Seit ihrem Rücktritt als Chefin der Post ist es ruhig geworden um Susanne Ruoff (62). Die Spitzenmanagerin ist jetzt Profiverwaltungsrätin und selbständige Beraterin. Ihr neustes Mandat führt sie in die Wüste. Es hat Konfliktpotenzial.
Ruoff ist seit einigen Wochen Beraterin der Emirates Post, wie ein Eintrag auf ihrer Homepage zeigt. Sie ist die Einflüsterin des Verwaltungsrats. Die Firma ist in Dubai zu Hause und offizieller Pöstler in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Eine grosse Männerrunde in einer extrem konservativen Gegend. Der Vorsitzende des Verwaltungsrats ist Teil der High Society, ein Baulöwe mit Kontakten in die politische Elite.
Ruoff ist der Gegenpol. Sie war über Jahre die Vorzeigefrau der Schweizer Wirtschaft. Als «halbe Bundesrätin» wurde sie schon bezeichnet. Kompetent, strebsam, ein wenig bieder. Liberal und politisch progressiv. Sie galt als grosse Förderin von Frauenkarrieren.
Postauto-Affäre als Stolperstein
Ruoff erklärte sich die Untervertretung im Management unter anderem mit «weiblicher Zurückhaltung». «Das müssen wir ändern, Frauen müssen visibler werden», sagte sie einst in einem Interview.
Sie ging mit als Vorbild voran. Die ehemalige Postchefin startete als Primarlehrerin. Sie arbeitete sieben Jahre in dem Beruf, drückte dann nochmals die Schulbank und studierte Ökonomie. Sie machte Karriere bei IBM, absolvierte Weiterbildungen, gleichzeitig zog sie zwei Kinder gross – einen Sohn und eine Tochter. Ihre Abschlussarbeit an der Uni Freiburg schrieb sie über Jobsharing und Teilzeitmodelle im Management.
2012 machte sie den Sprung an die Spitze der Post. Es war der Höhepunkt ihrer Karriere. Sechs Jahre lang führte sie den gelben Riesen. Über 60’000 Angestellte waren unter ihr. Sie war fest im Sattel, dann kam die Postauto-Affäre. Erschlichene Subventionen, aktive Vertuschung.
Frühe Verbindungen nach Dubai
Ruoff stand zeitweise unter Personenschutz, obschon sie selbst nicht in den Betrug involviert war. Die Securitas patrouillierte um ihr Chalet in Crans-Montana VS. Als oberste Chefin übernahm sie schliesslich die Verantwortung – und trat zurück.
In ihrer Zeit als Postchefin hat sie aber bereits Dubai-Luft geschnuppert. Ganz am Anfang ihres Mandats verkündete die Dokumententochter SPS eine Kooperation mit den Scheichs vom Golf. SPS, damals Hoffnungsträger im Konzern, heute im Schaufenster und laut Berichten kurz vor einem Börsengang, gründete ein Joint Venture in Dubai. Bei der Vertragsunterzeichnung erhielten die Araber eine schwere Kuhglocke als symbolisches Geschenk von der Post. Zwei Edelweiss zierten das Lederband.
Susanne Ruoff will sich aus Gründen der Vertraulichkeit nicht über den Inhalt des Mandats äussern. Das lässt sie Blick auf Anfrage ausrichten.