Der Konflikt in Nahost hält die Welt in Atem. Auch die Tourismusindustrie: Zum einen stören wiederholte Bombendrohungen den Betrieb an Flughäfen, zum anderen stellen sich Reisende wieder verstärkt die Frage nach der Sicherheit auf Reisen. Dies natürlich vor allem bei Touren in die Nähe der Konfliktzone. Die Nachfrage für Reisen nach Israel ist komplett zum Erliegen gekommen, räumt etwa Philippe Raselli vom Zürcher Spezialisten Holiday Maker Tours ein.
Inzwischen rät das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in seinen Reisehinweisen auch explizit von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen nach Israel ab. Bei den grossen Reiseveranstaltern Kuoni und Hotelplan werden in nächster Zeit geplante Israel-Reisen kostenlos erstattet oder auf alternative Ziele umgebucht.
Dasselbe gilt für den Libanon, im Norden Israels. Das EDA rät von Reisen dorthin ab, die Swiss hat ihre Flüge nach Beirut ausgesetzt. «Alle anderen Destinationen sind jedoch nicht von dieser Massnahme betroffen», hält Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler fest.
Was ist mit Israels Nachbarländern?
«Bei den anderen Ländern wie Ägypten, Jordanien, den Emiraten oder Saudi-Arabien konnten wir bisher keine merkliche Veränderung in Bezug auf das Reiseverhalten feststellen», sagt Raselli. Bei Hotelplan und bei Kuoni gab es vereinzelte Stornierungen für Reisen nach Jordanien sowie wenige Umbuchungen von Ägypten-Reisen. Die Emirate scheinen nicht betroffen zu sein, ebenso wenig Saudi-Arabien. Letzteres ist touristisch aber noch ein Nischenprodukt.
Die grösste Sorge gilt Ägypten, einem beliebten, weil von der Schweiz nahe gelegenen «warmen Ziel» in den Wintermonaten. Das EDA hat zwar seine Reisehinweise angepasst, rät jedoch nicht explizit von Reisen nach Ägypten ab. Dasselbe gilt für Jordanien. Lediglich die Grenzgebiete seien zu meiden – also jene zu Konfliktgebieten.
Im Fall von Jordanien sind das die Grenzen zum Irak und zu Syrien, in Ägypten jene zu Israel und dem Gazastreifen. Sie sind jedoch keine touristisch relevanten Gebiete, mit Ausnahme des Golfs von Akaba an der östlichen Nordspitze des Roten Meers, wo Israel, Ägypten und Jordanien Strände in Sichtweite zueinander haben. Dort ist die Lage allerdings ruhig. Auch alle Flüge in diese Länder finden normal statt.
700 Kilometer von Tel Aviv
Weil das EDA nicht explizit von Reisen abrät, darf man auch keine kostenlose Stornierung oder Umbuchung von den Veranstaltern bei Reisen in die genannten Länder erwarten. Direkt vom Konflikt betroffen ist man etwa im ägyptischen Badeort Hurghada, der 700 Kilometer von Tel Aviv entfernt ist, sicherlich nicht. Natürlich bleibt ein Anschlagsrisiko bestehen.
Das EDA rät trotzdem nicht von Reisen ab: «Eine solche Massnahme wäre unverhältnismässig angesichts der Unmöglichkeit, Anschläge vorauszusehen. Sie würde das Ziel der Terroristen, Unsicherheit und Angst zu schüren, unterstützen.» Klar ist aber, dass der Konflikt, sollte er weiter bestehen oder sich gar ausweiten, die Lust auf Ferien in Ländern in Nahost deutlich schmälern wird.