Ausgelaugt, müde, unzufrieden: So fühlen sich etliche Coop-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter einer Grossbäckerei. Am Wochenende Minusstunden abbauen, gehört für sie zum Normalfall.
Die Mitarbeitenden in einer Grossbäckerei von Coop werden systematisch mit weniger Stunden eingeplant, als ihre Soll-Arbeitszeit von 41 Stunden die Woche beträgt. Damit häufen sich zwangsläufig Minusstunden an. Der SRF-Sendung «Kassensturz» liegen entsprechende Arbeitsrapporte vor.
Das Privatleben leidet
Die Gewerkschaft Unia zeigt sich empört. Minusstunden in dieser Form seien so nicht im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) oder im Arbeitsvertrag geregelt. Anne Rubin, Unia-Verantwortliche für den Coop-GAV, will mit dem Detailhändler über den Missstand diskutieren. Sie sagt: «Die Planung ist so gemacht, dass die Mitarbeitenden ihre vertraglichen 41 Stunden nicht in fünf Tagen abarbeiten können.»
So häufen sich die Sechstagewochen: Laut dem «Kassensturz» sind es zehn oder mehr im Jahr. «Wer am Samstag nicht arbeiten kann, wird am Sonntag eingeteilt», berichten Coop-Mitarbeitende, die anonym bleiben wollten. Ihr Privatleben komme zu kurz.
Viele Minusstunden, zu lange Arbeitswochen
Durch den zusätzlichen Arbeitstag überschreiten die Angestellten regelmässig die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 Stunden. Coop beruft sich bei diesem Punkt auf eine Ausnahmeregel im Arbeitsgesetz von 49 Stunden.
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Coop verteidigt sich: «Die Fünftagewoche wird bei Coop gemäss Auswertungen grossmehrheitlich und im Durchschnitt eingehalten.» Personalchef Luc Pillard kündigt gegenüber «Kassensturz» an, Sofortmassnahmen zu ergreifen.
Minusstunden «in der Natur des Schichtbetriebs»
Er bestreitet jedoch den Vorwurf, dass es zu Gesetzesverstössen gekommen sei: «Es liegt in der Natur eines Dreischichtbetriebs, dass man nicht auf 41 Stunden kommt.» Darum werde ein sechster Tag eingeschaltet, was das Gesetz auch so erlaube.
Schriftlich ist nicht vereinbart, dass Coop-Mitarbeitende fix mit Minusstunden rechnen müssen. «Bei der Rekrutierung wird immer erwähnt, dass dies das Arbeitsmodell in diesem Dreischichtenmodell ist», entgegnet Pillard. (gif)