Affäre Pierin Vincenz – jetzt spricht FC-Thun-Schreck Ferdinand Locher
«Ja, ich wurde einvernommen»

Seit Mittwoch spekuliert die Schweiz, ob Immobilien-Tycoon Ferdinand Locher eine der zwei Personen ist, gegen die in der Vincenz-Affäre neue Strafverfahren eröffnet wurden. Jetzt packt er im BLICK aus.
Publiziert: 18.05.2018 um 18:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:10 Uhr
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Businessman: Ferdinand Locher.
Foto: Instagram/ferdinandflo_
Konrad Staehelin

Die Affäre um Ex-Raiffeisen-CEO und U-Häftling Pierin Vincenz (61) hat ein nächstes bekanntes Gesicht in der Schweizer Wirtschaft erfasst. «Ja, ich wurde einvernommen», bestätigt Ferdinand Locher (54) gegenüber BLICK.

Die Staatsanwaltschaft Zürich III hat gegen ihn und eine weitere Person Strafverfahren wegen Gehilfenschaft zur ungetreuen Geschäftsführung eröffnet.

Bei beiden Personen führte die Staatsanwaltschaft Hausdurchsuchungen an Wohn- und Geschäftsadressen durch. Nach der Einvernahme wurden beide wieder auf freien Fuss gesetzt.

In diesem Kapitel des Skandals geht es um die Firma Eurokaution, eine kleine Zürcher Bude, die Mietdepots vorab finanziert. Die Kreditkartenfirma Aduno, bei der Vincenz und sein Spezi Beat Stocker (58) im Verwaltungsrat sassen und an der Raiffeisen mit über 25 Prozent grösste Aktionärin ist, krallte sich die Eurokaution 2014 für 5,6 Millionen Franken.

Am Mittwoch verlängerte das Gericht seine U-Haft: Pierin Vincenz.
Foto: Sabine Wunderlin

Der Verdacht jetzt: Der Preis für die Übernahme war zu hoch. Stimmt das, hat vor allem Locher profitiert, der nach eigenen Angaben rund 40 Prozent der Aktien besass, für diese also über 2,2 Millionen erhielt.

«Verfahren war sauber»

Locher sagt weiter, er könne sich zum Verfahren nicht im Detail äussern, weil er keine Einsicht darin habe: «Ich bin jedoch der vollen Überzeugung, nichts Unrechtes getan zu haben.» Locher ist Berner, wohnt am Genfersee. «Das Verkaufsverfahren war sauber, sowohl auf der Verkäufer- als auch auf der Käuferseite.»

Warum ermittelt dann die Staatsanwaltschaft? «Weil Vincenz und Stocker im Verwaltungsrat waren, als Aduno die Eurokaution kaufte. Jetzt ermittelt sie, ob es da eventuelle illegale Zusammenhänge gab. Das Ganze nimmt mich stark mit.» Mit Vincenz habe er wenig Kontakt gehabt, mit Stocker öfters. «Ich kommunizierte während der Vertragsverhandlungen vor allem mit der Geschäftsführung von Aduno, nicht mit dem VR.» Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Zufall? Auf Lochers Leibchen prangen die Logos von Raiffeisen und Helvetia – Vincenz war dort bis Dezember 2017 VR-Präsident.
Foto: Instagram/ferdinandflo_

Es ist nicht das erste Mal, dass Locher wegen einer unschönen Geschichte im Sturm steht: Anfang 2015 lieferte er sich als Investor des Thuner Stadions eine öffentliche Schlammschlacht mit Markus Lüthi (59), Präsident des FC Thun. Der Klub hatte Geldprobleme und wollte weniger Stadionmiete zahlen. Locher war dagegen. «Ich bin froh, dass es dem FC Thun mittlerweile wieder gut geht und die Mannschaft gut spielt», blickt Locher zurück. «Der Streit hat ein gutes Ende genommen. Das ist doch das Wichtigste.»

Sportbegeistert

Überhaupt tummelt sich Locher gerne im Sportumfeld: Als Verwaltungsrat und Finanzchef des Generalunternehmers Arco in Vevey VD beteiligte er sich am Bau des neuen Eishockey- und Fussball-Stadions in Biel BE, stieg dann aber aus. Auf der Bilder-Plattform Instagram, wo er beachtliche 10'000 Abonnenten hat, zeigt er sich gerne auf der Skipiste und im Fitness-Center. Noch zahlreicher sind jedoch die Fotos von der Auto-Rennstrecke: Über die Architekturfirma Itten-Brechbühl, aber auch über seine eigene Firma Great Star Financial Holding Ltd mit Sitz in Luxemburg sponsert er den Thuner DTM-Rennfahrer Nico Müller (26)

DTM-Fahrer Nico Müller (l.) und der angebliche Vincenz-Komplize Ferdinand Locher.
Foto: Instagram/ferdinandflo_

Während auf den Internet-Bildern alles nach eitel Sonnenschein aussieht, hat sich Locher in der Geschäftswelt schon einige Feinde geschaffen. «Er kennt kaum Skrupel», sagt einer, der anonym bleiben will. Von den aktuellen Entwicklungen um Locher ist er nicht überrascht. «Irgendwann holt es jeden ein.»

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