Darum gehts
Markus Halder ist ein begeisterter Gümmeler. Zum Saisonauftakt reist er Mitte Februar ins Tessin. Wie immer verpackt er seinen 5000 Franken teuren Carbon-Renner in einen sogenannten Tranzbag, eine Tasche, mit der er im Zug weder ein Velobillett noch eine Reservation braucht. In Locarno dann das böse Erwachen: Im Zug war ein schwerer Gegenstand auf das Velo heruntergefallen und hatte das Oberrohr zertrümmert.
Das Pech von Markus Halder, der eigentlich anders heisst: In herkömmlichen Hausratversicherungen ist ein Velo meistens nur gegen Diebstahl bis 2000 Franken versichert. Auch die Hausratversicherung und die Reiseversicherung seiner Kreditkartenfirma bezahlen den Schaden nicht. Er muss den neuen Rahmen sowie den Umbau komplett selbst übernehmen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Haften vielleicht die SBB? Nur, wenn sie ein Verschulden trifft. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter beim Ausladen hilft und das Velo fallen lässt oder der Haken zum Aufhängen bricht und das Velo herunterfällt.
Vier von sechs Veloversicherungen hätten bezahlt
Wäre der Gümmeler mit einer Veloversicherung besser dran gewesen? Sie übernehmen in erster Linie Sturzschäden und decken höhere Summen.
Um die verschiedenen Angebote zu vergleichen, gehen wir von einem 5000 Franken teuren Carbon-Velo aus – meistens kann man eine Summe zwischen 2000 und 10’000 Franken wählen. Halders Velo wurde durch Fremdeinwirkung beschädigt, das heisst im Versicherungsjargon Vandalismus. Von sechs befragten Firmen hätten die Allianz, die Mobiliar, die Zürich Versicherung und der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) die Reparaturkosten übernommen (siehe Tabelle unten).
Vergleicht man die Jahresprämien und Selbstbehalte dieser vier Versicherungen, schneidet der VCS am besten ab. Für 146 Franken im Jahr ist Halders Velo dort weltweit gegen Diebstahl, Vandalismus und Sturz versichert. Einen Selbstbehalt gibt es nicht.
TCS ist am günstigsten
Günstiger ist nur der Touring Club Schweiz (TCS). Da bezahlen Nicht-Mitglieder 129 Franken. Für Mitglieder sind es sogar nur 117 Franken. Inbegriffen ist Pannenhilfe in ganz Europa. Der Selbstbehalt liegt bei 100 Franken, gegen Vandalismus ist man jedoch nicht versichert.
Bei der Mobiliar ist die Prämie von 218.70 Franken zwar am teuersten, aber das Velo ist auch sehr breit versichert. Wie bei der Zürich und dem VCS gilt die Versicherung weltweit und bietet eine umfangreiche Pannenhilfe. Die Assistenz der Mobiliar greift in ganz Europa, sowie in allen ans Mittelmeer angrenzenden Ländern, aber nicht in Georgien, Armenien, Aserbaidschan und Kasachstan.
Grosse Deckung, aber kein Carbon
Einen anderen Ansatz wählt Hansemerkur. Die Versicherung reiht sich mit ihrer Jahresprämie von 181.50 Franken zwar im Mittelfeld ein, greift weltweit und deckt auch Fälle von Vandalismus ab. In Halders Fall wäre aber auch sie nicht für den Schaden aufgekommen – Carbon-Velos sind ausgeschlossen.
Tabelle: Valentin Grünig, Quelle: Angaben der Versicherungen, Stand: 25.3.2025
Was man wirklich braucht
Es kommt ganz auf die Art an, wie und mit welchem Velo man unterwegs ist. Für Sportlerinnen ist die Deckung gegen Sturzschäden am wichtigsten. Für Tourer, die mit ihrem Velo lange Reisen unternehmen, lohnt sich eine möglichst umfangreiche Deckung, auch wenn sie etwas mehr kostet.
Obwohl der TCS Halders Schaden nicht bezahlt hätte, versichert er sein Velo zukünftig da. Er ist bereits Mitglied und die Jahresprämie für ihn mit Abstand am günstigsten. Er schliesst sein Rennvelo nie irgendwo am Bahnhof ab, es kann also nicht mutwillig beschädigt werden. «Dass in der SBB ein Gegenstand mein Velo zertrümmert, ist ein derartiger Zufall, das passiert so schnell nicht wieder.» Wie die meisten Gümmeler parkiert er sein Velo in der Wohnung.