55 Angestellte vor dem Nichts
Die zweitletzte Schweizer Baumwollweberei in Russikon schliesst nach 135 Jahren

Die Geschichte der Weberei Russikon geht bis ins Jahr 1890 zurück. Jetzt nimmt sie allerdings ein Ende. Der österreichische Mutterkonzern lässt vernehmen, dass die Produktion in der Schweiz schliesst. 55 Angestellte stehen vor der Entlassung.
Publiziert: 13:43 Uhr
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Aktualisiert: 14:33 Uhr
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In Russikon im Kanton Zürich steht die letzte industrielle Baumwollweberei der Schweiz.
Foto: Weberei Russikon

Auf einen Blick

  • Letzte Schweizer Baumwollweberei schliesst nach 135 Jahren
  • Wirtschaftliche Lage in Afrika führt zu Nachfragerückgang für Damaste
  • 55 Angestellte stehen vor Entlassung
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Es ist eine traurige Schlagzeile: Die zweitletzte industrielle Baumwollweberei der Schweiz steht vor dem Ende. Der Mutterkonzern Getzner Textil zieht der WR Weberei Russikon im Zürcher Oberland nach 135-jähriger Geschichte den Stecker. Die 55 Angestellten stehen vor der Entlassung, wie der «Zürcher Oberländer» zuerst berichtete. Seit knapp 30 Jahren gehört die Weberei zur österreichischen Firmengruppe. 

Das Russiker Unternehmen produzierte eine spezielle Stoffart, sogenannte Jacquard-Damaste, welche ausschliesslich für Kleider auf dem afrikanischen Markt gebraucht wird. Jährlich stellt die Weberei 3,4 Millionen Laufmeter her. Doch die Nachfrage aus Afrika nach Damaste ist in den letzten Monaten abgesackt. 

Wirtschaft Afrikas trägt Mitschuld

«Die Absatzmengen sind im zweiten Halbjahr 2024 stark zurückgegangen», erklärt Martin Frick, Verwaltungsratspräsident der Weberei in Russikon und Vorstand Finanzen der Getzner Textil, gegenüber der Zeitung. «Seit November und Dezember ist der Einbruch markant.»

Schuld sei vor allem die Situation in den Absatzländern. «Die Inflationsraten in den westafrikanischen Staaten sind sehr hoch», meint Frick. Zudem ist die politische Lage in den meisten Nationen nicht stabil. «Die Leute legen ihr Geld dann lieber zur Seite und kaufen weniger Stoffe.»

Eine schnelle Erholung ist zudem nicht in Sicht. «Die Rückkehr auf das alte Niveau ist kurz- oder mittelfristig nicht realistisch», so der Präsident weiter. Der Getzner Textil bleibt nichts anders übrig, als ihre Produktionsplanung zu überprüfen. Dabei ist der Schweizer Standort gegenüber jenen in Deutschland im Nachteil.

Konsultationsverfahren und Sozialplan

Die Firmengruppe betreibt nämlich in Gera im deutschen Thüringen einen weiteren Damaste-Produktionsstandort. Eine Schliessung sei dort nicht geplant. Die Schweizer Produktion weist im Vergleich zu hohe Kosten auf – sei es im Energie- oder im Personalbereich. Da nützt auch die effiziente Produktion nichts. Im internationalen Textilmarkt ist Russikon nicht mehr wettbewerbsfähig.

Für die Mitarbeitenden im Oberland wird im Falle der Schliessung ein Sozialplan gelten. Das Konsultationsverfahren wurde eröffnet.

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