Machst du mehr Pausen? Trinkst du während der Arbeit? Und trägst du immer Hosen?
1:03
Homeoffice-Pflicht:Ab heute arbeiten 2,4 Millionen zu Hause

Ab heute Pflicht in der ganzen Schweiz
2,4 Millionen im Homeoffice

Ab heute Montag gilt die Homeoffice-Pflicht. Damit arbeiten noch mehr Erwerbstätige als im vergangenen Jahr von zu Hause aus. Für über zwei Millionen Menschen ist das Home das neue Office.
Publiziert: 18.01.2021 um 01:16 Uhr
|
Aktualisiert: 19.01.2021 um 14:58 Uhr
1/2
Laut Marc K. Peter sind aktuell rund 2,4 Millionen Erwerbstätige im Homeoffice.
Foto: Christian Helmle
Ulrich Rotzinger

Arbeiten am Küchentisch, Videocall im Kinderzimmer, Telefonieren auf dem WC: Das Home wird für immer mehr zum Office. Ab heute Montag «sorgen die Arbeitgeber dafür, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Arbeitsverpflichtungen von zu Hause aus erfüllen». So steht es in der Verordnung, die die Homeoffice-Pflicht regelt. Bisher galt lediglich eine dringende Empfehlung.

Allerdings lässt die Verordnung Spielraum für Interpretation: Die «Art der Aktivität» müsse dies möglich machen, heisst es. Und das Arbeiten von zu Hause aus müsse mit «verhältnismässigem Aufwand umsetzbar sein».

Viele fragen sich nun: Wie gross ist überhaupt das Potenzial bei den Unternehmen? Wie viele Angestellte arbeiten schon in den eigenen vier Wänden? Und was nützt die Pflicht genau?

Fast jeder Zweite im Homeoffice

Marc Peter (48) hat die Antwort. Er ist Leiter des Kompetenzzentrums für Digitale Transformation an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. «In über 400'000 Schweizer Firmen könnten die Mitarbeitenden theoretisch teilweise oder ganz von zu Hause aus arbeiten», sagt er. Konkret schätzt er, dass 2,4 Millionen Erwerbstätige im eigenen Büro sitzen. Am eigenen Schreibtisch. Mit dem eigenen Notizblock und der Müesli-Schale direkt neben dem Arbeitslaptop.

Damit ist fast jeder zweite Arbeitnehmer im Homeoffice! Denn die Zahl der Erwerbstätigen in der Schweiz liegt bei rund 5,1 Millionen. Als Erwerbstätige gelten Personen im Alter von mindestens 15 Jahren, die noch nicht in Pension sind.

Die Homeoffice-Hochrechnung basiert auf einer repräsentativen Umfrage bei über 500 KMU-Chefinnen und -Chefs. Peter stellt auch auf Zahlen des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2019 ab.

Pflicht bringt nur wenig

Stimmt das Ergebnis? Der Arbeitgeberverband kommt jedenfalls zu einem ähnlichen Schluss. Gemäss Chefökonom Simon Wey (44) arbeiten nunmehr 2,1 Millionen Erwerbstätige vom eigenen Schreibtisch aus. Tendenz steigend.

Aber die vom Bundesrat verordnete Pflicht hätte nur einen kleinen Effekt, sagt Wey. «Der durch die Homeoffice-Pflicht resultierende Anstieg beträgt gut 4 Prozentpunkte, was in etwa 180'000 Erwerbstätigen entspricht, die zusätzlich Homeoffice machen.»

Dass der Bundesrat die Schrauben anzog und aus der dringlichen Homeoffice-Empfehlung eine klare Pflicht machte, ging dem Arbeitgeberverband gegen den Strich. Sie sprachen sich im Vorfeld für andere Massnahmen aus und forderten stattdessen technische Lösungen wie zusätzliche Wände. Oder organisatorische Massnahmen. So sollten etwa die Abstände im Büro vergrössert und Arbeitsschichten angepasst werden.

Homeoffice wird bleiben

Es kam anders – und jetzt braut sich die Schweiz den Kaffee am eigenen Kaffeeautomaten, statt Nespresso im Büro zu schlürfen. Für viele ist dies allerdings schon seit Monaten Realität.

Sowohl Peter von der FHNW als auch Wey vom Arbeitgeberverband gehen davon aus, dass jene Branchenbetriebe mit den höchsten Anteilen an Erwerbstätigen im Homeoffice seit Ausbruch der Krise an ihrer Politik festhielten. Sie liessen ihre Mitarbeitenden konsequent im Homeoffice. Beispiele dafür sind der Internetgigant Google sowie viele weitere Grossbetriebe der Kommunikationsbranche, international tätige Grossfirmen oder Unternehmen aus dem Versicherungs- und Finanzbereich.

FHNW-Experte Peter erwartet, dass der Trend anhalten wird, auch wenn der Bundesrat dereinst die Schrauben wieder lockert. Das Homeoffice hat sich endgültig etabliert. Und die Zahl derer, die teilweise oder ganz zu Hause arbeiten, wird weiter ansteigen. «Mittel- bis langfristig wird sich die Zahl der Mitarbeitenden, die von daheim aus arbeiten mehr als verdoppeln», so der Fachmann.

Lockdown-Änderungen: Das gilt ab heute!
  • Alle Beschlüsse des Lockdowns light im Dezember werden um fünf Wochen verlängert. Das betrifft die Schliessung von Restaurants sowie Kultur-, Sport- und Freizeitanlagen.
  • Schliessung der Läden mit Waren des nicht täglichen Bedarfs. Dienstleister wie Coiffeursalons, Poststellen oder Banken müssen um 19 Uhr schliessen.
  • Öffentliche und private Treffen maximal zu fünft.
  • Homeoffice-Pflicht: Überall dort, wo Homeoffice möglich ist, ist diese Pflicht. Besonders Gefährdete können sich unter Umständen beurlauben lassen.
  • Strengere Maskenpflicht am Arbeitsplatz: Wo kein Homeoffice möglich ist, müssen immer Masken getragen werden, wenn sich mehr als eine Person in einem Raum aufhält.
  • Erschwerte Anforderungen für Maskendispens: Neu dürfen nur noch Ärztinnen und Psychotherapeuten eine Maskendispens ausstellen.
  • Alle Beschlüsse des Lockdowns light im Dezember werden um fünf Wochen verlängert. Das betrifft die Schliessung von Restaurants sowie Kultur-, Sport- und Freizeitanlagen.
  • Schliessung der Läden mit Waren des nicht täglichen Bedarfs. Dienstleister wie Coiffeursalons, Poststellen oder Banken müssen um 19 Uhr schliessen.
  • Öffentliche und private Treffen maximal zu fünft.
  • Homeoffice-Pflicht: Überall dort, wo Homeoffice möglich ist, ist diese Pflicht. Besonders Gefährdete können sich unter Umständen beurlauben lassen.
  • Strengere Maskenpflicht am Arbeitsplatz: Wo kein Homeoffice möglich ist, müssen immer Masken getragen werden, wenn sich mehr als eine Person in einem Raum aufhält.
  • Erschwerte Anforderungen für Maskendispens: Neu dürfen nur noch Ärztinnen und Psychotherapeuten eine Maskendispens ausstellen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.