Swiss Life ist die grösste private Immobilienbesitzerin der Schweiz. Dem Lebensversicherungskonzern gehören landesweit 1360 Liegenschaften. Darunter unzählige Immobilien an Toplagen. Etwa das ehemalige Manor-Gebäude an der Zürcher Bahnhofstrasse. Und es werden immer mehr!
Der Immobiliengigant war in den letzten Jahren in einem regelrechten Kaufrausch. Das zeigen Daten der Grundbuchämter der Stadt Zürich. Die Daten wurden vom Recherche-Team von «Reflekt» zusammen mit dem Magazin «Tsüri» ausgewertet. Sie liegen Blick vor.
Die Daten zeugen davon, wie Swiss Life zu ihrem Immobilien-Imperium kam. Und bestätigen, dass Swiss Life in den letzten Jahren immer häufiger zugeschlagen hat. In der Stadt Zürich kaufte Swiss Life 107 Grundstücke – in nur fünf Jahren!
Die Einkaufstouren werden immer grösser
Seit 2007 hat sich die Anzahl gekaufter Gebäude pro Jahr in Zürich mehr als verzehnfacht. Zwischen 2008 und 2020 kaufte die Swiss Life Gruppe in Zürich im Schnitt mindestens 15 Grundstücke pro Jahr. Und 2020 waren es in einem einzigen Jahr 31.
Zum Vergleich: In der Zeit zwischen 1926 und 2007 erwarb das Unternehmen durchschnittlich zwei Liegenschaften pro Jahr. Aktuell besitzt der Versicherungskonzern in der Limmatstadt eigenen Angaben zufolge rund 5000 Wohnungen.
Immobilienpreise explodieren
Der Kaufrausch des Immobiliengiganten geschah in einer Zeit, in der die Häuserpreise in schwindelerregende Höhen stiegen. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt auch bei den institutionellen Anlegern, die vermehrt in Wohnimmobilien investieren. Denn im Vergleich zu den Negativzinsen auf dem Finanzmarkt locken auf dem Immobilienmarkt die grösseren Renditen.
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Dieser Run auf Liegenschaften führt zu einer Überhitzung des Markts. «Institutionelle Anleger sind bereit, für Immobilien horrende Preise zu bezahlen – aus Mangel an Alternativen», sagte Immobilienexperte Donato Scognamiglio (51) vor kurzem im Blick. Er ist Chef des Immobilien-Beratungsinstituts Iazi.
Fokus auf Gewinn
Das Problem: Wenn Swiss Life eine Liegenschaft kauft, tut sie das meist mit der Absicht, daraus mehr zu machen: grössere Gebäude, mehr Wohnungen, teurere Mieten, mehr Profit.
Durch seine Macht ist der Konzern ein Treiber auf dem Wohnungsmarkt geworden. Und hat gemeinsam mit der firmeninternen Verwaltung Livit neue Standards definiert. «100 Prozent Fokus auf Kapitalertrag, null Prozent auf die soziale Dimension des Wohnens», so Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich zu «Reflekt».
Keine Chancen für Working Poor
Durch Totalsanierungen können die Liegenschaftswerte laut Angst bis zu vervierfacht werden. Auch die Mieten schnellen hoch. Zu hoch für die bisherigen Mieter. Vor allem für sogenannte Working Poor kann das verheerend sein, wie dieses Beispiel einer Betroffenen zeigt.
Swiss Life nimmt im Artikel wie folgt Stellung: Da die Versicherung Rentenverpflichtungen habe, «die weit in das 22. Jahrhundert hineinreichen», sei Swiss Life auf Anlagen angewiesen, die langfristig nachhaltige Erträge generieren. «Deshalb sehen wir uns auch in der Verantwortung, regelmässig in Erhalt und Erneuerung unseres Portfolios zu investieren.»