Sogenanntes Basenwasser wird kräftig beworben. Es hat einen höheren pH-Wert als Leitungswasser und soll besonders gesund sein. Die These dahinter: Ein «übersäuerter» Körper sei besonders anfällig für Krebs, Herzkrankheiten, Arthritis, Osteoporose und Nieren- und Gallensteine. Basenwasser bringe den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht, könne solchen und anderen Krankheiten vorbeugen und sie allenfalls sogar heilen.
Von der kruden Theorie profitieren vor allem Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Nahrungsergänzung Gesund mit Chemie? und basischen Flaschenwassern, aber auch die Vertreiber von Systemen und Mitteln zur Anreicherung von Leitungswasser. Entsprechende Produkte werden auch in der Schweiz und im Onlinehandel vertrieben.
Ein wissenschaftlicher Beweis für die Wirksamkeit fehlt aber gänzlich, sowohl für die viel zitierte Übersäuerung des Körpers als auch für die gesundheitsfördernde Wirkung von basischem Wasser.
Zu hoch dosiert – akutes Leberversagen
Um den Säuregehalt herabzusetzen, wird dem Wasser eine Base zugefügt. Das kann sogar gefährlich werden – wie im Fall des US-Wasserverkäufers Real Water aus Nevada. Innerhalb von elf Tagen mussten in Nevada fünf Kinder im Alter zwischen sieben Monaten und fünf Jahren mit akutem Leberversagen ins Spital eingeliefert werden. Sie alle hatten «Real Water» getrunken und entgingen nur knapp einer Lebertransplantation.
Ursache war vermutlich eine zu hohe Dosierung der Chemikalien, die den pH-Wert des Wassers heraufsetzen sollten. Der Arbeiter, der das Mittel zugefügt hatte, ein ehemaliger Strip-Club-Angestellter ohne jegliche Kenntnisse in Chemie, wusste gemäss Medienberichten nicht einmal, was er dem Wasser zusetzte.
Real Water zog das Produkt in den ganzen USA zurück, der Firmenchef entschuldigte sich öffentlich in einem Video bei seinen Kundinnen und Kunden. Im Prozess, den die Eltern eines der Kinder angestrengt haben, bestreitet Real Water allerdings jegliche Schuld. Eine Untersuchung der US-Lebensmittelbehörde FDA läuft noch. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch
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