Die Paketbotin Leila Meyer fuellt am fruehen Morgen einen Lieferbus der Post mit Paketen, im Paketzentrum Haerkingen, am Mittwoch, 9. Dezember 2020, in Haerkingen. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Ab geht die Post
Umsatz-Schub dank Paketboom im Lockdown

Wer Shoppen will, aber nicht in die Läden kann, greift zum Handy und lässt sich seine Lieferung per Paketpost zustellen. Im Lockdown tausendfach passiert. Der Gesamtumsatz im Postmarkt vom vergangenen Jahr kann sich deshalb sehen lassen.
Publiziert: 08.06.2021 um 11:33 Uhr
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Nach nie wurden mehr Pakete verschickt als letztes Jahr.
Foto: imago images/STPP

Wegen des Paketbooms stieg der Gesamtumsatz im Postmarkt um 3 Prozent auf 4,2 Milliarden Franken – so stark wie seit Jahren nicht mehr. Allerdings wurden wegen des Homeoffice viel weniger Briefe, Zeitungen und Zeitschriften verschickt. Das Gesamtvolumen sank entsprechend.

Der Rückgang bei den verschickten Sendungen ging um 4,5 Prozent auf 3,1 Milliarden zurück, wie es im am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht 2020 der Eidgenössischen Postkommission (Postcom) heisst.

Höchststand bei Paketen, Flaute bei Briefen

So gab es also bei den Paketen einen neuen Rekord, während es bei den Briefen respektive im Briefmarkt einen neuen Tiefststand gab. Dessen Anteil am Gesamtumsatz lag bei 37 Prozent. Fünf Jahre zuvor lag er gemäss Jahresbericht noch bei über 50 Prozent.

Viele Leistungen der Post seien zudem starken Einschränkungen und Anpassungen unterworfen gewesen. So habe die Post die Rekordmenge an Paketen wegen der Abstandsvorschriften nicht einfach mit mehr Personal bewältigen können.

Bundesamt anerkennt «höhere Macht»

Die Postcom wacht über die Qualität der postalischen Grundversorgung. Die Post hat dabei gewisse Werte zu erreichen, die im Postgesetz festgehalten sind – etwa die Vorgabe, wie lange ein Paket oder ein Brief unterwegs sein darf oder in welcher Zeit die Bevölkerung eine Poststelle oder eine Postagentur erreichen können muss.

Während der vom Bundesrat ausgerufenen ausserordentlichen Lage hat das zuständige Bundesamt für Kommunikation (Uvek) der Post erlaubt, von den gesetzlichen Vorgaben abzuweichen. Es anerkannte eine «höhere Macht» an, weswegen die Messungen während mehrerer Monate ausgesetzt wurden. Insgesamt erreichte die Post die Vorgaben im Jahr 2020.

Abbau der Poststellen schreitet voran

Neben der Corona-Pandemie befasst sich die Postcom in ihrem Jahresbericht mit anderen Aspekten aus der Postwelt. So kontrollierte sie etwa, ob die Firmen der postalischen Dienstleistung die Mindestvorgaben bei ihren Angestellten einhielten.

Demnach ist das nicht immer der Fall. Verstösse festgestellt worden seien insbesondere beim Einhalten der Wochenarbeitszeit von höchstens 44 Stunden und beim Stundenlohn von mindestens 18,27 Franken.

Auch über den Abbau der Poststellen im Schweizer Netz wurde im Jahresbericht rapportiert. So ist wie in den Vorjahren auch im Berichtsjahr die Anzahl der Poststellen stärker zurückgegangen, als die Anzahl der Agenturen zunahm.

Geraten die Löhne unter Druck?

Ende 2020 bestand ein Netz von 2087 bedienten Zugangspunkten (902 eigenbetriebene Poststellen und 1185 Postagenturen). Bis ins Jahr 2024 strebt die Post einen Rückgang auf 800 Poststellen an. In Gemeinden, wo nach der Auflösung der Poststelle kein Agenturpartner gefunden wird, führt die Post einen Hausservice ein. Die Anzahl der Hausservices stieg um 22 auf 1797.

Die Postcom befürchtet, dass wegen dem immer stärkeren Wettbewerb bei kostenlosen Lieferungen und Rücksendungen die Löhne nach unten gedrückt werden. Deswegen hat sie Anfang Jahr eine Studie über die Arbeitsbedingungen im Postmarkt in Auftrag gegeben und dazu einen beratenden Expertenausschuss eingesetzt. Darin sind auch die Sozialpartner vertreten.

Konsequenzen der Privatisierung von Postfinance

Die Kommission nahm auch die vom Bundesrat angedachte Privatisierung von Postfinance unter die Lupe. Diese würde deren Herauslösung aus dem Postkonzern bedeuten, schreibt die Postcom.

Die heute bestehende «enge Verflechtung und Zusammenarbeit» zwischen Postfinance und den übrigen Konzerngesellschaften in der Grundversorgung mit Post- und Zahlungsverkehrsdienstleistungen wären entsprechend anzupassen. Es bräuchte eine Revision der Bestimmungen zur Grundversorgung im Postgesetz.

Die Postcom hält fest, dass die Nettokosten der Grundversorgung von der Post zurzeit noch getragen werden könnten. Künftig sei jedoch mit weiteren Rückgängen der Erlöse insbesondere aus dem Briefmonopol zu rechnen – zusätzlich beschleunigt durch den Digitalisierungseffekt infolge der Corona-Pandemie.

Die Post setzt sich aus sieben durch den Bundesrat gewählten Mitgliedern zusammen. Die unabhängige Behörde ist dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) administrativ angegliedert. (gif/SDA)

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