Mike Goar testet die Pisten in Andermatt
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«Wir achten auf die Höhenlage»:Mike Goar testet die Pisten in Andermatt

Andermatt-Skiboss Mike Goar geht mit Vail auf Charmeoffensive
Warum für den US-Giganten das Geschäft in der Schweiz und Europa so wichtig ist

Vail Resorts setzt mit Schweiz-Chef Mike Goar auf eine Charmeoffensive. Der US-Skigebietsbetreiber will in Europa wachsen. Er sucht nach Übernahmekandidaten und neuen Partnern.
Publiziert: 29.03.2025 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2025 um 12:16 Uhr
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Mike Goar, Schweiz-Chef von Vail Resort, in der Lobby des Radisson Blu in Andermatt UR.
Foto: STEFAN BOHRER

Darum gehts

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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Mike Goar (66) ist beim US-Skigigant Vail Resorts der Mann für die wichtigen Aufgaben. Bis 2022 hat der US-Amerikaner mit Park City Mountain das grösste Skigebiet der USA für Vail Resorts operativ geleitet. Seither wohnt er in Andermatt UR und kümmert sich um das Schweiz-Geschäft mit den zwei aufgekauften Skigebieten in Andermatt sowie Crans-Montana VS. Und nun um die für Vail so wichtige Europa-Expansion. Hier will der grösste Skigebietsbetreiber der Welt wachsen und setzt dafür auf eine Charmeoffensive.

«Wir wollen in Europa ein Skigebiet-Netzwerk aufbauen. Doch es muss passen, wir übernehmen keine Destination, nur um zu wachsen», sagt Mike Goar zu Blick bei der Gondelfahrt hoch zum Schneehüenerstock in Andermatt. Auf der Piste herrscht dichter Nebel.

195 Millionen Skier-Days im Visier

Das Ziel ist klar: Nach der Schweiz will man auch in Italien, Frankreich und Österreich eigene Skigebiete betreiben. «Eine genaue Zahl, wie viele es sein sollen, haben wir nicht im Kopf. Wir suchen aber ebenso nach weiteren Partnern für den Epic Pass», so Goar.

Auch John Plack (39), Medienchef des Konzerns, ist von den USA in die Schweiz gereist. «Im gesamten US-Markt werden pro Saison 80 Millionen Skier-Days, also Tageseintritte, generiert. In Europa sind es rund 195 Millionen», bringt er die Bedeutung des Europa-Geschäfts auf den Punkt.

Mike Goar ermuntert die Angestellten, regelmässig kurz auf den Skiern zu stehen. «Es ist wichtig, dass sie das Produkt kennen und so Ideen einbringen können.»
Foto: STEFAN BOHRER

Wie stark profitieren Crans-Montana und Andermatt?

In Crans-Montana und Andermatt ist der US-Konzern nach wie vor sehr willkommen, wie mehrere Besuche von Blick in den Destinationen gezeigt haben. Und das soll dank einer positiven Entwicklung so bleiben. «Bis Ende Jahr werden wir in Andermatt bis zu 50 Millionen Franken in die Modernisierung von Bahnen, Beschneiung und Berggastronomie investieren», so Goar. In den Folgejahren sind weitere 60 Millionen Franken eingeplant und in Crans-Montana werden 30 Millionen Franken investiert. Andere potenzielle Kaufkandidaten sollen also sehen, dass die Anwesenheit des US-Riesen die Destinationen voranbringt.

Wie sich die Bahnen in Andermatt und Crans-Montana bis anhin konkret entwickelt haben? «Vail kommuniziert keine Daten zu einzelnen Destinationen. Doch Gästezahlen und Umsatz entwickeln sich positiv», so Goar.

Wie sich die Zahl der Skigäste in Andermatt tatsächlich entwickelt, bleibt ein Betriebsgeheimnis.
Foto: STEFAN BOHRER

Gemäss Saisonbilanz von Seilbahnen Schweiz legten die Skier-Days in Crans-Montana nach der Übernahme im letzten Winter auf 536'000 leicht zu. In Andermatt-Sedrun wären sie in den letzten zwei Jahren auf 418'000 gesunken. Bei Seilbahnen Schweiz heisst es auf Anfrage, dass die Zahlen von den jeweiligen Bergbahnen validiert werden. Vail hingegen lässt ausrichten, dass diese Zahlen nicht dem tatsächlichen Gästeaufkommen entsprechen. Beim Blick-Besuch ist aus der Bahnbelegschaft zu vernehmen, dass die Skier-Days in Andermatt-Sedrun bei knapp 500'000 liegen sollen.

Goars Prognose zu den Preismodellen

Goar hat in diesem Winter bereit über ein Dutzend Skigebiete besucht. «Oft geht es nur um einen Austausch. Wir wollen von den anderen lernen, so wie sie von uns.» Doch er fühlt auch vor, ob ein Verkaufswille da ist oder eine Partnerschaft auf Interesse stösst. In Crans-Montana hat er vor über zweieinhalb Jahren erfolgreich mit dem tschechischen Milliardär und Vorbesitzer Radovan Vítek (54) verhandelt.

Kommt ein Epic Pass für Europäer?

Mit Andermatt UR und Crans-Montana VS bietet der Epic Pass derzeit Zugang zu sechs Destinationen in Europa. Bei den Partnern ist dieser jedoch auf einige Tage pro Destination beschränkt. Kaufen Europäer einen Epic-Pass für 1051 US-Dollar, liegt der Grossteil des Angebots in den USA. Wäre es damit Zeit für einen massgeschneiderten Pass für Europäer? «Ein Epic Pass Europa ist derzeit noch nicht in der Pipeline», sagt Goar. Wahrscheinlich ist hierfür das Angebot in Europa noch nicht breit genug. Im letzten Winter ist die Zahl der Epic-Pass-Verkäufe mit 2,3 Millionen seit langer Zeit erstmals rückläufig. Der Aktienkurs hat in den letzten zwölf Monaten 28 Prozent eingebüsst. Ein Grund mehr, warum der Konzern in Europa wachsen will.

Mit Andermatt UR und Crans-Montana VS bietet der Epic Pass derzeit Zugang zu sechs Destinationen in Europa. Bei den Partnern ist dieser jedoch auf einige Tage pro Destination beschränkt. Kaufen Europäer einen Epic-Pass für 1051 US-Dollar, liegt der Grossteil des Angebots in den USA. Wäre es damit Zeit für einen massgeschneiderten Pass für Europäer? «Ein Epic Pass Europa ist derzeit noch nicht in der Pipeline», sagt Goar. Wahrscheinlich ist hierfür das Angebot in Europa noch nicht breit genug. Im letzten Winter ist die Zahl der Epic-Pass-Verkäufe mit 2,3 Millionen seit langer Zeit erstmals rückläufig. Der Aktienkurs hat in den letzten zwölf Monaten 28 Prozent eingebüsst. Ein Grund mehr, warum der Konzern in Europa wachsen will.

Jüngst konnte Vail auch die Partnerschaft mit Verbier 4 Vallées ausbauen und den Zugang für Epic-Pass-Inhaber für den kommenden Winter verbessern. Weitere Partner sind derzeit Les 3 Vallées (F), Skirama Dolomiti (I), Arlberg (A). «Ich sehe die Zukunft in Multi-Resort-Pässen», so Goar. Von dynamischen Preisen hält er wenig. «Die Skigäste sollen ganz genau wissen, wie viel ein Tag kostet.»

Das Haus in seiner Heimat Utah muss noch warten. Der 66-jährige Goar sieht seine Aufgabe noch nicht als beendet an.
Foto: STEFAN BOHRER

Und was erwartet Goar an der Preisfront? Reto Gurtner (69), Chef der Weissen Arena-Flims-Laax, prognostizierte im letzten Herbst, dass Skifahrer in der Schweiz für eine Tageskarte in zehn Jahren 200 bis 300 Franken hinblättern müssen. «Ich sehe nicht, wie es hier zu solchen Preisen kommen könnte», sagt Goar dazu.

Nach zwei Stunden hat sich in Andermatt der Nebel gelichtet, die Sonne strahlt. Goar zieht zur Mittagszeit gekonnt seine Kurven den Steilhang hinunter. «In diesem Winter werde ich sicher 60 Mal auf den Skiern stehen», sagt er. Für kurze Abfahrten müsse die Zeit neben den regelmässigen Videocalls morgens um 4 Uhr mit der Zentrale in Colorado und den Reisen reichen. An einen Schlussstrich will er trotz Pensionsalter noch nicht denken. «Ich liebe meinen Job», so Goar.

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