Freund baut die Schweizein A.G. (29) derzeit aus einem Zirkuswagen ein Tiny House.
Foto: zVg
Dorothea Vollenweider

Die Schweizerin A.G.* (29) träumt von einem bescheidenen Leben auf dem Land. «Ich hatte schon immer den Traum einmal in einem Tiny House zu leben», sagt sie zu BLICK.

«Schon als Kind faszinierten mich die Wagen vom Zirkus Pipistrello», so G.. Während ihrer Kindheit habe sie mehrmals das Zirkuslager von Pipistrello in Rikon ZH im Tösstal besucht. «Damals wollte ich noch Artistin werden», sagt sie und lacht. Doch in ihrer Jugend fand sie eine andere Möglichkeit, sich künstlerisch auszutoben: Sie gründete einen Blog.

Von der grossen Bühne zur ganz kleinen

Damit war G. so erfolgreich, dass sie davon leben konnte. Trotzdem liess sie ihr Traum vom Zirkuswagen nie ganz los: «In den letzten zehn Jahren stellte ich mir mein perfektes Leben immer so vor: ein autarkes Leben in einem Tiny House aus Holz mitten auf dem Land mit einem kleinen Garten», sagt sie. Und diesen Traum erfüllt sie sich nun!

Zusammen mit ihrem Freund baut sie derzeit aus einem Zirkuswagen ein Tiny House. Das Paar will dabei so viel wie möglich selbst machen. Ende 2020 kauften sie einen alten Zirkuswagen. Dessen Rohbau war so zerfallen, dass sie ihn komplett abreissen mussten. «Es war ein altes Exemplar», so G.. «Aber was uns sowieso mehr interessierte war das Fahrgestell.» Das sei zum Glück noch sehr gut erhalten gewesen. Denn an ein Fahrgestell zu kommen sei heutzutage gar nicht so einfach.

Krise beflügelt Tiny-House-Bewegung

Sie sind überall vergriffen, seit die Tiny-House-Bewegung immer mehr Anhänger findet. Daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert. Im Gegenteil: Der Wunsch nach mehr Freiheit sowie Existenzängste führten beim Verein Kleinwohnformen Schweiz zu einem erneuten Mitgliederzuwachs.

Innen ist der Zirkuswagen dank grossen Fenstern hell. «Es riecht wunderbar nach Holz darin», schwärmt G.. Der Zirkuswagen ist 2,2 Meter breit und 9,1 Meter lang. Auf den rund 20 Quadratmetern Wohnfläche werden nun eine Küche mit Doppelwaschbecken, eine Toilette, eine Dusche sowie ein grosses Doppelbett eingebaut.

Der Zirkuswagen ist ihr Lebenstraum

Die drei Meter lange Küche haben sie bei Ikea bestellt – es ist eines der wenigen Dinge, die sie nicht selbst angefertigt haben. Sie wird ergänzt durch einen aufklappbaren Tisch, der als Arbeitsfläche oder Esstisch benutzt werden kann. Noch ist der Innenausbau nicht ganz fertig. Doch G. hat den Mietvertrag ihrer Wohnung im Kanton Zürich bereits gekündigt. Das Paar meint es ernst mit dem neuen Leben auf wenigen Quadratmetern: Bald wollen sie im Zirkuswagen einziehen. «Von da an werden wir dort wohnen», so G..

Influencerin will ihr Wissen weiter geben

Der Bau des Tiny Houses hat laut der Schweizerin viele Herausforderungen mit sich gebracht. Alleine die Entscheidung, welche Materialien sie für den Wagen verwendet sollten, habe viel Recherche und Planung erfordert. «Uns war wichtig, dass der Zirkuswagen so lange wie möglich schön und robust bleibt», so G..

Wie viel Geld sie für das Projekt in die Hand genommen haben, will G. nicht verraten. Ein Blick auf das Angebot verschiedener Zirkuswagen-Hersteller zeigt: Je nach Ausführung kostet ein solches Haus auf Rädern zwischen 30'000 und 60'000 Franken - Innenausstattung nicht mit eingerechnet.

Die vergangenen Monate seien intensiv gewesen, sagt die Schweizerin. «Nun können wir uns gut vorstellen, dass wir künftig unsere Unterstützung für Tiny-House-Projekte anbieten.» Sie wollen ihre Erfahrungen und ihr Wissen weitergeben. Gut möglich, dass sie künftig Tiny Houses für andere planen und bei der Umsetzung die Bauleitung übernehmen. «Vielleicht werden wir zukünftig sogar Tiny House auf Anfrage selber bauen», so G.. «Das wäre auf jeden Fall ein weiterer Traum von mir.»

Ein Tiny House als Ausweg aus der Krise

Immer mehr Menschen wollen ein Leben auf kleinstem Raum – daran hat auch der Ausbruch der Pandemie nichts geändert – im Gegenteil. «Die Leute hatten Zeit, über ihr Leben nachzudenken», sagt Jonas Bischofberger (40), Präsident des Vereins Kleinwohnformen Schweiz. Der Verein wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen.

In den letzten zwei Jahren hat sich die Anzahl Mitglieder von 700 auf über 1300 fast verdoppelt. Schon vor der Krise legte der Verein ein rasantes Wachstum hin. Doch durch die Pandemie haben sich die Beweggründe der neuen Mitglieder laut Bischofberger verändert. «Neu kommen auch Existenzängste dazu», sagt er. Und das Bedürfnis nach mehr Freiheit. «Die Leute wollen sich nicht eingeschlossen fühlen.»

Doch noch wird den Tiny-House-Anhängern ein Leben auf kleinstem Raum laut Bischofberger unnötig schwergemacht. Eines der grössten Probleme: Einen geeigneten Platz für ein Tiny House zu finden, ist nicht einfach. Das gilt für Deutschland genauso wie für die Schweiz. «Da werden einem noch immer sehr viele Steine in den Weg gelegt», so Bischofberger.

Das Problem: Kleinwohnformen werden im Baurecht wie traditionelle Immobilien betrachtet. Dadurch können sie laut Bischofberger ihre Stärken nicht ausspielen, und die meisten Projekte würden bereits im Keim erstickt. «Hier braucht es gesetzliche Anpassungen», sagt er. Nur so könnten Kleinwohnformen als Instrument der Siedlungsentwicklung genutzt werden und mehr Stellplätze entstehen. (dvo)

Immer mehr Menschen wollen ein Leben auf kleinstem Raum – daran hat auch der Ausbruch der Pandemie nichts geändert – im Gegenteil. «Die Leute hatten Zeit, über ihr Leben nachzudenken», sagt Jonas Bischofberger (40), Präsident des Vereins Kleinwohnformen Schweiz. Der Verein wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen.

In den letzten zwei Jahren hat sich die Anzahl Mitglieder von 700 auf über 1300 fast verdoppelt. Schon vor der Krise legte der Verein ein rasantes Wachstum hin. Doch durch die Pandemie haben sich die Beweggründe der neuen Mitglieder laut Bischofberger verändert. «Neu kommen auch Existenzängste dazu», sagt er. Und das Bedürfnis nach mehr Freiheit. «Die Leute wollen sich nicht eingeschlossen fühlen.»

Doch noch wird den Tiny-House-Anhängern ein Leben auf kleinstem Raum laut Bischofberger unnötig schwergemacht. Eines der grössten Probleme: Einen geeigneten Platz für ein Tiny House zu finden, ist nicht einfach. Das gilt für Deutschland genauso wie für die Schweiz. «Da werden einem noch immer sehr viele Steine in den Weg gelegt», so Bischofberger.

Das Problem: Kleinwohnformen werden im Baurecht wie traditionelle Immobilien betrachtet. Dadurch können sie laut Bischofberger ihre Stärken nicht ausspielen, und die meisten Projekte würden bereits im Keim erstickt. «Hier braucht es gesetzliche Anpassungen», sagt er. Nur so könnten Kleinwohnformen als Instrument der Siedlungsentwicklung genutzt werden und mehr Stellplätze entstehen. (dvo)


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