Darum gehts
- Traditionsreiches Haug Confiserie Café Restaurant in Schwyz schliesst Ende April
- Schwieriges Konsumentenverhalten und Strukturwandel im Bäcker- und Konditoreigewerbe führten zur Schliessung
- Zahl der SBC-Mitglieder sank von 3900 im Jahr 2000 auf unter 1800 Anfang 2024
Am malerischen Postplatz in Schwyz geht bald eine 135-jährige Geschichte zu Ende. Das Haug Confiserie Café Restaurant wird per Ende April den Betrieb aufgeben. Die traurige Nachricht macht der Traditionsbetrieb auf seiner Webseite publik. Der «Bote der Urschweiz» hat als Erster darüber berichtet.
André Rotzetter-Haug (71) hat den Familienbetrieb vor sieben Jahren übernommen. Sein Ziel sei es gewesen, die alte Unternehmensgeschichte um ein «längerfristig ausgerichtetes Kapitel zu bereichern», heisst es in der Mitteilung. Nun komme es zu dem bedauerlichen Schritt.
30 Angestellte betroffen
Die Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten seien vertragsgemäss beendet worden. Das Unternehmen stehe zudem im Austausch mit dem kantonalen Amt für Arbeit und weiteren Amtsstellen, die den Betroffenen unterstützend zur Seite stehen. Gemäss «Bote der Urschweiz» sind rund 30 Angestellte von der Schliessung betroffen.
Zur Schliessung geführt habe massgeblich die schwierige Lage im schweizerischen Bäcker- und Konditoreigewerbe, begründet der Betrieb das Aus in der Mitteilung. Dieses sehe sich mit einem veränderten Konsumentenverhalten konfrontiert und befinde sich in einem grossen Strukturwandel, wie ein Blick auf die Entwicklung der Betriebe zeige. Der Dachverband Schweizer Bäcker-Confiseure (SBC) zählte zur Jahrtausendwende noch gut 3900 Mitglieder. Bis Anfang 2024 schrumpfte die Zahl auf unter 1800. Eine ähnliche Entwicklung sei auch im Kanton Schwyz zu beobachten.
«Bäckereisterben gibt es nicht!»
Die Kundschaft erledige ihre Einkäufe vermehrt in Einkaufscenter. Hinzu kämen die steigenden Betriebskosten. «Einem ausgesprochenen Spezialitätenhaus wie dem Haug erschwert das ausserordentlich, auf betriebswirtschaftlich gerechtfertigter Basis den traditionellen, hohen Qualitätsmassstäben mit haus- und handgefertigten Produkten gerecht zu werden», wird André Rotzetter-Haug in der Mitteilung zitiert.
In der Geschäftsstelle des Dachverbands SBC bedauert man die Schliessung des Traditionsbetriebs auf Anfrage von Blick ausserordentlich. Was der Verband zum Bäckereisterben sagt? Der SBC verweist auf einen Blog-Eintrag ihres Präsidenten Silvan Hotz. «Nein, ein Bäckereisterben gibt es nicht!», schreibt er darin. In der Schweiz würden zwar jährlich zwischen 50 und 80 Betrieben aus wirtschaftlichen Gründen oder einer fehlenden Nachfolgeregelung schliessen.
Weniger, aber grössere Betriebe
Spannend sei jedoch, «dass die Anzahl der Verkaufsstellen praktisch unverändert geblieben ist. Das wiederum heisst, dass die bestehenden Bäckereien-Confiserien tendenziell grösser werden», so Hotz. Er verweist aber ebenso auf die 30 bis 40 Berufsleute, die jährlich einen Betrieb übernehmen und kreativen und innovativen Ideen Erfolg hätten.
Die Zahlen im SBC-Geschäftsbericht bestätigen: Die Zahl der Filialen und Verkaufsstellen – das sind Produktionsbetriebe, in denen auch verkauft wird – ist nur leicht tiefer als vor zehn Jahren. Wie in anderen Branchen ist es für grössere Betriebe leichter, wirtschaftlich zu sein.
Die Herausforderungen für die Unternehmerinnen und Unternehmer bleiben gross. So könnten die Betriebe die steigenden Kosten nicht mehr an ihre Kundschaft weitergeben, schreibt Manfred Hasler in einem anderen SBC-Blogbeitrag. Die Grenze sei erreicht worden. Hasler ist Inhaber von Ueli der Beck in Urtenen-Schönbühl BE.