1200 Arbeitslose pro Tag!
UBS erwartet scharfe Rezession

Die Ökonomen der UBS erwarten für die Schweizer Wirtschaft wegen des Coronavirus eine scharfe Rezession. Jeden Tag wandern mehr als 1000 Personen in die Arbeitslosigkeit.
Publiziert: 27.04.2020 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2020 um 18:49 Uhr
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Corona-Ausnahmesituation: In der Krise steigt die Zahl der Arbeitslosen.
Foto: keystone-sda.ch

Die Arbeitslosigkeit steigt gemäss UBS-Berechnungen derzeit um rund 1200 bis 1500 Personen pro Tag. Das sagen Experten der Grossbank in einer Studie vom Montag. Die Arbeitslosigkeit soll bis Ende Jahr auf einen landesweiten Wert von 4,0 Prozent steigen. Im letzten Jahr waren es 2,3 Prozent.

Das Problem sei derzeit vor allem, dass praktisch keine neuen Stellen geschaffen würden, sagt UBS-Ökonom Daniel Kalt. Und nicht, dass es Massenentlassungen im grossen Stil gibt. «Im Normalbetrieb werden täglich 1300 Stellen geschaffen. Diese Zahl tendiert jetzt wohl gegen null», so Kalt.

Für die Wirtschaft rechnen Kalt und die anderen UBS-Ökonomen mit einer scharfen, aber nicht allzu lange dauernden Rezession. Vor allem das Instrument der Kurzarbeit sowie die vom Bund garantierten Überbrückungskredite an Unternehmen sollten eine baldige Erholung ermöglichen.

Einbruch des BIP

«Die Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus hat zur ersten staatlich angeordneten Rezession der modernen Wirtschaftsgeschichte geführt», meint Kalt.

Wahrscheinlich sei es gar eine der schärfsten Rezessionen, welche die Schweiz je gesehen habe, so der UBS-Experte. Speziell sei vor allem auch, dass die Wirtschaft weltweit praktisch gleichzeitig einbreche.

Im Detail erwarten die Bank-Experten für das laufende Jahr 2020 in ihrem Basisszenario neu einen Einbruch des hiesigen Bruttoinlandproduktes (BIP) um 4,6 Prozent.

Exporte schrumpfen

Der private Konsum und die Investitionen dürften gemäss der neuen Prognose je rund fünf Prozent schrumpfen, die Exporte gar um zehn Prozent. Einzige positive BIP-Komponente ist der staatliche Konsum, der rund zwei Prozent zulegen sollte.

Das Basis-Szenario der UBS entspricht einer sogenannten «U»-Rezession. Es gibt also keine unmittelbare Erholung nach dem Einbruch wie etwa bei einer «V»-Rezession, aber auch keine langwierige Baisse wie bei einer Rezession in Form eines «L».

Letzteres habe man beispielsweise Mitte der 70er-Jahre im Rahmen der Ölkrise gesehen, erklärt UBS-Ökonom Alessandro Bee. Damals stagnierte das BIP nach einem starken Einbruch 1975 im darauf folgenden Jahr.

Die grosse Frage

Lange gedauert habe es auch nach der Immobilienkrise in den frühen 90er-Jahren, bis sich die Wirtschaft wieder erholt habe. Der Fokus der Wirtschaftspolitik müsse daher jetzt darauf liegen, die Grundlagen für eine rasche Erholung zu schaffen. Gelinge das, könne ein Teil des jetzt entstehenden wirtschaftlichen Schadens kompensiert werden.

Die UBS gibt sich relativ optimistisch, dass das gelingt. Mit der Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung sowie den via Banken an Tausende von KMU gewährten Überbrückungskrediten habe der Bund zu wirksamen Instrumenten gegriffen und damit den Grundstein für eine Erholung der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte gelegt. «Wenn wir Glück haben, dann haben wir im vierten Quartal annähernd das Umsatz-Niveau von vor der Krise», so Kalt.

2021 sollte das BIP gemäss den neuen Prognosen dann bereits wieder einen Anstieg um knapp vier Prozent zeigen. Damit wäre Ende 2021 zwar noch nicht der ganz BIP-Einbruch wieder wettgemacht, aber doch ein guter Teil davon. Die Prognose ist aber unsicher. Und sie ist auch abhängig von zwei zentralen Fragen: Wie verbreitet sich das Virus? Und vor allem: Kommt eine zweite Welle? (sda/ise)

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