Ärger-Airline schuldet Marc H. seit einem Jahr 1200 Franken
«Wir geben nicht auf, der Kampf geht weiter!»

Reuig entschuldigte sich die lettische Airline Smartlynx letzten Sommer im Blick für ihre Pannenserie und versprach Besserung. Davon spürt Marc H. aus dem Kanton Bern bis heute nichts. Seit über einem Jahr wartet er auf 1200 Franken Entschädigung.
Publiziert: 19.07.2022 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2022 um 12:04 Uhr
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Seit über einem Jahr versucht Marc H., 1200 Franken von Smartlynx zu erstreiten. Selbst die Profis von Skycop haben ihre liebe Mühe.
Foto: zVg
Levin Stamm

Smartlynx ist in der Schweiz inzwischen berühmt-berüchtigt. Letzten Sommer machte die lettische Fluggesellschaft mit stundenlangen Verspätungen und Annullierungen auf sich aufmerksam. Mehrmals entschuldigte sich die Ärger-Airline auch im Blick – und gelobte Besserung.

Von Besserung spürt Marc H.* (35) aus dem Kanton Bern bis heute nichts. Er kämpft noch immer mit Nachwehen des Smartlynx-Fiaskos am Basler Euroairport. Die Ferien-Airline startet inzwischen übrigens nicht mehr ab dem drittgrössten Schweizer Flughafen.

Kreta-Trip wird zur Geduldsprobe

1200 Franken ist die Airline Marc H. bis heute schuldig. Der Grund: H. ist eines der Opfer der Smartlynx' Pannenserie. Im Juli 2021 organisiert Reisebüro Tui Schweiz ihm und seiner Frau einen einwöchigen Trip auf Kreta. Doch Hin- und Rückreise werden zur Tortur.

Von Basel hebt das Berner Paar um 14 Uhr statt 6 Uhr morgens ab. Ein spanisches Flugunternehmen hilft Smartlynx schliesslich aus der Patsche. Auf der Rückreise dasselbe Ärgernis: Statt um Mittag hebt die Maschine um 20 Uhr ab. Wieder acht Stunden Verspätung! H. erinnert sich: «Am Ende musste uns gar eine Ersatzmaschine von Tui nach Hause fliegen.»

Tui will nicht helfen

Das unschöne Flugerlebnis will H. so nicht auf sich sitzenlassen. Er wendet sich an sein Reisebüro. Zwar klärt ihn Tui Schweiz über seine Rechte auf, schreibt in einem E-Mail aber gleichzeitig: «Aus Datenschutzgründen dürfen wir als Vermittler die Bearbeitung für Sie nicht übernehmen.»

H. ist sich bewusst, mit welch bürokratischem Aufwand die Rückforderung des Schadenersatzes verbunden ist. Doch weil er die stolze Summe der zwei Verspätungen (je à 300 Franken pro Person) auf keinen Fall sausen lassen will, wendet er sich an die Rückforderungsexperten von Skycop. Das Geschäftsmodell des litauischen Unternehmens funktioniert folgendermassen: Sie übernehmen juristisches Geplänkel und Kommunikation um die Rückerstattung von A bis Z, behalten dafür 25 Prozent des erstrittenen Betrages.

«Der Kampf geht weiter»

Doch zur Überraschung von H. scheint Smartlynx besonders hartnäckig. Zwar hatte Sprecher Jan Limbach im letzten Juli noch folgendes gesagt: «Ich bitte um Verständnis, dass jede Bearbeitung eines solchen Falles im Regelfall bis zu vier Wochen dauert.»

Doch Anfang Juli dieses Jahres – also fast zwölf Monate nachdem H. die chaotische Reise durchgemacht hat – meldet sich eine Skycop-Mitarbeiterin bei H. und erklärte ihm, sie arbeite noch immer an seinem Antrag. Smartlynx sei nicht bereit, das Geld so einfach herauszugeben. «Keine Sorge – wir geben nicht auf. Der Kampf geht weiter!», schreibt die Mitarbeiterin an H.

Smartlynx-CEO Zygimantas Surintas sagt auf Blick-Anfrage: «Derzeit versuchen wir, unsere Fluggäste proaktiv darüber zu informieren, dass sich alle Ausgleichszahlungen um mindestens vier Monate ab dem Zeitpunkt der Feststellung der Umstände und Gründe für die jeweilige Flugverspätung verzögern können.»

Warum sich ausgerechnet die Ausgleichszahlungen bei Smartlynx wie im Falle von H. verzögern, darüber macht der Airline-Chef keine Angaben.

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