Mario Jenal (64) kann seinen Ärger nicht verbergen: «Persönlich ist diese Entscheidung ein Riesenfrust», sagt der Direktor der Bergbahnen Samnaun am Telefon zu Blick. Nur um gleich diplomatisch nachzuschieben: «Aber wir müssen die Gesamtsituation im Auge behalten: Der Gast braucht einheitliche Regeln.»
Einheitliche Regeln, das bedeutet schärfere Regeln als in jedem anderen Skigebiet der Schweiz. In der grenzüberschreitenden Silvretta Skiarena, zu der die Skigebiete von Samnaun und Ischgl gehören, gilt die 2G-Regel. Das heisst: Nur Geimpfte oder Genesene dürfen ab dem 25. November ihre Spuren in den Schnee ziehen.
Kein Spielraum für Ischgl
Österreich kämpft seit Wochen mit steigenden Fallzahlen und hat deshalb die Corona-Massnahmen verschärft. Seit Montag gilt in unserem östlichen Nachbarland die 2G-Regel. Ein Test zählt für den Einlass nicht mehr. Wer weder genesen noch geimpft ist, darf nicht ins Café, ins Theater oder Kino – und auch nicht zum Skifahren.
Auch wenn der Frust bei den Samnaunern tief sitzt, die Kollegen aus Österreich hatten keine Wahl. «Für Ischgl gab es keinen Spielraum. Die Vorgaben aus Wien sind klar», erklärt Jenal. Zumal der Abbruch der Skisaison in Ischgl Mitte März 2020 zu einem der ersten Superspreader-Events in der Geschichte der Corona-Pandemie geführt hatte. Da wäre es wohl gar nicht gut angekommen, hätte der Tiroler Skiort die Vorgaben aus Wien hinterfragt.
Günstiges Ticket für Schweizer Seite
Damit haben sich die Hoffnungen der Samnauner zerschlagen, wenigstens mit der Zertifikatspflicht auf Basis der 3G-Regel durch den Winter zu kommen. Diesen Plan hatte Bergbahn-Direktor Jenal noch im Oktober gegenüber Blick TV erläutert. Doch mit der Verschärfung in Österreich müssen nun auch die Samnauner nachziehen. Die 2G-Regel gilt für alle Personen ab 12 Jahren.
Es gibt allerdings eine Ausnahme: Wer bereit ist, nur auf der Schweizer Seite zu fahren, kommt auch mit einem Test zum Skivergnügen. «Es gibt ein spezielles Ticket für Einheimische und Gäste mit Zertifikatspflicht, also 3G», sagt Jenal. «Dieses ist viel günstiger, aber nur auf den Bahnen auf Schweizer Seite gültig.»
Immerhin: Aufgrund der verschärften Regeln braucht es auf der österreichischen Seite keine FFP2-Masken in den Bahnen. Zudem gibt es dank 2G und 3G keine Kontrollen mehr in der Gastronomie. Das könnte den einen oder anderen Gast zusätzlich anlocken.
Nur dürften diese Gäste die Absagen wohl kaum kompensieren: «Wir rechnen wegen der 2G-Regel mit Einbussen» befürchtet Jenal. «Es gab bereits erste Stornierungen.»