Wochentags, es ist kurz vor acht Uhr. Der Zug in die Stadt ist voll – trotz Homeoffice-Pflicht. Sitzplätze sind knapp. Doch wie gefährlich ist die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus im öffentlichen Verkehr tatsächlich?
Sarah Tschudin Sutter (44) ist stellvertretende Chefärztin und Leiterin der Abteilung für Spitalhygiene am Universitätsspital Basel. Ihre kurze Antwort: Es käme ganz darauf an. Aber die Maske helfe sehr viel. «Grundsätzlich ist das Ansteckungsrisiko am höchsten in geschlossenen Räumen, die schlecht mit Frischluft gelüftet sind, Menschen kaum Schutzmassnahmen wie Abstand oder Maske treffen und sprechen oder singen», sagt Tschudin Sutter. Der öffentliche Verkehr erfüllt also gleich mehrere Kriterien.
Die Ärztin zitiert eine Studie, die das Ansteckungsrisiko für Personen im ÖV 60 Prozent höher schätzt als jene, die nicht mit Tram, Bus oder Zug unterwegs sind. Der Erhebungen für die Studie fanden aber noch vor dem Maskenobligatorium statt. «Das dient als Indikator, wie hoch das Risiko beim ÖV ungefähr ohne Maske ist. Dank dem korrekten Tragen von Masken durch alle Passagiere wird das Risiko entsprechend reduziert», erklärt Tschudin Sutter.
Diese Faktoren entscheiden
Wie stark der Mund- und Nasenschutz das Risiko senkt, hängt von der korrekten Handhabung der Maske ab. Ausserdem schwankt die Ansteckungsgefahr im ÖV je nach Verbindung. «Je länger die Expositionszeit, umso grösser das Risiko einer Ansteckung», sagt die Ärztin. Fernzüge sind also gefährlicher als kurze Busstrecken.
«Weiter begünstigend auf Übertragungen wirken sich die Dichte der Passagiere und das Abziehen der Maske zum Essen und Trinken aus», so Tschudin Sutter. Dementsprechend soll man die Stosszeiten besser meiden.
Je mehr Ansteckungen desto grösser das Risiko
Tschudin Sutter betont ausserdem: «Nicht zuletzt hängt das Ansteckungsrisiko von der Anzahl Infizierten ab, die unterwegs sind.» Bei höheren Fallzahlen muss man also besonders aufpassen.
Obwohl die Ansteckungsgefahr im ÖV nicht ganz einfach zu beziffern ist, gibt es doch einiges zu beachten. «Hände desinfizieren, vermeiden der Stosszeiten, möglichst Abstand halten und häufig Frischluft zuführen», rät Ärtzin Tschudin Sutter. Und wenn möglich, am besten gleich im Homeoffice bleiben.
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