Altlast aus Zeit von CEO Harry Hohmeister
Darum fährt der neue Swiss-Chef einen Knallhart-Kurs

Mit der Edelweiss erzielten die Piloten innert sieben Tagen eine Einigung. Mit der Swiss reichen auch 17 Verhandlungstage nicht aus. Hintergrund ist eine Altlast aus Harry-Hohmeister-Zeiten.
Publiziert: 08.02.2021 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2021 um 17:12 Uhr
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Dieter Vranckx: Seit Januar 2021 Chef der Swiss, vorher Lenker der Konzernschwester aus Belgien, Brussels Airlines.
Foto: imago/Belga

Der neue Swiss-Chef fährt einen Knallhart-Kurs. Dieter Vranckx (47) hat die Pilotengewerkschaft Aeropers auflaufen lassen. Die Gespräche über temporäre Krisenmassnahmen bei laufendem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) sind gescheitert.

17 Verhandlungstage hat es seit August 2020 gegeben. Alles blieb ohne Erfolg. Die Swiss hat letztlich sogar eine Mediation ausgeschlagen, wie Aeropers-Sprecher Thomas Steffen sagt. Ohne Begründung. Das ist Vranckx-Powerplay.

Mit der Swiss-Schwestergesellschaft Edelweiss hat Aeropers innert sieben Tagen eine Lösung erzielt. Bei der Nummer eins im Schweizer Luftverkehr aber sind die Fronten verhärtet.

Historische Krise

Vranckx ist erst seit Januar voll im Amt. Er muss sich jetzt mit einer Altlast aus den Zeiten seines Vor-Vorgängers herumschlagen. Harry Hohmeister (56) lenkte die Swiss während sechs Jahre – von 2009 bis 2015. Kurz vor seinem Abtreten hat er sich auf eine Verbesserung des Kündigungsschutzes eingelassen.

Damals boomte die Luftfahrt. Hohmeister – so wie allen anderen – rechnete nicht mit einer Krise. Die Swiss fliegt derzeit nur noch 10 Prozent des normalen Flugplans. Ab Genf gibt es lediglich Zubringer-Flüge nach Zürich und Frankfurt. Das ist historisch.

Hohmeister wollte mehr Flüge im Swiss-Netzwerk durch andere Airlines durchführen lassen, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Helvetic. Im Gegenzug forderte Aeropers, dass niemandem wegen Überbestand gekündigt werden kann. Darauf liess sich Hohmeister ein.

«Intelligente Teilzeitmodelle»

Die Swiss will die Klausel jetzt streichen. Die Gewerkschaft stellt sich dagegen auf den Standpunkt, dass der aktuelle Überbestand an Piloten durch Teilzeitmodelle ausgeglichen werden könne. Aeropers-Sprecher Steffen, der eine Airbus A320 steuert, verweist auf Aussagen des Lufthansa-Chefs Carsten Spohr (54), der «intelligente Teilzeitmodelle» für seinen Konzern fordert. «Damit möglichst wenige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen.»

Heute ist eine Teilzeitanstellung wenig attraktiv. Die Piloten erfahren oft erst mit einem Vorlauf von fünf Tagen, wann der Dienstplan freie Tage vorsieht. «Den aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen kommen die heutigen Teilzeitmodelle nicht entgegen. Zuverlässige Kinderbetreuung, Weiterbildungen oder der Aufbau eines zweiten Standbeins sind so nicht realistisch», sagt Steffen.

Wie geht es jetzt weiter? Es ist möglich, dass die Swiss bis zum Schluss eine harte Linie fahren wird. Dass Vranckx damit rechnet, dass die Krise in der Luftfahrtindustrie auch in zwölf Monaten noch Bestand hat. Dass er dann – befreit von den Fussfesseln des GAV – relativ frei und radikal agieren kann.

Die Gewerkschaft will aber weiter Hand bieten. Sie sei offen für «gemeinsame, temporäre Lösungen zur Bewältigung der Corona-Krise». «Wir unterstützen Massnahmen, welche der Swiss durch die Krise helfen und trotzdem sicherstellen, dass die Swiss-Piloten ihre Passagiere sicher und zuverlässig transportieren können», so Steffen. (ise)


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