«Nicht in Panik verfallen»
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ZKB-Experte erklärt:«Nicht in Panik verfallen»

Aktien fallen, Kryptos stürzen ab, Risiken auf Immo-Markt steigen
So schützen Sie Ihr Geld

Die Märkte spielen verrückt. Wer Geld anlegen will, braucht gute Nerven. Blick ordnet mit Experten ein, was derzeit an den Börsen abgeht. Und wie man sich als Anleger verhalten soll.
Publiziert: 11.05.2022 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2022 um 20:57 Uhr
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Die Kurse an den Börsen stürzen ab.
Foto: AFP
Christian Kolbe und Patrik Berger

Es ist ein toxisches Gemisch, das seit gut einem Jahr die Aktienmärkte auf Berg-und-Tal-Fahrt schickt. Kryptowährungen stecken auch im Tief. Sie sind noch die Hälfte wert wie vor Jahresfrist. Und über dem Immobilienmarkt ziehen dunkle Wolken auf.

Statt sich nach der Corona-Pandemie zu erholen, taumelt die Weltwirtschaft von einer Krise in die nächste. Der Kampf gegen die Inflation treibt die Zinsen hoch, droht die Konjunktur abzuwürgen. Das Donnern der Kanonen in der Ukraine, die Angst um die sichere Energieversorgung und die löchrigen Lieferketten treiben den Anlegern den Schweiss auf die Stirn und die Kurse in den Keller.

Was ist der Grund für den Absturz seit April?

Die jüngste Talfahrt an den Märkten hält nun schon seit einem Monat an. «Die chinesische Wirtschaft schwächelt, die dramatische Zinswende in den USA und der Krieg ohne Ende in der Ukraine», erklärt Manuel Ferreira (49), Chefstratege der Zürcher Kantonalbank. Ein Ende sei noch nicht in Sicht, es fehlten überzeugende positive Signale, um die Anleger wieder zum Kauf von Aktien zu stimulieren.

Wie bedrohlich ist die Zinswende?

Steigende Zinsen sind Gift für Aktienmärkte. «An die höheren Zinsen wird man sich gewöhnen», sagt Thomas Stucki (58), Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank. «Die Aktienmärkte haben seit Jahresbeginn jedoch zehn Prozent oder mehr verloren. Diese Verluste müssen erst wieder aufgeholt werden. Es wird sicher ein unterdurchschnittliches Aktienjahr», dämpft Stucki die Erwartungen.

Damit die Stimmung an den Börsen drehe, brauche es positive Meldungen. «Das kann ein absehbares Ende der Kämpfe in der Ukraine sein. Den grössten Effekt haben sinkende Inflationsraten, weil das die Zinsdiskussion entschärfen würde», sagt Stucki.

Wie können Anleger ihr Geld schützen?

Kleinanlegern rät Stucki: «Wer Aktien von Firmen besitzt, die eine gute Marktstellung und gute Produkte haben, sollte die Aktien auf dem heutigen Niveau nicht verkaufen.» Denn: Die Kurse würden wieder steigen, wenn sich das Ganze beruhigt habe. Das Gleiche gelte für Fonds.

Ruhig Blut zu bewahren, ist auch für Ferreira entscheidend. «Die beste Strategie ist, an der eigenen Strategie und seinem Risikoprofil festzuhalten», sagt er. So komme man ohne grosse Hektik durch die Börsenturbulenzen. «Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass sich die Märkte nach einem Absturz auch schnell wieder erholen können.»

Soll man jetzt sogar zukaufen?

«Man kann heute verschiedene Aktien zu deutlich tieferen Kursen kaufen als auch schon», weiss Stucki. Wer seine Investitionen mit Blick auf die nächsten Jahre tätige, könne solche Gelegenheiten nutzen. «Er wird seine Freude daran haben.»

Anders sieht es ZKB-Mann Ferreira: «Es ist noch nicht der richtige Moment, um jetzt Aktien zu kaufen. Dafür ist die Unsicherheit noch zu gross.» Niemand wisse, wie es in der Ukraine weitergehe. Auch die Zinssignale von den Notenbanken seien unscharf. «Es gilt nun noch abzuwarten, bis sich ein klarer Trend zeigt. Dann können Anleger wieder aufspringen», mahnt er zu Geduld.

Gibt es Alternativen zu Aktien?

Als alternative Anlagemöglichkeiten nennt Stucki Obligationen mit kurzer bis mittlerer Laufzeit. «Die Zinsen sind auch in der Schweiz bereits stark gestiegen. Die Renditen von Obligationen mit kürzeren Laufzeiten von 5 Jahren sind wieder bei 1 Prozent und damit eine Alternative zum Konto.» Auch sogenannte Kassenobligationen würden wieder zu einem Thema.

Ferreira ist da zurückhaltender. Alternativen zu Aktien sieht er nicht. «Bargeld zahlt keine Rendite. Steigen die Zinsen, verlieren Obligationen an Wert. Durchhalten ist die beste Empfehlung.»

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