Darum gehts
- SAC im Dilemma: Naturschutz versus steigende Ansprüche junger Bergtouristen
- Hüttenwarte klagen über respektlose Gäste und überhöhte Erwartungen
- Cavardirashütte: 2,8 Millionen Franken für Neubau, Kritik an Nachhaltigkeit
Der Schweizer Alpen-Club SAC steckt im Dilemma: Er möchte behutsam mit der Natur umgehen und einen sanften Tourismus in den Bergen fördern. Dumm nur: Die Ansprüche an eine SAC-Hütte einer vornehmlich jungen Kundschaft, die die Berge für sich entdeckt, steigen und steigen. In Sachen Unterkunft und beim gastronomischen Angebot. Viele schätzen nach einer strengen Bergtour eine Dusche oder bestehen beim Hütten-Znacht auf einer veganen Alternative.
Das braucht moderne SAC-Hütten – und führt immer wieder zu Problemen. So hat die Hüttenwartin der Muttseehütte ob Linthal GL im Glarnerland entnervt aufgegeben. Sie hatte genug von einem Teil der Gäste, dem es nur um ein möglichst spektakuläres Foto für die sozialen Medien geht. Diese würden sich im Gebirge nicht auskennen, monierte sie. Und hätten zu hohe Ansprüche ans Essen. Ähnlich die Gemütslage im Wallis: Die Hüttenwartin der Hörnlihütte ob Zermatt VS beklagte sich über die Respektlosigkeit der Gäste. Und das, obwohl sie einen enormen Aufwand betreibt und nur ausgebildete Köche an den Herd lässt und Duschen, WLAN, Zweierzimmer, Lounges und viel Platz anbietet.
Neubau statt sanfter Sanierung
Aktuell sorgt die Cavardirashütte bei Disnetis GR für Schlagzeilen. Die 1928 erbaute Hütte auf 2649 Metern über Meer in der oberen Surselva soll abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden, wie der «Landbote» schreibt. 2026 sollen die Bauarbeiten beginnen. 2,8 Millionen Franken sind fürs Projekt budgetiert. Ein Entscheid, der längst nicht bei allen SAC-Mitgliedern gut ankommt. Bisher hat der Alpen-Club vornehmlich bestehende Hütten modernisiert, statt neue zu bauen. Kritiker haben an einer ausserordentlichen Versammlung einen Abriss als «unverhältnismässig» bezeichnet und stattdessen eine sanfte Sanierung gefordert, wie die Zeitung darstellt.
Ein Abriss sei nicht nachhaltig und verursache zu viele unnötige Helikopterflüge, sagen die Kritiker. Das Vorgehen widerspreche den ökologischen Zielen des SAC. Bei einer sanften Renovierung brauche es kaum Flüge. Die Substanz der Hütte sei gut, sagen sie dem «Landboten». Ein Abbruch sei deshalb pure «Ressourcenverdummung».
Hütten nachhaltig und ökologisch betreiben
Der Antrag der Kritiker war aber chancenlos, der Neubau kommt. Und der SAC betont, seine Hütten so nachhaltig und ökologisch wie möglich betreiben zu wollen. «Das ist unser Grundsatz, damit die Natur erhalten bleibt», sagt Petra Waldburger, Fachmitarbeiterin Hüttenbau auf der SAC-Geschäftsstelle in Bern, im Bericht. Besänftigen dürfte dies die Kritiker nicht.